Mit einer weiteren Probebohrung sucht die Gemeinde Allensbach einen geeigneten Standort für einen zusätzlichen Tiefbrunnen. Damit soll die Wasserversorgung langfristig sicherer werden. Der Gemeinderat hat sich nun entschieden, wo diese Erkundungsbohrung stattfinden soll: westlich der Holzgasse, etwa zwischen der Süßkartoffelhalle und dem Ortsrand.
Diesen Standort hat eine beauftragte Fachfirma aufgrund von geoelektrischen Untersuchungen empfohlen, ebenso dann der Haupt- und Finanzausschuss sowie die Verwaltung. Bürgermeister Stefan Friedrich meinte: „Wir haben beim Thema Wasser wieder einen Schritt vorwärts gemacht.“ Die Probebohrung bis in eine Tiefe von 65 Metern wird voraussichtlich noch vor der Sommerpause stattfinden.
Der Gemeinderat hat damit bereits eine Firma aus Bad Wurzach beauftragt, die nach der Ausschreibung der Arbeiten mit 58.126 Euro der günstigste Anbieter war. Bauamtsleiter Frank Ruhland erklärte, dass dann noch circa 15.000 Euro für die Auswertung der Bohrung zu erwarten seien sowie Baunebenkosten. Im Haushalt seien daher insgesamt 80.000 Euro für die Erkundungsbohrung vorgesehen.
Angesichts dieser Kosten hoffen Gemeinderat und Verwaltung, dass der Standort tatsächlich geeignet sein wird. Zumal es eine Probebohrung im Sommer 2024 auf dem Walzenberg gab, bei der sich herausstellte, dass der Standort nicht ergiebig genug wäre, wie der Bürgermeister erneut berichtete.
Deshalb habe es zunächst die geoelektrischen Voruntersuchungen gegeben, deren Ergebnisse im Januar im Gemeinderat vorgestellt wurden. Dabei ging es neben dem jetzt gewählten Standort noch um einen weiteren, etwa auf gleicher Höhe zwischen B33 und Ortsrand, aber deutlich östlich der Holzgasse. Doch laut der geoelektrischen Untersuchung ist bei diesem die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer, dass er ergiebig genug wäre.
Kämmerer Matthias Fix erklärte, dass die Fachfirma beim nun gewählten Standort mit einer fast 45 Meter mächtigen Grundwasserschicht rechne. Da könnte man selbst in Trockenheitsphasen tiefer bohren, meinte Fix. Dieser Standort soll laut Fachfirma sogar ergiebiger sein als der Tiefbrunnen Setze. Beim nun ausgeschiedenen Standort dagegen könnte es eher Probleme geben, sagte Fix. Die Ergiebigkeit ist natürlich ein sehr wichtiges, wenn nicht das entscheidende Kriterium.
Doch es gebe noch weitere Aspekte, die bei der Wahl der beiden potenziellen Standorte eine Rolle gespielt haben, so Fix. Und da habe der nun gewählte Standort auch Nachteile. Zum einen gebe es angrenzend landwirtschaftlich genutzte Flächen. Und für die Landwirtschaft gebe es dann strengere Regeln in einer Wasserschutzzone. Hierüber habe die Verwaltung bereits Gespräche mit den Betroffenen geführt. Zudem sei in dem Bereich, wo der Tiefbrunnen dann gebaut würde, laut Flächennutzungsplan langfristig Siedlungsentwicklung möglich, so Fix. Diese könnte beeinträchtigt werden.
Lange Leitung führt zu höheren Kosten
Und ein wesentlicher Unterschied seien die Kosten, so der Kämmerer. Beim jetzt gewählten Standort bräuchte es eine mit rund 850 Metern recht lange Leitungstrasse bis zum Hochbehälter Walzenberg, wo das Wasser zunächst hingeleitet werden muss, bevor es in die Haushalte kommt. Und für diese Leitungstrasse sei laut der Kostenschätzung der beauftragten Tiefbau-Ingenieurin mit 1,193 Millionen Euro zu rechnen. Das ist deutlich mehr, als für den Bau des Tiefbrunnens selbst veranschlagt wird, der rund 759.000 Euro kosten soll.
Wobei dann noch Kosten für ein Brunnenhaus, die Stromerschließung und Einzäunung hinzukämen. Insgesamt käme der Tiefbrunnen dann auf geschätzt rund 2 Millionen Euro. Beim nun ausgeschiedenen Alternativstandort dagegen bräuchte es nur eine Leitungstrasse von 350 Metern, so Fix, was laut Schätzung 535.000 Euro kosten würde.
Josef Seel (CDU) meinte allerdings, dass ihm der Kostenunterschied von 658.000 Euro für eine 500 Meter längere Leitungstrasse deutlich zu hoch erscheine. Kämmerer Fix sagte zu, noch einmal bei der Tiefbau-Ingenieurin nachzufragen, wie sie auf diese Summen komme. Dies forderte auch Ludwig Egenhofer (CDU). Er erwarte ohnehin, dass bei einer Kostenschätzung – im Gegensatz zu einer Berechnung – kein fixer Betrag genannt wird, sondern eher, in welchem Bereich die Kosten liegen dürften.
Patrick Konopka (FDP) sagte, er würde sich natürlich freuen, wenn der Ratskollege Seel Recht hätte, was die Kosten betrifft. Das ändere aber nichts an der Auswahl. „Wir nehmen den Standort mit der größten Wahrscheinlichkeit.“ Auch wenn er dabei etwas Bauchschmerzen habe, weil ein mögliches Siedlungsgebiet später beeinträchtigt sein könnte.
Klar ist: Der Grundwasserleiter muss an der Stelle eines Tiefbrunnens groß und ergiebig genug sein, hatte Werner Michel vom beauftragten Fachbüro bereits im Januar erklärt. Für Allensbach brauche es eine Fördermenge von 600 bis 800 Kubikmetern am Tag, beziehungsweise sieben bis acht Litern pro Sekunde. Und die Qualität des Wassers müsse natürlich gut sein.
Michel berichtete, dass laut der geoelektrischen Untersuchungen der nun gewählte Standort mit einer Wahrscheinlichkeit deutlich über 50 Prozent ergiebig genug sein werde. Deshalb empfahl Michel den Standort.