Nachdem eine Probebohrung vor einigen Wochen positive Ergebnisse erbracht hatte, hat der Gemeinderat nun einstimmig den Bau an diesem Standort beschlossen: nördlich des Weges Sonnenhöhe, westlich der Holzgasse, etwa zwischen der Süßkartoffelhalle und dem Ortsrand. Diesen Standort hatte eine Fachfirma aufgrund von geoelektrischen Voruntersuchungen empfohlen.
Und die Stadtwerke Radolfzell, die die Allensbacher Wasserversorgung betreuen, sowie der Haupt- und Finanzausschuss der Gemeinde hatten einstimmig den Brunnenbau empfohlen. Allerdings sind die Kosten relativ hoch, liegen laut Kämmerer Matthias Fix alles inklusive bei geschätzt 2,5 Millionen Euro. Bei dem Standort brauche es eine mit rund 850 Metern recht lange Leitungstrasse bis zum Hochbehälter Walzenberg, wo das Wasser zunächst hingeleitet werden muss, bevor es in die Haushalte kommt.
Dafür muss laut der Kostenschätzung der beauftragten Tiefbau-Ingenieurin mit 1,193 Millionen Euro gerechnet werden. Das ist deutlich mehr, als für den Bau des Tiefbrunnens selbst veranschlagt wird, der rund 759.000 Euro kosten soll. Wobei dann noch Kosten für ein Brunnenhaus, die Stromerschließung und Einzäunung hinzukommen.
Das Ganze soll über einen Kredit finanziert werden. Um die Folgekosten (Zinsen und Abschreibung) zu decken, werde nach seiner Berechnung der Wasserpreis für die Bürger um 25 Cent pro Kubikmeter steigen müssen, so Fix. Für einen durchschnittlichen Zwei-Personen-Haushalt habe dies jährliche Mehrkosten von 26,75 Euro zur Folge.
Auf Frage von Ratsmitglied Jürgen Saegert (Grüne) sagte Fix, er habe mit einem Kredit mit 30-jähriger Laufzeit kalkuliert. Der Kämmerer erklärte, die Verwaltung habe auch noch zwei weitere Varianten als denkbare Alternativen geprüft. Zum einen, ob der Tiefbrunnen Setze und/oder der in Hegne so ertüchtigt werden könnten, dass kein Neubau nötig wäre.
Neuer Brunnen bringt mehr Versorgungssicherheit
Diese Ertüchtigung käme zwar deutlich günstiger, so Fix. Allerdings gebe es vor allem in der Setze das Problem, dass dort die entnommene Wassermenge nicht mehr groß gesteigert werden könnte, wenn die Einwohnerzahl weiter steigt oder Klimafolgen es nötig machten. Zudem sei beim neuen Brunnen eine höhere Versorgungssicherheit zu erwarten. Diese Variante sei also nicht zukunftsfähig.
Die dritte Variante wäre ein Verbund mit den Stadtwerken Konstanz oder Radolfzell und der Anschluss an deren Wasserversorgung. Doch das Wasser aus Konstanz sei nicht so einfach mischbar mit dem Grundwasser bei Allensbach. Und der Leitungsbau nach Radolfzell käme mit geschätzt 6,73 Millionen Euro noch weitaus teurer als der neue Brunnen.
Wenn der Tiefbrunnen Setze trotzdem zur Absicherung weiter genutzt werden soll, muss er saniert werden. Bürgermeister Friedrich sagte im Gemeinderat, man werde zu einem späteren Zeitpunkt besprechen, was aus dem Tiefbrunnen Setze wird. „Das wird eine der nächsten Fragen sein.“ Ratsmitglied Josef Seel (CDU) sprach sich aber schon mal für dessen Erhalt aus, denn er meinte: „Mit zwei Standbeinen ist man etwas wacklig aufgestellt.“
Mit einer weiteren Probebohrung hatte die Gemeinde vor einigen Wochen einen geeigneten Standort für den zusätzlichen Tiefbrunnen gesucht. Werner Michel von der beauftragten Fachfirma Hydro-Data berichtete im Gemeinderat im Juni, dass der nun gewählte Standort gut geeignet sei.
Der Standort hat aber auch ein paar Nachteile
Michel erklärte, als ausreichende Ergiebigkeit brauche es 600 bis 800 Kubikmeter Wasser am Tag beziehungsweise sieben bis acht Liter pro Sekunde. So sei es beim Tiefbrunnen Setze. Die Erkundungsbohrung und der Pumpversuch haben sogar bessere Werte ergeben: „Wir können mit Sicherheit sagen, dass Sie eine Entnahmemenge von mehr als zehn Liter pro Sekunde haben.“ Damit sind also auch mehr als 800 Kubikmeter am Tag möglich.
Wasserproben aus diesem Pumpversuch seien zudem von einem Institut untersucht worden und vergleichbar mit dem Wasser aus dem Tiefbrunnen Setze. Wobei dieser wie auch der Tiefbrunnen Hegne sowie der neue Standort alle Wasser aus derselben Kiesschicht gewinnen.
Eine erste Probebohrung hatte die Gemeinde im Sommer 2024 auf dem Walzenberg durchführen lassen, bei der sich aber herausstellte, dass der dortige Standort nicht ergiebig genug wäre. Deshalb gab es nun zunächst geoelektrische Voruntersuchungen, deren Ergebnisse im Januar im Gemeinderat vorgestellt wurden. Dabei ging es neben dem jetzt gewählten Standort noch um einen weiteren, etwa auf gleicher Höhe zwischen B33 und Ortsrand, aber deutlich östlich der Holzgasse. Doch laut Untersuchung ist bei diesem die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer, dass er ergiebig genug wäre.
Allerdings erklärte Kämmerer Fix in der Sitzung im Februar, dass der nun gewählte Standort auch Nachteile habe. Zum einen grenzen landwirtschaftlich genutzte Flächen an – für die Landwirtschaft gebe es dann strengere Regeln, weil für den Brunnen noch eine Wasserschutzzone ausgewiesen werden muss. Zudem sei in dem Bereich, wo der Tiefbrunnen gebaut werden soll, laut Flächennutzungsplan langfristig Siedlungsentwicklung möglich, so Fix. Diese könnte beeinträchtigt werden.
Wann wird der Tiefbrunnen Setze saniert?
Die Gemeinde will die Wasserversorgung in Allensbach und den Ortsteilen mittelfristig sicherer machen. Ein Strukturgutachten hierzu empfahl im Jahr 2023 vor allem den Bau eines weiteren Tiefbrunnens, zusätzlich zu dem in der Setze und bei Hegne. Zumal der Tiefbrunnen Setze erst saniert werden kann, wenn die Wasserversorgung der Bürger zusätzlich abgesichert ist, so die Gemeinde.
Das Strukturgutachten kam zudem zum Ergebnis, dass die Brunnen und Anlagen in Allensbach in etlichen Punkten veraltet und sanierungsbedürftig sind. Insgesamt wird die Gemeinde in den kommenden Jahren mehrere Millionen Euro in die Wasserversorgung investieren müssen, wenn sie dies alles abarbeiten will. Auslöser für die Erstellung des Strukturgutachtens zur Wasserversorgung war die Verunreinigung des Wassers mit Keimen im Tiefbrunnen Setze im Sommer 2022.