Wer bei der Erwähnung des Wortes Taubenschlag ein hohes turmartiges Gebäude mit vielen Einflug-Öffnungen für die Vögel vor Augen hat, wird in Hilzingen eines Besseren belehrt. Seit Kurzem steht im Neubaugebiet Steppachwiesle ein für die Bedürfnisse der Vögel eingerichteter Bauwagen, der auf Grundlage von Informationen ebenfalls Tauben-geplagter Kommunen angeschafft wurde. Er ist mobil und kann überall eingesetzt werden, wo die Vögel Dreck und Ärger machen. Und das tun sie besonders im Steppachwiesle. Jetzt müssen die Tauben nur noch ihre für sie neu geschaffene Heimat annehmen.
Was dann noch fehlt ist ein Taubenwart. Denn nur, wenn jemand dort die Vögel mit Futter anlockt und die Eier aus den Nestern nimmt, erfüllt der Taubenschlag den Zweck, die Population zu verringern.
Am Taubenwart fehlt es zum Verdruss der Mitglieder des Verwaltungs- und Finanzausschusses im Gemeinderat aber. Die Gemeindeverwaltung hat bisher darum geworben, jemanden zu finden, der diese Aufgabe plus das Ausmisten ehrenamtlich übernimmt. Rund eine Stunde täglich wäre nach Meinung von Bürgermeister Holger Mayer dafür nötig. Das war der Verwaltung aber trotz aller Klagen über die Tauben-Plage nicht möglich. Jetzt wollte sie dafür einen Mini-Job schaffen. Das werde auch anderswo so praktiziert, so der Rathaus-Chef. Dieses Ansinnen wurde aber von den Räten glatt abgelehnt.
Ratsmitglieder bremsen zusätzliche Kosten aus
CDU-Rat Fabian Jutt, selbst Bewohner im Neubaugebiet, meint nach Gesprächen mit anderen dort, dass man Angst habe, dafür verantwortlich gemacht zu werden, falls sich die Tauben-Zahl nicht verringere. Sein Fraktionskollege Steffen van Wambeke hielt das für einen bloßen Vorwand. Sigmar Schnutenhaus (FDP) führte an, dass ein 500-Euro-Minijob nicht in die Entscheidungsfindung für die Anschaffung des Tauben-Wagens eingeflossen sei. Marius Riesterer (FW) fragte, ob es nicht möglich sei, die Anwohner an den Kosten zu beteiligen.
Lisa Lachnit-Weber (SPD/UL) ging einen Schritt weiter. Ihrer Überzeugung, dass die Tauben von einer oder mehreren Personen angefüttert würden, die man vielleicht für die Kosten verantwortlich machen könnte, widersprach auch der Bürgermeister nicht. Die Antwort wollte er jedoch nicht im Rahmen der öffentlichen Sitzung geben, sondern erst im darauf folgenden nicht-öffentlichen Teil.
Einzig Josef Hiestand (FDP), als Jäger mit den gesundheitlichen Risiken im Umgang mit Wildvögeln vertraut, zeigte Verständnis dafür, dass keiner der Anwohner diese Aufgabe ehrenamtlich übernehmen wolle. Cordula Haselwander (SPD/UL) brachte die mehrheitliche Meinung der Ausschuss-Mitglieder schlussendlich auf den Punkt. Wenn sich trotz des so beklagten angeblichen Drecks keiner finde, der Verantwortung übernehme: „Dann haben wir halt Tauben.“