Wehr Die Museumsabende entwickeln sich zu einer nachhaltigen Erfolgsgeschichte. Erneut konnte der Vorsitzende des Förderkreises Stadtmuseum, Dieter Walz, am Freitagabend zahlreiche Besucher begrüßen. Der erste Museumsabend hatte sich mit der Glasindustrie befasst, die sich dank des Waldreichtums angesiedelt hatte, beim zweiten Abend hatte Forstdirektor a.D., Hans Mehlin, über die intensive Waldnutzung referiert, die zur weitgehenden Entwaldung führte, bis Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn Josef II. erste Waldordnungen erließen.

Der dritte Museumsabend beleuchtete die Entwicklung bis zur Gegenwart. Die Rolle des Waldes wurde seither aufgewertet, sowohl was seine nachhaltige Bewirtschaftung als auch seine Wahrnehmung betraf: Galten die Wälder in der aufklärerischen Tradition noch als Schreckensorte, so wurden sie in der Romantik zu Sehnsuchtsorten und Schauplätzen von Märchen, von denen einige wie das „Burgfräulein in der Wehraschlucht“ auch bei Wehr angesiedelt sind.

Die Waldordnungen aus der Habsburger Zeit wurden durch das Badische Forstgesetz von 1833 erweitert. Der Forst musste seither durch naturwissenschaftlich ausgebildete Forstbeamte gepflegt werden, man bildete Forstreviere und inventarisierte die Baumbestände. Mit Erfolg, denn nach den großflächigen Kahlschlägen wurde der Wald im 19. und 20. Jahrhundert wiederaufgeforstet. „Wehr hatte vor 100 Jahren wieder einen relativ naturnahen Wald“, so Hans Mehlin. Gleichzeitig wurden bahnbrechende Infrastrukturmaßnahmen wie der Bau der Wehratalstraße von 1835 bis 1850 oder die Waldwege im Ehwald realisiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann wieder eine intensivere Holznutzung, bis die Ölheizungen in den 1960er-Jahren die Holzöfen ablösten. Damals wurden oft schnell wachsende Fichtenkulturen angelegt, die heute als ökologisch weniger geeignet gelten. Freilich blieb der Wald von Herausforderungen nicht verschont. In den 1980er-Jahren war das Schlagwort vom „Sauren Regen“ weit verbreitet, bis die Schwefeldioxid-Emissionen durch den Einbau von Katalysatoren und Filteranlagen stark zurückgingen. Heute setzt vor allem der Klimawandel den Bäumen zu. Der Forst versucht daher schon länger, die Fichtenmonokulturen in resilientere Mischwälder umzubauen. Der Wald spielt auch eine große Rolle als Naherholungsgebiet und Lebensraum für Flora und Fauna, denn im Wehrer Wald gibt es mehr als 1000 Arten, darunter etwa 120 Vogelarten.

„Förster betrachten den Schutz des Waldes als ihre ureigenste Aufgabe“, so Mehlin. „In Wehr bräuchten wir daher all die Zertifizierungen nicht, denn wir haben schon immer nachhaltig gewirtschaftet, aber ohne Zertifikat glaubt man das nicht.“ Dass der Klimawandel zu einer Änderung des Baumbewuchses führen könne, sei nicht unwahrscheinlich. Sollte sich der Temperaturanstieg auf 1,5 Grad begrenzen lassen, so könnten Tannen und Douglasien damit noch zurechtkommen. Ansonsten könnten auch mediterrane Baumarten bald das Bild der Wehrer Wälder prägen.