Stefan Friedrich ärgert sich. Der Bürgermeister von Allensbach hat vor Kurzem erfahren, dass die Behelfsbrücke über die B33 doch nicht – wie ursprünglich geplant – in dieser Woche gebaut wird. Die niederländische Herstellerfirma hat für die Brückenbauteile falsche Elemente hergestellt und geliefert. Das Resultat: Der geplante Einhub der Brückenblöcke ist nicht möglich. Erst muss die Herstellerfirma die Fußplatten für die vier Mittelstützen der neu produzieren, damit diese dann passen.

„Ob es uns ärgert? Ja natürlich! Die gerade nicht vorhandene Nord-Süd-Achse ist eine erhebliche Einschränkung unseres Dorflebens!“, sagt ...
„Ob es uns ärgert? Ja natürlich! Die gerade nicht vorhandene Nord-Süd-Achse ist eine erhebliche Einschränkung unseres Dorflebens!“, sagt Stefan Friedrich, Bürgermeister von Allensbach. | Bild: Hanser, Oliver | SK-Archiv

Wann die neuen Elemente dann geliefert und verbaut werden können, ist derzeit noch ungewiss, heißt es aus dem Regierungspräsidium (RP) Freiburg, das für den Bau der B33 zuständig ist. Ein neues Datum für die Fertigstellung der Brücke gebe es momentan nicht. Geplant war, dass das Bauwerk Ende Juli in Betrieb gehen würde.

„Ob es uns ärgert? Ja natürlich! Die gerade nicht vorhandene Nord-Süd-Achse ist eine erhebliche Einschränkung unseres Dorflebens!“, beschwert sich Stefan Friedrich auf SÜDKURIER-Nachfrage. Die Vollsperrung der Kaltbrunner Straße, die seit Mitte Februar eingerichtet ist, kappt die bisherige Verbindung des Kernortes mit dem Gewerbegebiet.

Nicht nur Friedrich ärgert sich über die Verzögerung. Auch der Anwohner und bald-nicht-mehr-Gemeinderat Franz Scheppe winkt bei dem Thema B33 nur ab. „Bei der B33 ist schon so viel schiefgelaufen“, sagt er sitzend auf seinem Mäuerchen in der Kaltbrunner Straße. Von seinem Hof kann er direkt auf die gesperrte Durchfahrt ins Gewerbegebiet schauen. „Es wäre schon gut, wenn die Behelfsbrücke bald eröffnen würde. Hier fließt schon sehr viel Verkehr durch“, sagt Scheppe.

(Archivbild) Im März 2024 sah die B33-Baustelle bei der Kaltbrunner Straße in Allensbach noch so aus. Mittlerweile steht dort das erste ...
(Archivbild) Im März 2024 sah die B33-Baustelle bei der Kaltbrunner Straße in Allensbach noch so aus. Mittlerweile steht dort das erste Bauwerk für die Behelfsbrücke. | Bild: Lukas Ondreka

Feuerwehr nutzt bei Einsätzen eine Abkürzung

Für die Freiwillige Feuerwehr Allensbach macht es übrigens keinen großen Unterschied, ob die Behelfsbrücke da ist oder nicht. „Wir haben eine sehr gute Lösung für Einsatzfahrten. Wenn die Brücke auf wäre, wären wir vielleicht 20 Sekunden schneller“, heißt es von der Wehr.

Fährt die Feuerwehr von ihrem Gerätehaus im Allensbacher Gewerbegebiet in den Kernort, muss sie nicht die Umleitung über die Holzgassenbrücke fahren, sondern nimmt eine Abkürzung. Sie führt über die Professor-Maier-Leibnitz-Straße unter der B33 hindurch. Während der normale Autofahrer von dort aus nicht in den Kernort auf die Straße „Im Reihetal“ abbiegen darf, ist es der Feuerwehr erlaubt.

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Umleitung über „Im Reihetal“ bleibt länger

Damit die Bauarbeiten am geplanten Tunnel Röhrenberg starten können, musste die Unterführung unter der alten B33-Trasse gesperrt werden. Wer seither ins Gewerbegebiet, zum Beispiel zu einem der Supermärkte will, muss die Umleitung über die Straße „Im Reihetal“, über die Holzgassenbrücke und wieder zurück über den Wirtschaftsweg entlang der B33 nehmen. Den Umweg von mehreren Kilometern müssen die Auto-, Radfahrer und Fußgänger nun leider etwas länger hinnehmen, bestätigt RP-Pressesprecherin Heike Spannagel.

Mit der Behelfsbrücke sollte dieser Umweg eigentlich entfallen. Aus Sicht des Bürgermeisters ein überfälliger Schritt. Denn die Sperrung der Kaltbrunner Straße sei die bisher größte Einschränkung für das Dorf Allensbach seit dem Start der B33-Baumaßnahme im Kernort.

„Nahezu all unser Einzelhandel ist im Gewerbegebiet“, sagt Friedrich. Die dortigen Einzelhändler würden sehr unter der schwereren Erreichbarkeit leiden. „Ich habe mit vielen Gewerbetreibenden vor Ort gesprochen und alle haben mir bestätigt: Seit der Umleitung gibt es massive Umsatzrückgänge“, sagt der Bürgermeister.

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Verzögerung hat keine Auswirkung auf Gesamtprojekt

Deshalb sagt Stefan Friedrich mit Nachdruck: „Auf die Brücke warten wir seit Monaten.“ Er wünscht sich daher keine weitere Verzögerung. Denn jeder Tag mit dieser Umleitung sei ein schlechter Tag für Allensbach und den Bodanrück.

Auch das RP Freiburg möchte mit der Behelfsbrücke schnell vorankommen. Doch solche unerwarteten und unangenehmen Überraschungen seien bei großen Bauprojekten keine Seltenheit. „Flexibilität und das schnelle Reagieren auf Herausforderungen gehören für die Projektverantwortlichen zum Arbeitsalltag“, sagt Heike Spannagel.

„Da sich der Bauablauf der Gesamtmaßnahme B33 nicht verzögert, sind sie [die Verkehrsplaner im RP] nicht verärgert, aber natürlich auch ...
„Da sich der Bauablauf der Gesamtmaßnahme B33 nicht verzögert, sind sie [die Verkehrsplaner im RP] nicht verärgert, aber natürlich auch nicht begeistert“, sagt Heike Spannagel, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums Freiburg | Bild: Jörg-Peter Rau

Immerhin hat sie auch eine gute Nachricht: Obwohl die Fertigstellung der Brücke erst einmal auf unbekannte Zeit verschoben werden muss, hat die Verzögerung keine Auswirkungen auf den Zeitplan des Gesamtprojekts B33. Das schreibt Heike Spannagel, Pressesprecherin des RP Freiburg auf SÜDKURIER-Nachfrage.

Die Vorbereitungen für den Bau des Röhrenbergtunnels gingen regulär weiter. Die Fertigstellung des 970 Meter langen Tunnels sei weiterhin für das dritte Quartal 2029 geplant. Daran werde sich wohl auch nichts ändern. „Da sich der Bauablauf der Gesamtmaßnahme B33 nicht verzögert, sind sie [die Verkehrsplaner im RP, Anm.d.Red.] nicht verärgert, aber natürlich auch nicht begeistert“, so Spannagel.