Die Begegnungsstätte im Seniorenzentrum Sonnengarten ist an diesem Spätnachmittag mit Leben erfüllt. Konzentriert, aber mit einem Lächeln auf den Lippen oder nebenbei ins Gespräch mit einer Frau am Nebentisch vertieft, stricken oder häkeln zehn Frauen Schals, Deckchen, Schlüsselanhänger oder originelle Figuren. Sie nennen sich treffend „Wollmäuse“, aus diesem Stoff sind ihre kleinen und großen Handarbeiten gefertigt. Beim Betrachten der bereits fertiggestellten Strick- und Häkelsachen ist zu ahnen, mit wie viel Liebe zum Detail diese Arbeiten gefertigt wurden. Mit „heißer Nadel“ wir hier jedenfalls nicht gearbeitet, eher mit Ruhe und Gelassenheit.

Gisela Pfeifer liebt nicht nur das Stricken, sie genießt auch die Gesellschaft bei den „Wollmäusen“.
Gisela Pfeifer liebt nicht nur das Stricken, sie genießt auch die Gesellschaft bei den „Wollmäusen“. | Bild: Gerald Edinger

Waltraud Erbsland gehörte zu den ersten Frauen, die sich für die Idee der inzwischen verstorbenen Ingrid Schmidt begeistern konnte. Schmidt ergriff 2019 die Initiative und startete einen Aufruf für einen Strick-Treff. Waltraud Erbsland erzählt, dass einmal Schlüsselanhänger für das Pflegeheim gehäkelt wurden. Der soziale Aspekt ist für sie wertvoll. „Wir haben Socken, Handschuhe und Schals an Obdachlose in Waldshut übergeben“, daran erinnert sie sich gerne. Heidi May-Bomans, Leiterin des Awo-Ortsvereins, ergänzt: „Bei der Übergabe sind diese Menschen sehr gerührt.“

Cornelie Balzert engagiert sich auf vielfältige Weise in der Gemeinde, sie gesteht: „Als ich dazukam, konnte ich weder Stricken noch Häkeln, aber ich bekam Unterstützung. Man steigert sich mit der Zeit und mir macht es Spaß.“

Dagegen gehörte für Gisela Pfeifer Handarbeit immer schon zu ihren liebsten Hobbys. Seit einem Jahr ist sie nun eine „Wollmaus“, freut sich über die gemeinsame Zeit mit anderen Frauen. Der Austausch in dieser Gruppe bringt sie immer wieder auf neue Ideen. Stolz ist sie auf ihre Decke, die sie für einen Rollstuhlfahrer gestrickt hat. Auch Newenka Schmidt hat nach dem Tod ihres Mannes in dieser Gruppe eine neue Inspiration gefunden. Ihr Antrieb war, dass sie „wieder unter Leute“ wollte: „Handarbeit in Gesellschaft macht mir viel Freude.“

Mit viel Liebe hat Heidi Weber die unterschiedlichsten Kuscheltiere und Puppen für Kleinkinder angefertigt.
Mit viel Liebe hat Heidi Weber die unterschiedlichsten Kuscheltiere und Puppen für Kleinkinder angefertigt. | Bild: Gerald Edinger

Heidrun May-Bomans erzählt, dass zwei bis drei Frauen aus dem Seniorenzentrum regelmäßig zu diesem 14-tägigen Stricktreffen kommen. „Wir möchten mit diesem Treffen Menschen aus der Einrichtung und der Gemeinde zusammenbringen“, erzählt die Leiterin des Ortsvereins.

Decken für das Gedächtnistraining

Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen erzählt Ingrid Weickert von der Aktion, als Decken für die Rollstuhlfahrer im benachbarten Pflegeheim von den Frauen gehäkelt und gestrickt wurden. Im November wurde damit begonnen, Anfang März waren die 1,20-mal zwei Meter großen Decken fertig. Angeregt wurde die Aktion von der Leiterin des Seniorenzentrums, Martina Meier. Bei der Übergabe hat Ingrid Weickert in freudige Gesichter der Bewohner geblickt. „Wir haben auch ein Memory gehäkelt. Das ist gut für das Gedächtnistraining und die Motorik“, erklärt sie.

Die Wollmäuse des Awo-Ortsvereins Wutöschingen haben 20 bunte Wolldecken für die Bewohner des Pflegeheims im Seniorenzentrum ...
Die Wollmäuse des Awo-Ortsvereins Wutöschingen haben 20 bunte Wolldecken für die Bewohner des Pflegeheims im Seniorenzentrum Sonnengarten gestrickt und gehäkelt. Von links: Claudia Weißenberger, Rosi Koch, Cornelie Balzert, die Leiterin des Seniorenzentrums Martina Meier, Waltraud Erbsland, Ingrid Weikert, Monika Tiefert, Newenka Schmidt und die Vorsitzende des Awo-Ortsvereins Heidi May-Bomans. | Bild: Gerald Edinger

Die Materialienn, die sie für ihre Handarbeiten verwenden, sind oft Wollreste, die zu Hause übriggeblieben sind, manchmal wird bei Sonderangeboten zugegriffen. „Wolle ist nämlich nicht gerade günstig“, sagt Ingrid Weickert. Für sie ist Handarbeit beim Stricktreff Entspannung pur „und es macht einen freien Kopf“.

Frauen freuen sich über junge Mitstreiter

Freuen würde sich die Gruppe, wenn auch jüngere Leute beim Handarbeitstreff vorbeischauen – und vielleicht sogar regelmäßig mitmachen würden. „Bisher fehlt auch ein Mann“, ergänzt Heidi May-Bomans augenzwinkernd. Sie möchte zudem Kinder für Handarbeiten begeistern. Die Mediothek hält sie für den idealen Treffpunkt für eine Begegnung unterschiedlicher Generationen. Erfreut ist sie, dass andere Awo-Gruppen sich von den „Wollmäusen“ inspirieren lassen. „Zu den Jestettern haben wir Kontakt, vielleicht lebt dort die Awo durch die Strickgruppe wieder auf!“

Schon jetzt laufen die Vorbereitungen für den Nikolausmarkt in Wutöschingen. Dort wollen sich die Frauen mit ihren Handarbeiten präsentieren. Auf jeden Fall sporne es die Gruppe an, wenn sie ein Projekt ins Auge gefasst hat.

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