Wer die Unterführung der alten Rheinbrücke als Verbindung zwischen Seestraße und dem Ruderverein Neptun nutzt, wird am westlichen Ende von einer gespenstigen Figur begrüßt.
Das Etwas sieht aus wie ein Alien, ein unheimliches Wesen aus einer fremden Welt. Recht glubschige Augen, aus dem Kopf ragen vier wurmähnliche Dinge heraus. Hörner? Mutierte Ohren? Die Arme enden in zwei wurstähnlichen Fingern. Die Füße haben etwas von Harlekinschuhen, nur dass sie nach unten zeigen, nicht nach oben. Die Figur scheint nackt zu sein, ein Geschlecht ist allerdings nicht zu erkennen.
Die Zeichen daneben bieten Interpretationsspielraum: "Wir kommen in Frieden", übersetzt Alexander Parafijanovic, ein Konstanzer mit lettischen Wurzeln, die kyrillischen Buchstaben rechts. "Das ist ukrainische Sprache."
Dasselbe links in unterschiedlichen Schriftzeichen des Alphabets, zum Beispiel in koptischer Schrift oder in Runen. Eine Anspielung auf den Ukraine-Konflikt vielleicht?
Die Figur steht auf einer Plattform, auf der "Vanadium" zu lesen ist, darunter die Zahl "194". Vanadium ist ein Schwermetall, das sich bereits im kalten Zustand gut schmieden und walzen lässt. Vanadium, entdeckt von Andrés Manuel del Río, ist ein Legierungsmetall in Baustählen und Werkzeugstählen. Legierungen mit Vanadium erzeugen eine große Härte, Stoßfestigkeit und Zähigkeit.
Was dieser Hinweise bedeuten soll? Unklar. Die Figur ist eher aus Salzteig oder Ton hergestellt, nicht aus Vanadium. Und die Zahl 194? In diesem Jahr brach eine Hungersnot im Kaiserreich China aus und in der Schlacht von Issos gelingt den Truppen des römischen Kaisers Septimius Severus ein Sieg gegen Pescennius Niger. Dieser flieht nach Antiochia, wo er im April ermordet wird.
Aber auch das bringt uns jetzt nicht wirklich weiter.
Links neben der Figur trällert in der Unterführung der gemalte Minnesänger Oswald von Wolkenstein im Kerzenlicht vor sich hin.

Oswald war ein wilder Haudegen, ein Ritter, der viele Kämpfe zu führen hatte, aber auch als Diplomat im Einsatz war. 1415 nahm er am Konstanzer Konzil teil, im Gefolge Herzog Friedrichs IV. von Tirol. Anschließend war er im Dienst des deutsch-ungarischen Königs Sigmund, war als Diplomat viel auf Reisen.
Versteckt sich hier vielleicht ein Hinweis?
Lenk vermutet irgendeinen fantastischen Sinn
Anruf bei Peter Lenk, dem Meister der skurrilen Figuren.
„Damit habe ich nichts zu tun“, sagt er lachend. „Aber es freut mich, dass andere Künstler was tun.“ Hat er eine Idee, um was es sich handeln könnte? Ein Alien? „Dazu fehlt mir die Fantasie. Ich denke, es hat irgendeinen fantastischen Sinn. Vielleicht eine Göttin?“ Beurteilen möchte er das Werk nicht. „Das steht mir nicht zu“, erklärt er. „Man muss auch tolerant sein. Jeder hat seine Botschaft."
Wer auch immer die Figur aufgehängt hat und was auch immer sie darstellt: In Frieden zu kommen ist stets schön. Nehmen wir einfach das als entscheidende Botschaft.
Vielen Dank für Ihre zahlreichen Hinweise an dieser Stelle! Wir haben das Rätsel um die Figur gelöst: