„Schweinchen! Kommt her, Schweinchen!“, ruft Ulrike Renner lockend. Die zwei gerade frisch gestärkten Ferkel spitzen die Ohren, sausen zu ihrer Ziehmutter und laufen folgsam wie gut erzogene Hunde hinter ihr her. Max und Moritz heißen diese beiden, und: Der Name ist Programm.

Kaum hält Ulrike Renner inne, wirbeln die beiden Frischlinge umher, untersuchen den Gemüsegarten, bohren mit ihren Schnäuzchen die ersten Löcher in den Rasen, um dann – wie junge Hunde, die Fangen spielen – durch den Garten zu sausen, um letztlich das Kräftemessen zu üben, schließlich werden aus den beiden draufgängerischen Wildschweinbabys einmal stattliche Eber.
„Des isch jetzt deins“
Es ist das zweite Mal, dass Ulrike Renner Wildschwein-Ferkel aufpäppelt. Die beiden Wildfänge, die nach dem Essen ihre Schnäuzchen an der Hose von Ulrike Renner abwischen, hat die Ziehmama von Martina Schleith bekommen, so wie das erste Wildschwein-Baby namens Frieda im vergangenen Jahr.
Ulrike Renner und ihr Mann hatten Martina Schleith seinerzeit besucht, die gerade Frieda in der Hand hielt, die von ihrer echten Mutter verstoßen wurde. „Sie hat sie mir einfach in die Hand gedrückt und gesagt. Des isch jetzt deins“, erzählt Ulrike Renner. „Mein Mann und ich haben uns kurz angeschaut.“ Tja, und das wars, denn beide sind Tierfreunde durch und durch.
Ein Herz für Tiere seit der Kindheit
Die Freudentalerin ist mit Tieren groß geworden. Katzen, Stallkaninchen, Vögel, Meerschweinchen und weitere Tierarten lebten damals im Familienzoo „und wir Kinder haben alles angeschleppt, was so kreucht und fleucht“, was nicht nur in der Aufzucht von kleinen Lämmern gipfelte.

Ihr Mann ist auf einem Bauernhof in Langenrain aufgewachsen und hat ebenfalls ein Faible für Tiere. Deshalb ist es gut, dass Familie Renner über ein großes Grundstück verfügt, denn kein Familienmitglied könnte sich ein Leben ohne Tiere vorstellen. Ulrike Renners Großeltern haben die größte Freude an den diesjährigen Frischlingen und werden trauern, wenn die beiden Jung-Eber in ein paar Monaten ihren nächsten Lebensabschnitt im Wild- und Freizeitpark Allensbach beginnen.
Ein Hängebauchschwein namens Rüdiger
Renners Kinder wiederum sorgen ihrerseits für Nachwuchs im Privat-Zoo. Dass Zwerghängebauchschwein Rüdiger bei Renners glücklich vor sich hingrunzt und mit Gefährtin Matilda schäkert, ist das Verdienst von Tochter und Nichte. Ein Ausflug vor sieben Jahren zur Lochmühle hatte den Ausschlag geben. Da hatten sich die Mädchen in Zwerghängebauchschwein-Ferkel verliebt und fragten: „Dürfen wir eins haben?“ Die Antwort lautete schlicht und ergreifend: Nein!
Die Mädchen, wohlwissend um das große Herz von Ulrike und Alfred Renner, standen dann eines Tages einfach mit Klein-Rüdiger vor der Tür. Ein Stall mitsamt Freiluftgehege war rasch gebaut. „Rüdiger ist einfach nett. Er hat ein ruhiges Wesen und ist sehr gesprächig. Kaum kommt man in seine Nähe, wird man sofort angegrunzt“, lächelt Ulrike Renner.

Auch wenn Rüdiger direkt neben dem Hühner- und Entengehe lebt – etwa 50 Stück unterschiedlicher Rassen und Mischungen – wollten Renners ihn nicht vereinsamen lassen und besorgten ihm Gefährtin Matilda. „Sie ist ein bisschen eine Zicke und beim Fressen drängelt sie sich vor“, schildert Ulrike Renner.
Schweine unter sich
Max und Moritz sind von den verwandten Artgenossen ebenfalls angetan. Beim Vorbeilaufen legen die beiden Wildschweinchen immer einen Zwischenstopp ein. Ganz vorsichtig, Nase an Nase, beschnuppern sie sich. Doch ganz geheuer sind den Frischlingen die für sie riesigen Zwerghängebauchschweine nicht. Sie haben gehörigen Respekt und lassen Vorsicht walten. Zumindest Rüdiger und Matilda haben trotz des neugierigen Nachwuchses ihre Ruhe.

Kater Simon könnte da manchmal schon neidisch werden. Kaum schaut er in seinem Revier nach dem Rechten, schon sausen die beiden Ferkel an und wollen spielen. Aus der Traum vom kleinen Nickerchen in der Sonne – und das in seinem Revier. „Ist nicht seins“, stellt Ulrike Renner richtig.
Er ist eigentlich nur Gast in diesem Garten; sein eigenes Revier befindet sich direkt nebenan, wo ihre Tochter wohnt. Aber was kümmern einen Kater schon Grundstücksgrenzen; Grenzen zieht er lieber selber, unter anderem bei der Erziehung von Wildschweinferkeln. Er lässt es sich gefallen, wenn sie neugierig an ihm schnuppern. Ist das Borstenvieh zu aufdringlich, dann hebt er warnend die Pfote.
Auch Schildkröten gehören zur tierischen Familie
Langweilig wird es Ulrike Renner nie, denn neben ihrem Berufsalltag hat sie nicht nur viel Freude an den Tieren, sondern auch jede Menge Arbeit. Das Gute ist: Alle Familienmitglieder helfen tatkräftig mit. Am wenigsten Umstand machen ihre Schildkröten.
„Ich hatte lange mit Schildkröten geliebäugelt“, bekennt Ulrike Renner. „Seit Jahrtausenden gibt es sie, und sie haben sich nicht verändert“, schwärmt sie und ergänzt: „Sie sehen toll aus und haben die Ruhe weg, egal, was kommt.“ Nicht einmal von Max und Moritz, die mit eleganten Sprüngen die Umzäunung überwinden, lassen sie sich stören.
Nachwuchs bei den Schildkröten
„Mein Chef züchtet Schildkröten; da ist dann langsam der Entschluss gereift“, berichtet Ulrike Renner. Vor acht Jahren bekam sie dann drei griechische Landschildkröten von jemandem, der sie nicht mehr halten konnte. Dazu kamen dann noch „ein paar von meinem Chef“.
Eine Schildkrötenzucht, die eigentlich nicht einfach ist, wollte sie nicht beginnen. Aber die Schildkröten fühlen sich bei Renners so wohl, und die Rahmenbedingungen scheinen dazu optimal zu sein, dass sich der Nachwuchs ganz automatisch – ohne menschliche Hilfestellungen – einstellt.
„Es sind Wildtiere“
Ulrike Renner und die gesamte Familie erfreuen sich an Max und Moritz. Leicht wird keinem von ihnen der Abschied fallen, das steht schon jetzt fest. Aber irgendwann muss es sein. „Es sind Wildtiere“, stellt Ulrike Renner fest. Man könnte meinen, sie müsste sich selbst immer wieder einmal daran erinnern. Aber was sie tröstet, wenn sie in ein paar Monaten Abschied nehmen muss: „Im Wildpark haben sie ein schönes Zuhause. Da wird es ihnen gut gehen.“ Garantiert wird die Familie Renner sie dann oft besuchen.