Die Stadt Konstanz hat längt das Image einer besonders teuren Tankstadt. Hier müssen Autofahrer besonders tief in die Tasche greifen. Das weiß auch die Stadtverwaltung: „Durch die Nähe zur Schweiz ist das Angebot an Tankstellen in der Stadt sehr überschaubar“, sagt Walter Rügert, Pressesprecher der Stadt Konstanz. „Aber das sind Dinge, die der Markt regelt und auf die die Stadt keinen Einfluss hat.“ Das Bundeskartellamt teilte auf Anfrage des SÜDKURIER mit, dass die Tankstellen hier vor Ort derzeit nicht gesondert beobachtet werden.

Ein Ärgernis sind die Preise für Privatleute, aber auch für die Unternehmen in Konstanz. „Die Preise, die wir hier für Benzin zahlen müssen, sind viel zu hoch“, beschwert sich beispielsweise Jürgen Dornheim, Geschäftsführer des Taxiunternehmens Taxi Dornheim. Nach eigenen Angaben gibt das Unternehmen im Monat rund 15.000 Euro nur für Benzin aus. „Die Mitarbeiter sollen lieber in Radolfzell oder auf der anderen Seeseite tanken“, sagt Dornheim. Wenn auch einheimische Unternehmen nicht mehr in Konstanz tanken, wer tut es denn dann?

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Wer tankt denn überhaupt noch in Konstanz?

An der Aral am Ortseingang tankt Sabine Bredlo aus Überlingen ihren Geschäftswagen voll. In ihrer Heimat auf der anderen Seeseite ist das Tanken deutlich günstiger als in Konstanz.

Bild 1: Der Ärger über die hohen Spritpreise in Konstanz ist groß. Doch wer tankt denn überhaupt noch in der Stadt – und warum?
Bild: Wetschera, Wiebke

Die 52-Jährige kann mit der Tankkarte ihres Arbeitgebers an allen Aral-Tankstellen tanken. „Privat ist das eine andere Sache“, sagt Bredlo. Dann achte sie vermehrt darauf, wo sie tanke.

„Der Sprit ist hier zwölf Cent teurer.“
Sabine Bredlo, Überlingen

Für Dieter Gehret war es reiner Zufall, dass er die Aral am Ortseingang angefahren hat. „Mein Tank war leer, also war es dringend notwendig“, sagt der Litzelstetter. Normalerweise tanke er sein Auto in Litzelstetten mit Diesel voll: „Ich will die Infrastruktur unterstützen. Es gibt dort ja auch einen Kiosk“, sagt der 55-Jährige.

„Ich tanke dort, wo ich gerade bin.“
Dieter Gehret, Litzelstetten

Die 38-jährige Van Huong Congthi hat ein Züricher Kennzeichen, hat dort ebenso eine Wohnung wie in Konstanz. „Ich finde es schon blöd, dass es hier meistens 20 Cent teurer ist“, sagt Congthi. Trotzdem sei sie einfach an die nächstgelegene Tankstelle gefahren. „Ich habe noch einiges zu tun und spare mir dadurch Zeit.“ Wenn die Zeit es hergibt, tanke sie aber auch in umliegenden Gemeinden oder an den Kreuzlinger Tankstellen.

An der Agip ist weniger Betrieb als an der Aral. Hier tankt der Konstanzer Karsten Zolondek sein Auto voll.

Karsten Zolondek tankt sein Auto an der Agip-Tankstelle in Konstanz voll. Aus reiner Bequemlichkeit, so der 46-jährige Konstanzer.
Karsten Zolondek tankt sein Auto an der Agip-Tankstelle in Konstanz voll. Aus reiner Bequemlichkeit, so der 46-jährige Konstanzer. | Bild: Wetschera, Wiebke

Der 46-Jährige tankt regelmäßig in Konstanz, selten auch mal außerhalb der Stadt, wenn er ohnehin dort ist. Extra Wege nimmt er aus Umweltbewusstsein dafür nicht auf sich: „Wegen dem Spritpreis extra irgendwo hinzufahren ist absoluter Quatsch“, sagt Zolondek.

„Es ist reine Bequemlichkeit, dass ich hier tanke.“
Karsten Zolondek, Konstanz

„Wo soll ich sonst tanken?“, fragt sich Busljic Dihomir an der Zapfsäule der Agip. Sein Tank war leer, deshalb ist der Konstanzer zur nächsten Tankstelle gefahren. „Sonst versuche ich auch, woanders zu tanken“, sagt der 23-Jährige. In Konstanz tankt er deshalb nur zehn Liter.

Anders ist es bei Mesut Cavis. Der 43-Jährige lebt in Konstanz und tankt auch hier.

Er spare sich damit zwar kein Geld, aber zumindest Zeit. „Ich schaue nicht mal so genau auf den Preis“, sagt der Konstanzer.

„Da wo ich lebe, muss ich auch tanken.“
Mesut Cavis, Konstanz