Ein Arbeitsboot setzt sich in Bewegung, auch mehrere Taucher machen sich bereit für den Einsatz. Einen ganzen Tag lang sind die Taucher einer Schweizer Fachfirma damit beschäftigt, einen 250 Kilogramm schweren Korb aus Edelstahl in 40 Metern Tiefe zu installieren. Er wird rund fünf Meter über dem Seegrund angebracht und hat Löcher. Sein Vorgänger, der alte Korb, wurde bereits aus dem See geholt.

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Das für Laien seltsam anmutende Teil hat einen wichtigen Zweck: Es ist ein sogenannter Entnahmekorb, der erste Baustein bei der Aufbereitung von Trinkwasser. Der alte, nun ausgetauschte Korb konnte aufgrund eines parasitären Bewohners nicht mehr seinen Zweck erfüllen.

Gefahr für die Trinkwasserversorgung

So erklärt Patric Häusler, stellvertretender Leiter des Konstanzer Wasserwerks: „Grund für den Tausch ist die Quaggamuschel, die sich am Bodensee bereits seit Jahren stark vermehrt und sich auch auf den Entnahmekörben festsetzt. Durch den Bewuchs besteht die Gefahr, dass immer weniger Wasser zum Wasserwerk gelangen kann.“

(Archivbild) Die Quaggamuscheln breiten sich ungemein schnell im Bodensee aus und setzen sich auch auf Rohren fest.
(Archivbild) Die Quaggamuscheln breiten sich ungemein schnell im Bodensee aus und setzen sich auch auf Rohren fest. | Bild: Tauch-Sport-Club Friedrichshafen / K.-H. Weltz

Deshalb behalten die Stadtwerke ihre beiden Entnahmekörbe, die vor dem Wasserwerk fast auf dem Grund des Bodensees verankert sind, gut im Auge. „Wir machen in regelmäßigen Abständen Unterwasseraufnahmen unserer Körbe, der dazugehörigen Leitungen sowie der Bauwerke“, sagt Häusler. Wenn die Muschel sich zu sehr breitmacht, muss gehandelt werden. Bereits im vergangenen Jahr wurde einer der beiden Körbe vorsorglich ersetzt, nun folgte der zweite.

„Der Austausch ist recht aufwändig“, sagt Patric Häusler. Sowohl das Entfernen als auch die Montage des neuen Korbs dauern jeweils einen ganzen Tag. „Die Taucher können nur eine gewisse Zeit unter Wasser arbeiten, bevor das Personal ausgewechselt werden muss.“ Die Kosten belaufen sich laut Häusler auf etwa 110.000 Euro. „Wir investieren damit in die Zukunft der Trinkwasserversorgung für Konstanz“, sagt er.

Hier wird der neue Entnahmekorb im BSB-Hafen auf das Arbeitsboot gehoben. Mit dabei sind Sebastian Daus (links), Leiter des Konstanzer ...
Hier wird der neue Entnahmekorb im BSB-Hafen auf das Arbeitsboot gehoben. Mit dabei sind Sebastian Daus (links), Leiter des Konstanzer Wasserwerks, und sein Stellvertreter Patric Häusler. | Bild: Tiefenstein Unterwasserwelten

Warum gleich ein neuer Korb?

Aber wäre es nicht einfacher, die Quaggamuscheln vom Korb zu entfernen als gleich den ganzen Korb auszutauschen? „Prinzipiell ist dies auch unser Ansatz“, sagt Patric Häusler. Da es derzeit keine Möglichkeit gebe, die Muschel am Bevölkern der Körbe zu hindern, bleibe nur die Reinigung der Anlagenteile. Doch dafür waren bislang aufwändige und risikoreiche Tauchereinsätze nötig.

Um diese künftig zu umgehen, wurden die neuen Entnahmekörbe so konstruiert, dass sie ohne Taucher aus dem Bodensee geholt, gereinigt und dann auch wieder nahe dem Seegrund montiert werden können. „Seit kurzem kommt statt der Taucher eine Unterwasserdrohne zum Einsatz, aber ein Arbeitsboot wird dennoch benötigt“, sagt Patric Häusler. Bei den bisherigen Entnahmekörben wäre der Einsatz einer Drohne nicht möglich gewesen, daher wurden sie ersetzt.

(Archivbild) Die Quaggamuschel wird auch für andere Kommunen am See zur Herausforderung. Unter anderem bevölkert sie ein Bauteil der ...
(Archivbild) Die Quaggamuschel wird auch für andere Kommunen am See zur Herausforderung. Unter anderem bevölkert sie ein Bauteil der Seefontäne von Friedrichshafen. | Bild: Cuko, Katy

Übrigens wird das Rohwasser für die Aufbereitung im Wasserwerk deshalb in 40 Metern Tiefe entnommen, weil dort das ganze Jahr über optimale Bedingungen herrschen. „Durch die Temperaturunterschiede zwischen dem kälteren Wasser in der Tiefe und dem wärmeren Wasser nahe der Oberfläche entsteht eine Schichtung, die dafür sorgt, dass Schadstoffe nicht in die Tiefe absinken können“, erläutert Patric Häusler.

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Somit ist das Wasser in den Entnahmekörben vor Einflüssen von der Oberfläche geschützt. Im Gegensatz zu den Schadstoffen stört sich die Quaggamuschel aber nicht an den Temperaturunterschieden. „Sie siedelt sich im Gegensatz zur Dreikantmuschel auch in tieferen Lagen an“, so Häusler.