Der Sommer ist da, die Thermometer bewegen sich seit Tagen um die 30-Grad-Marke. Da kommt jede Abkühlung gerade recht. Mit die beste Gelegenheit bietet dabei der Bodensee. Das kühle Nass ist aber bei Weitem nicht überall gleich kalt – oder eben warm.

Welche Temperatur der Bodensee gerade hat, kann sich jeder immer aktuell über den SÜDKURIER-Sensor anschauen. Er misst die Temperatur am Konstanzer Yachthafen. Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) hat auf ihrer Internetseite derweil eine Karte, die die Temperatur für alle Bereiche des Bodensees angibt.

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Sie zeigt: Am wärmsten ist das Wasser im Gnadensee (Stand: Mittwoch, 25. Juni: 30 Grad Celsius), am kältesten im Konstanzer Trichter sowie Seerhein (Stand: Mittwoch, 25. Juni: 23 Grad Celsius). Obwohl die Stellen nur wenige Kilometer voneinander entfernt sind, ist der Unterschied sehr deutlich. Zwar kann es in der Mitte des Obersees noch ein wenig kühler sein, gebadet wird dort – zumindest von Land aus – allerdings nicht.

Woran das liegt, kann Thomas Wolf vom Institut für Seenforschung der LUBW beantworten. Zunächst ganz allgemein: „Die Wassertemperatur im Bodensee variiert auf komplexe Weise sowohl auf unterschiedlichen Zeit- als auch Raumskalen“, so Wolf. Die Temperaturverteilung und -entwicklung würden von mehreren Faktoren beeinflusst.

Strömungen im See beeinflussen Temperatur

Dazu zählt etwa die Wassertiefe. Flache Bereiche würden sich im Frühjahr und Sommer schneller erwärmen als tiefe, weil die Sonne dort stärker einwirken kann. Je nach Tageszeit und Wetterlage könne die Sonneneinstrahlung zudem auf verschiedene Bereiche im See unterschiedlich stark wirken.

Auch der Wind spielt eine Rolle, denn er könne warmes Wasser von der Oberfläche verdrängen und kälteres Wasser aus der Tiefe nach oben befördern. Bewegung im Wasser spielt ohnehin eine Rolle. „Der Bodensee ist ein großer, dynamischer Wasserkörper mit Strömungen, die Wärme transportieren und für Temperaturunterschiede sorgen“, so Wolf. Auch Zuflüsse wie die Bregenzer Ach oder die Argen bringen Wasser mit anderer Temperatur in den See.

Wie spielen diese Faktoren nun zusammen, wodurch das Wasser vor Hegne besonders warm ist? „Die Bucht bei Hegne ist ein vergleichsweise flacher Bereich des Untersees mit geringer Durchmischung.“ Das flache Wasser erwärmt sich, besonders bei sonnigem Wetter, schneller. Zudem gibt es in diesem Bereich des Sees kaum Zuflüsse, die kaltes Wasser bringen, erklärt Wolf.

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Die Stellen des Bodensees, an denen das Wasser flach ist, seien zudem „besonders eng an die meteorologische Situation gekoppelt“, führt Wolf aus. Diese Teile seien im Sommer meist wärmer und im Winter dann kälter als andere Stellen im See. Das erkennt man auch daran, dass der Gnadensee sowie der Markelfinger Winkel genau die Orte im See in der Konstanzer Umgebung sind, die als Erstes zufrieren.

Auch tägliche Variationen, also der Tag-Nacht-Zyklus würden eine Rolle spielen. Ähnlich verhält es sich mit der Oberflächentemperatur des Wassers: Sie reagiert schneller auf Wetterentwicklungen als die Wasserschichten, die tiefer gelegen sind.