Mit einer weiteren Probebohrung hat die Gemeinde Allensbach einen geeigneten Standort für einen zusätzlichen Tiefbrunnen gesucht. Und diesmal einen Treffer gelandet. Werner Michel von der beauftragten Fachfirma Hydro-Data berichtete im Gemeinderat, dass der nun gewählte Standort gut geeignet sei: nördlich des Weges Sonnenhöhe, westlich der Holzgasse, etwa zwischen der Süßkartoffelhalle und dem Ortsrand.
Diesen Standort hatte die Fachfirma aufgrund von geoelektrischen Voruntersuchungen empfohlen. Bürgermeister Stefan Friedrich meinte: „Wir haben bei diesem Pumpversuch erreicht, was wir beim ersten Pumpversuch nicht geschafft haben. Es gibt noch einiges zu tun, aber wir sind einen Schritt weiter.“ Mit dem zusätzlichen Tiefbrunnen will die Gemeinde ihre Wasserversorgung mit Grundwasser langfristig sichern.
Fachmann Michel erklärte, als ausreichende Ergiebigkeit brauche es 600 bis 800 Kubikmeter Wasser am Tag beziehungsweise sieben bis acht Liter pro Sekunde. So sei es beim Tiefbrunnen Setze. „Wir brauchen ein gewisses Grundwasserreservoire“, sagte Michel.
Experte der Fachfirma: „Es hat Trinkwasserqualität“
Die Erkundungsbohrung und der Pumpversuch haben sogar bessere Werte ergeben: „Wir können mit Sicherheit sagen, dass Sie eine Entnahmemenge von mehr als zehn Litern pro Sekunde haben“, also auch mehr als 800 Kubikmeter am Tag möglich seien. Die Mächtigkeit der wasserführenden Kiesschicht liege bei etwa 26,4 Metern, so Michel. „Das ist sehr gut.“
Darüber liege eine Deckschicht aus anderen Erdmaterialien ohne Wasser von circa 16,5 Metern. Diese halte auch mögliche Schadstoffe zurück. Wasserproben aus diesem Pumpversuch seien zudem von einem Institut untersucht worden, so Michel: „Es hat Trinkwasserqualität.“
Diese sei vergleichbar mit dem Wasser vom Tiefbrunnen Setze. Wobei dieser, wie auch der Tiefbrunnen Hegne sowie der neue Standort, alles Wasser aus derselben Kiesschicht gewinne. Die Untersuchung habe nur einige leicht andere Werte ergeben, etwa einen etwas höheren ph-Wert und Calciumgehalt und weniger Magnesium.
Auf Nachfrage von Josef Seel (CDU), ob es dann Auswirkungen hätte, wenn Wasser aus dem neuen Brunnen mit dem vom Setze vermischt werde, verneinte Michel: „Es ist im Prinzip das gleiche Wasser.“ Es seien zudem bei der Untersuchung keine Spuren von Pestiziden oder anderen Verunreinigungen gefunden worden. Auch kein Mikroplastik, wie Michel auf Nachfrage von Ernst Moll (Freie Wähler) erklärte. Patrick Konopka (FDP) sagte: „Wir sind froh, dass es jetzt einen geeigneten Standort gibt.“
Gewählter Standort hat aber auch ein paar Nachteile
Die Probebohrung machte eine Firma aus Bad Wurzach, die nach der Ausschreibung der Arbeiten mit 58.126 Euro der günstigste Anbieter war. Bauamtsleiter Frank Ruhland erklärte bei der Arbeitsvergabe im Februar im Gemeinderat, dass dann noch circa 15.000 Euro für die Auswertung der Bohrung zu erwarten seien sowie Baunebenkosten.
Angesichts dieser Kosten hatten der Gemeinderat und die Verwaltung gehofft, dass der Standort auch tatsächlich geeignet sein wird. Zumal es bereits eine Probebohrung im Sommer 2024 auf dem Walzenberg gab, bei der sich herausstellte, dass der dortige Standort nicht ergiebig genug wäre. Deshalb gab es nun zunächst geoelektrische Voruntersuchungen, deren Ergebnisse im Januar im Gemeinderat vorgestellt wurden.
Dabei ging es neben dem jetzt gewählten Standort noch um einen weiteren, etwa auf gleicher Höhe zwischen B33 und dem Ortsrand, aber deutlich östlich der Holzgasse. Doch laut der geoelektrischen Untersuchung ist bei diesem die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer, dass er ergiebig genug wäre. Allerdings erklärte Kämmerer Matthias Fix in der Sitzung im Februar, als der Gemeinderat sich für diese Probebohrung entschied, dass der nun gewählte Standort auch Nachteile habe.
Zum einen gebe es angrenzend landwirtschaftlich genutzte Flächen. Und für die Landwirtschaft gebe es dann strengere Regeln, weil für den Brunnen noch eine Wasserschutzzone ausgewiesen werden muss. Hierüber habe die Verwaltung Gespräche mit den Betroffenen geführt. Zudem sei in dem Bereich, wo der Tiefbrunnen nun gebaut werden soll, laut Flächennutzungsplan langfristig Siedlungsentwicklung möglich, so Fix. Diese könnte beeinträchtigt werden.
Neuer Tiefbrunnen wird wohl 2 Millionen Euro kosten
Und ein wesentlicher Unterschied seien die Kosten, so der Kämmerer damals. Beim jetzigen Standort brauche es eine mit rund 850 Metern recht lange Leitungstrasse bis zum Hochbehälter Walzenberg, wo das Wasser hingeleitet werden muss, bevor es in die Haushalte kommt. Und für diese Leitungstrasse sei laut der Kostenschätzung der beauftragten Tiefbau-Ingenieurin mit 1,193 Millionen Euro zu rechnen. Das ist deutlich mehr, als für den Bau des Tiefbrunnens selbst veranschlagt wird, der rund 759.000 Euro kosten soll.
Wobei dann noch Kosten für ein Brunnenhaus, die Stromerschließung und Einzäunung hinzukommen. Insgesamt käme der Tiefbrunnen dann auf geschätzt rund 2 Millionen Euro. Beim mangels Ergiebigkeit ausgeschiedenen Alternativstandort dagegen bräuchte es nur eine Leitungstrasse von 350 Metern, so Fix, was laut Schätzung 535.000 Euro kosten würde.