„Wir wären ja blöd, wenn wir das liegenlassen würden“, sagt Fraktionssprecherin Kirsten Graf (SPD/UL). Sie bringt auf den Punkt, was Heinz-Dieter Restle vom Bauamt fast schon euphorisch dargestellt hatte. Es geht um Zuschüsse für die Breitbandversorgung der Gemeinde. Auf dem Gebiet ist der Standard in Gottmadingen nicht überall gleichermaßen gut.

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Vor allem in den Ortsteilen Randegg mit Petersburg, Murbach, im Bietinger Gewerbegebiet und Ebringen leidet der Datentransport unter schwachen Leitungen. Restle hat in einer Befragung versucht herauszufinden, wo sich weiße Flecken befinden. Das sind jene Gebiete, in denen das Internet für die gewünschten Anforderungen noch zu schwach ist. Technisch ausgedrückt, liegt hier die Datengeschwindigkeit unter 30 Megabit (Mbit). Erfreulich ist die Feststellung, dass der Kernort weitgehend gut versorgt ist. „Hier gab es keine Beschwerden“, sagt Restle. Weniger erfreulich ist die Versorgung im Gewerbegebiet Goldbühl und entlang der Gewerbestraße. Ausgerechnet da, wo das schnelle Internet Voraussetzung für schnelle Kommunikation ist, fehlt es an Kapazität.

Der Schornstein der ehemaligen Landmaschinenfabrik Fahr ist das Wahrzeichen für Gottmadingen als Industriestandort. Nun soll das ...
Der Schornstein der ehemaligen Landmaschinenfabrik Fahr ist das Wahrzeichen für Gottmadingen als Industriestandort. Nun soll das Datennetz durch eine neue Breitbandversorgung verbessert werden. | Bild: Trautmann, Gudrun

Die Corona-Pandemie mit Home-Office und Home-Schooling hat noch deutlicher gezeigt, was eigentlich längst bekannt war: Deutschland hinkt bei der Digitalisierung hinterher. Bezogen auf Gottmadingen soll sich das jetzt ändern, denn die Gemeinde wird bei der Beseitigung der weißen Flecken kräftig unterstützt. Dort, wo die Versorgung schlecht ist, sollen Breitbandkabel in die Erde verlegt werden. Angesichts der Flächengemeinde müssen hier große Strecken verkabelt werden.

Schließung von Wirtschaftslücke

Fünf Millionen Euro soll der Ausbau kosten, haben Untersuchungen ergeben. In verschiedenen Schritten hat die Verwaltung sich um Bundesförderung bemüht. Zunächst ging es um die Beratungsleistungen, schließlich um die Förderungen des Breitbandausbaus selbst. Damit soll vor allem die Wirtschaftlichkeitslücke in den Gewerbegebieten geschlossen werden. Längst ist bekannt, dass sich Unternehmen nur noch dort ansiedeln, wo auch eine schnelle und stabile Kommunikation möglich ist. Somit sind schwache Datenleitungen ein ernstzunehmender Standortnachteil.

Der Schornstein der ehemaligen Landmaschinenfabrik Fahr ist das Wahrzeichen für Gottmadingen als Industriestandort. Nun soll das ...
Der Schornstein der ehemaligen Landmaschinenfabrik Fahr ist das Wahrzeichen für Gottmadingen als Industriestandort. Nun soll das Datennetz durch eine neue Breitbandversorgung verbessert werden. | Bild: Trautmann, Gudrun

Betrachtet man den gesamten Prozess von den ersten Gesprächen im Juli 2020 bis zur Förderzusage durch den Bund nur 13 Monate später, so darf man durchaus von Eiltempo sprechen. 1,67 Millionen Euro übernimmt der Bund. Warum Heinz-Dieter Restle mit dieser Nachricht nun doch noch in den Gemeinderat ging, liegt daran, dass sich die Verwaltung den nächsten Schritt genehmigen lassen musste. Zum einen ging es um den Antrag auf Kofinanzierung durch das Land; zum andern mussten die Räte darüber entscheiden, ob die die Restsumme in Höhe von 533.000 Euro selber finanzieren soll. Angesichts der Gesamtsumme für den Breitbandausbau sind die 533.000 Euro ein Schnäppchen.

Und damit zurück zu der Bemerkung von Kirsten Graf, dass man eine 90-prozentige Förderung nicht einfach liegenlassen dürfe. „Wir müssen das mit Hochdruck durchziehen“, sagt auch Bürgermeister Michael Klinger. Trotzdem geht er davon aus, dass sich die Umsetzung wohl noch zwei Jahre hinziehen wird. Das liegt unter anderem daran, dass der Auftrag europaweit ausgeschrieben werden muss. Mittlerweile ist der Förderantrag an das Land Baden-Württemberg auch abgeschickt worden. „Wir mussten zuerst den Förderbescheid des Bundes abwarten“, erklärt Heinz-Dieter Restle. Und natürlich bedurfte es der Zustimmung des Gemeinderates zu der kommunalen Investition.