Dass sich sämtliche im Konstanzer Gemeinderat vertretenen Fraktionen ohne lange Diskussion einig sind und dann auch noch gemeinsam eine Demonstration organisieren, ist der Ausnahmefall. Am Freitag, 5. Oktober, tritt er ein: Die gemeinsame Demonstration unter dem Motto #wirsindmehr soll eine Konstanzer Antwort auf demokratiefeindliche Strömungen sein, die bei den rechten Unruhen in Chemnitz und Köthen ihre jüngsten Zuspitzungen fanden.
Bei Fraktionen und Vereinen offene Türen eingerannt
Zusammen mit 28 weiteren zivilgesellschaftlichen und politischen Organisationen rufen die sieben Ratsparteien und -gruppierungen für Freitag, 16 Uhr, zu einem Demonstrationszug durch die Innenstadt auf. Um 17.30 Uhr soll es eine Kundgebung am Münsterplatz geben.
"Konstanz für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, Humanität und Solidarität" ist der Untertitel der Aktion. Gemeinsame Sache machen dabei zum einen Freie Grüne Liste, CDU, SPD, Freie Wähler, Junges Forum FDP und Linke Liste. Zum anderen Organisationen wie der Stadtsportverband, Pulse of Europe, das Zebra-Kino, Amnesty International, Uni, Stadttheater, Stolpersteine, Save me, evangelisches Dekanat und viele andere. Auch die Türkische-Islamische und die Jüdische Gemeinde sind dabei, zudem der Gesamtelternbeirat und viele weitere. Oberbürgermeister Uli Burchardt fungiert als Schirmherr.
Mehr als 1000 Menschen reagieren auf Facebook
Die Initiatoren rechnen nach vorsichtiger Schätzung damit, "dass wir mit 400 bis 500 Teilnehmern starten, und ich nehme an, dass im Laufe des Zuges noch mehr dazukommen", sagt Mitorganisatorin Petra Rietzler. "Auf Facebook rappelt es ziemlich, rund 1200 Menschen haben zugesagt oder sich als interessiert gemeldet."
Von Rietzler, Vize der SPD Konstanz, kam der erste Anstoß für die Aktion, eine Urheberschaft oder treibende Kraft sieht sie bei sich aber nicht, denn im Stadtrat sei die Idee sehr schnell zum gemeinsamen Projekt geworden: "Wir wollten das nicht allein machen, und es war schnell geschafft, ein breites Bündnis zu schmieden. Alle machen mit, und dazu brauchte es nicht viel Überzeugungskraft." Auch bei der Organisationsarbeit seien Vertreter aller Ratsgruppierungen beteiligt. Schnell seien auch Vereine und andere Gruppen mit an Bord gekommen.
Auf bei Facebook geäußerte Bedenken, dass 16 Uhr für Beruftstätige eine ungünstige Zeit sei, meint Rietzler: "Die Kundgebung ist ja erst um 17.30 Uhr, und viele haben freitags früher Feierabend. Außerdem ist das Tageslicht für die Aktion gut." Zudem habe man auch nicht mit dem Gassenfreitag kollidieren wollen.
Route und Zeitplan: Der Demonstrationszug startet um 16 Uhr am Konzilsvorplatz beim Haupteingang. Dann geht es über die Konzilstraße, Bahnhofstraße, Rosgartenstraße, Marktstätte, Fischmarkt, Zollernstraße und Wessenbergstraße zum Münsterplatz. Dort gibt es gegen 17.30 Uhr eine Kundgebung