Bisher wohnt Silke Platthaus mit ihren zwei jugendlichen Töchtern in einer Vier-Zimmer-Wohnung im Paradies, in einem wunderschönen Altbau mit Parkettboden und höchst sorgsam gepflegten Treppenhaus. Das Wohnzimmer ist hell und lichtdurchflutet, stilvoll eingerichtet und ebenfalls mit Parkettboden versehen. Warum wollen die drei Frauen eigentlich umziehen?

Silke Platthaus sucht eine kleinere Wohnung

Silke Platthaus erklärt: Mittelfristig möchte sie eine kleinere Wohnung, auch, um den Kosten vorzubeugen. Die ältere Tochter Melanie, 17 Jahre, hat eben erst das Abitur gemacht und möchte studieren. Zwar werde sie zunächst in Konstanz bleiben, aber wie lang sie noch in der Familie wohnt, ist ungewiss. „Im Moment zahle ich 1200 Euro Miete, mit Nebenkosten 1400 Euro“, erläutert Silke Platthaus. Für einen zukünftigen zwei-Personen-Haushalt wäre die Miete zu hoch. Sie stelle sich eher eine Drei-Zimmer-Wohnung vor, die nicht mehr als 1000 Euro Miete kostet.

Vor neun Jahren hat die kleine Familie schon mal eine Wohnung gesucht

Die alleinerziehende Mutter hat ihre Erfahrungen mit der Wohnungssuche in Konstanz gemacht und ist vorgewarnt. Vor neun Jahren sei sie aus Unna nach Konstanz gezogen. Mit ihrem damaligen Lebensgefährten zog sie ins Musikerviertel, sie hatten damals einen Makler beauftragt, die Wohnung zu suchen. Die Beziehung scheiterte später, Silke Platthaus war mit ihren Töchtern erst einmal ohne Wohnung. In der Not zogen die drei zu Silke Platthaus' Mutter und wohnten zu dritt in einem Zimmer. „Es hat etwa ein Jahr gedauert, bis wir eine eigene Wohnung fanden“, berichtet die Intensiv-Krankenschwester.

Ist das hier eine Stadtführung – oder eine Wohnungsbesichtigung?

Die Suche sei aufreibend und manchmal auch sehr aufschlussreich gewesen. „Bei einer Wohnung, die wir mit anderen Interessenten gemeinsam besichtigen durften, dachte ich zuerst, das sei der Treffpunkt zu einer Stadtführung – so viele Leute waren da“, berichtet Platthaus. Schnell wurde ihr klar: Als Alleinerziehende mit zwei Kindern hat sie hier kaum eine Chance. „So direkt sagt das einem kein Vermieter, aber man registriert, dass man nie eine Zusage bekommt.“

Fündig werden sie in der Schottenstraße 

In der Schottenstraße, demselben Haus, in dem die Familie auch jetzt lebt, waren sie schließlich erfolgreich. „Ich glaube, es lag daran, dass der Vormieter seine Einrichtung loswerden und dafür 7000 Euro wollte“, sagt Silke Platthaus – sie habe das Geld gespart gehabt und war erleichtert, überhaupt eine Wohnung zu finden. Die Familie zog in die Dachwohnung, einige Jahre später wurde die Wohnung ein Stockwerk tiefer frei, in der sie jetzt lebt.

Silke Platthaus mag vor allem den Balkon, von dem aus sie eine schöne Sicht auf Hinterhöfe im Paradies hat.
Silke Platthaus mag vor allem den Balkon, von dem aus sie eine schöne Sicht auf Hinterhöfe im Paradies hat. | Bild: Wagner, Claudia

Für die aktuelle Suche haben die drei Frauen unterschiedliche Vorstellungen. Jolina, 15, und Schülerin am Ellenrieder-Gymnasium, schätzt die jetzige Wohnlage auch wegen der Nähe zu ihrer Schule. „Es ist super bequem für mich, meine Freunde hier zu treffen, die alle in der Nähe wohnen“, sagt sie. Deshalb würde sie gern im Stadtteil Paradies bleiben. Melanie und ihre Mutter sind etwas flexibler, Melanie kann sich aufgrund der Nähe zur Uni auch eine Wohnung in Petershausen vorstellen.

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Ein wenig entspannter dürfte die Nachbarschaft gern sein

Silke Platthaus könnte sich auch einen lockereren Umgang der Nachbarn miteinander vorstellen als sie ihn aus dem Paradies kenne. In der Schottenstraße gebe es schnell Ärger mit Nachbarn, die sich gestört fühlten. „Es kann schon sein, dass man um 22.01 Uhr ermahnt wird, leise zu sein“, erzählt Tochter Melanie.

Ab jetzt sind die drei Frauen gespannt, wie ihre Chancen stehen, neue vier Wände und eine neue Umgebung zu finden. Eine Annonce im SÜDKURIER hat Silke Platthaus mehrfach aufgegeben, bisher habe sich aber niemand auf die Anzeige gemeldet. „Ich hätte schon mit einer Reaktion gerechnet, zumal ich in der Schweiz tätig bin“, sagt die Krankenschwester. Parallel zur Annonce beantwortet sie Chiffre-Anzeigen und Wohnungsangebote per E-Mail. Beim Spar- und Bauverein, bei dem sie seit der Suche von neun Jahren Mitglied ist, habe sie auch angerufen, aber auf Wartelisten setzt sie wenig Hoffnung. „Ein Makler kommt letztlich auch in Frage“, sagt sie.