Reine Zahlen oder Menschlichkeit? Diesen Konflikt gibt es beim Umgang mit Geflüchteten immer wieder. Während das Landratsamt bei der Flüchtlingsunterbringung von der Erfüllung von Quoten spricht, erklären die Mitarbeiter der Eigeltinger Verwaltung, dass sie die Menschen bestmöglich unterbringen wollen. Die Lösung dafür ist nun fertiggestellt und bezugsbereit, wie die Verantwortlichen bei einem Termin vor Ort in den Räumlichkeiten zeigen.

Container-Anlage als Ersatz für Flüchtlingszelt

Als Flächengemeinde stand Eigeltingen bei der Unterbringung vor vielen Herausforderungen. Wie in vielen Orten ist der Wohnraum knapp. Und während zu Beginn der Flüchtlingskrise Menschen auch in den kleineren Ortsteilen untergebracht werden konnten, fordert das Landratsamt inzwischen eine Unterbringung im zentralen Ortsteil Eigeltingen. Denn nur dort sei die Infrastruktur gegeben, die es den Geflüchteten möglich mache, zum Beispiel an Sprachkursen teilzunehmen.

Die Gemeinderäte besichtigen die Containeranlage für Familien. Zwischen den Containern soll noch eine Überdachung entstehen. Auch sonst ...
Die Gemeinderäte besichtigen die Containeranlage für Familien. Zwischen den Containern soll noch eine Überdachung entstehen. Auch sonst will man einiges im Außenbereich noch ansprechender gestalten. | Bild: Susanne Schön

Nachdem das Landratsamt sein großes Flüchtlingszelt auf dem ehemaligen Baur-Areal, mit dem die Quote in der Vergangenheit erfüllt werden konnte, abbaute, war zunächst unklar, wie es weitergeht. Zum 31. Dezember gab der Kreis das Gelände frei, die Gemeinde entschied sich zur Errichtung einer Container-Anlage als neue Lösung – und das unter Zeitdruck. Denn bis spätestens Ende März sollte Eigeltingen die Quote bei der Flüchtlingsunterbringung erfüllen.

So sind die Container ausgestattet

Dies ist nun möglich, denn die Hybridlösung steht. Am vergangenen Mittwoch fand ein Richtfest statt, bei dem Hauptamtsleiter Daniel Schweizer und Ordnungsamtsleiter Oliver Dieze die Gemeinderäte und weitere Interessierte durch den Bau führten, der für insgesamt 90 Bewohner Platz bietet. Er besteht aus einem ehemals gewerblich genutzten Gebäude im Gewerbegebiet und zwei Containeranlagen.

Bis kommenden Montag sollen die ersten Zimmer für die Flüchtlinge komplett fertig sein. Zur Ausstattung gehört neben Bett und Stühlen ...
Bis kommenden Montag sollen die ersten Zimmer für die Flüchtlinge komplett fertig sein. Zur Ausstattung gehört neben Bett und Stühlen auch ein Kühlschrank. | Bild: Susanne Schön

Eine ist für Familien vorgesehen und eine für Einzelpersonen, die je zu zweit in einem Raum leben. Die Familiencontainer sind einstöckig gebaut. Der Zwischenraum zu den jeweils gegenüberliegenden Containern soll noch überdacht werden. Die zweite Containeranlage ist zweistöckig. Die oberen Container haben eine Klimaanlage, um der Hitze im Sommer vorzubeugen, die meisten unteren haben nur eine Heizung. Auch hat jeder Container neben Betten, Tisch und Stühlen einen Kühlschrank.

Die Hygieneanlagen und Gemeinschaftsräume, wie die Küche, sind nicht in den Containeranlagen sondern im ehemaligen Firmengebäude, beziehungsweise in Containerbauweise in der Firmenhalle, darum auch Hybridlösung. Es galt noch allerlei Infrastruktur im Gebäude wie in den Containeranlagen zu schaffen.

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Zunächst kommen kaum Frauen und Familien

Das Außengelände ist hingegen noch nicht fertig. Es soll noch ansprechender gestaltet werden. Am kommenden Montag sollen dennoch bereits die ersten zehn Menschen eintreffen. Am folgenden Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag sollen je zehn weitere Personen und in der darauffolgenden Woche noch einmal insgesamt zehn Geflüchtete einziehen. Bis Mitte März sollen also 60 der 90 Plätze belegt sein.

Bei den Bewohnern soll es sich zunächst nur um Einzelpersonen handeln, sodass der Schwerpunkt auf die von ihnen genutzte Anlage gelegt wurde. Die Hygienecontainer können einfach für die Nutzung zu- oder abgeschlossen werden – oder zum Beispiel bei höherer Frauenquote umgenutzt werden.

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Gebrauchte Container für 450.000 Euro

Besonders an der Eigeltinger Hybridlösung ist nicht nur die Mischung aus Gebäude und Container, erklären die Verantwortlichen. Dazu komme auch, dass die Container für 450.000 Euro gebraucht gekauft wurden. Zuvor waren sie als Bürocontainer bereits im Einsatz. Notwendig waren in den Containern aber noch die Verlegung von Strom- und Wasseranschlüssen sowie diverse Zimmererarbeiten. Die Ausstattung aus Flüchtlingszelt konnte zum Teil wieder genutzt werden.

Halbtags wird ein Hausmeister im Gebäude ansprechbar sein. Er kann arabisch sprechen und den Flüchtlingen auch bei Alltagsproblemen helfen und sie an die richtigen Stellen verweisen, informiert die Gemeinde.