Wehr Ein Fazit und gleich zwei ganz konkrete Ansätze, die die Sicherheit für Fußgänger auf den Straßen in Wehr verbessern sollen: In der jüngsten Gemeinderatssitzung ging es um die Ergebnisse des Fußverkehrschecks (FVC). Der Abschlussbericht der vom Land geförderten Überprüfung umfasst 14 Maßnahmen und Handlungsfelder. Ein Paket also, welches vonseiten der Stadtverwaltung direkt angegangen werden könnte.
Die Stadt Wehr mit Bürgermeister Michael Thater möchte auf Grundlage der Ergebnisse die erarbeiteten Maßnahmen priorisieren. „Nicht alles lässt sich gleich umsetzen“, sagte Thater, „Aber wir machen keine Pläne für die Schublade.“ Zwei „Leuchturmprojekte“, die schnell und unbürokratisch umzusetzen seien, bieten sich an.
Dazu zähle beispielsweise, die Hol- und Bringsituation an der Zelgschule neu zu ordnen. Hier möchte die Stadt schnellstmöglich konkrete Elterntaxi-Haltestellen an der östlichen Seite der Seebodenhalle einrichten. „Das würde den Hol- und Bringverkehr entzerren. Kinder müssten hierfür nicht mal die Straße überqueren“, meint Alexander Riss. Kinder könnten die letzten Meter zur Schule mit anderen Schülern laufen und wichtige soziale Kontakte knüpfen und sich vor Schulbeginn noch etwa 200 Meter bewegen.
Mit der neuen Elterntaxi-Haltestelle, die auf bereits existierenden Parkflächen in der Seebodenstraße eingerichtet wird, würde der Hol- und Bringverkehr hier gebündelt und nicht um das gesamte Schulareal zerstreut sein. Allerdings werden hier öffentliche Parkplätze weichen müssen, sodass Wohnmobile hier nicht mehr abgestellt werden können.
Nach der Analyse stellt sich dieser Ort als geeigneter heraus als die Zelgstraße, direkt neben der Realschule Wehr, wo mehr Anwohner vom Verkehrslärm und Abgasemissionen betroffen wären. Wie letztlich die Haltestellen aussehen, ist noch offen. „Wir werden dazu baldmöglichst den Versuch starten und die Elternhaltestelle einrichten“, so Thater. Danach würde man die Talstraße beäugen. Der Bürgermeister plädierte dafür, es auszuprobieren, „wir machen immer wieder Experimente. Man kann schließlich immer nachjustieren.“
Das zweite Handlungsfeld, welches umzusetzen sei, ist die Geschwindigkeitsreduzierung der Friedrichstraße in Wehr von 50 Kilometer pro Stunde auf 30. Der Grund: Viele Schulkinder kreuzen hier die Straße und sind täglich einer Gefahrensituation ausgesetzt. Die Kuppelsituation in der Friedrichstraße beeinträchtigt dabei die Sichtverhältnisse für Fußgänger wie für Fahrer. Bei Tempo 30 verkürzten sich Bremswege auf etwa 13 Meter, wohingegen bei 50 Stundenkilometern fast doppelt so lang gebremst werden müsse, teilt Riss mit. Das Lärm- und Schadstoffe würden zudem reduziert. Auch ein Zebrastreifen würde den Fußverkehr hier sicherer machen.
Bürgermeister Thater wisse schon gar nicht mehr, wie lange er die 30er-Zone hier fordere, sagte er in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Da es sich um einen Schulweg handle und ein Altenzentrum in der Nähe ist, gebe es eine neue Rechtsgrundlage. Darum sehen Planer Riss und er tatsächlich Erfolg, diese Veränderung noch in diesem Jahr bei der Straßenverkehrsbehörde in Waldshut argumentativ durchzusetzen.
Stimmen der Gemeinderäte
Stefan Tussing (CDU) ist in der Friedrichstraße generell für ein Parkverbot. Stadtrat Paul Erhardt freute sich, mit dem Fußverkehrscheck „ein Papier in der Hand zu haben“, welches mit nicht viel Geld umzusetzen sei. „Wichtig ist, nun auch den ersten Schritt zu gehen“, sagte er. Susanne Kladisch (SPD) wies darauf hin, dass die Talstraße – wie einst im Zuge der Hol- und Bringsituation an der Talschule diskutiert – nicht über den Tag gesperrt werden sollte, weil sonst mehr Verkehr in der Hauptstraße fließen würde. Claudia Arnold (Grüne) macht deutlich, dass zur Mobilitätswende auch ein starker Fußverkehr gehöre und für sie der Check „nahbar, konkret und fassbar“ ist. Matthias Jehle (AfD) kritisierte mit Fraktionskollegin Steffi Hartwig, dass Öflingen nicht berücksichtigt wurde, obwohl die Wehratalstraße mit schmalen Fußwegen und teilweise Tempo-50-Zonen gefährlich für Kinder sei.