So manch ein Badegast am Bodensee scheint dieses Jahr verwundert – oder sogar angeekelt. Denn gelegentlich kitzelt etwas an den Füßen beim Schwimmen. Oder es lässt sich ein grüner Flaum unter der Wasseroberfläche erkennen. Die Rede ist vom – von vielen gehassten – Seegras. Einige haben das Gefühl, dass die unliebsamen Ranken in diesem Jahr höher sprießen, als im vergangenen. Doch ist das wirklich so?
Dieser Frage ist der SÜDKURIER nachgegangen und hat beim Landratsamt Konstanz nachgefragt. Das ist als untere Wasserschutzbehörde auch für das Seegras zuständig. Marlene Pellhammer, Pressesprecherin des Landratsamtes, erklärt, woran das zumindest subjektive Empfinden liegen könnte.
Denn ob das Seegras wirklich schneller oder stärker wächst, lässt sich nicht genau sagen. Das Landratsamt hat dahingehend keine faktenbasierten Daten zur Höhe des Seegrases. Es gibt jedoch ein paar Möglichkeiten, warum es den Badegästen zumindest so vorkommt.
Die Sonne hat einen großen Einfluss
Ein Faktor davon ist das Wetter der vergangenen Wochen. Durch den vielen Sonnenschein könnte das Seegras tatsächlich stärker gewachsen sein. „Seegras ist eine untergetauchte Wasserpflanze und betreibt Photosynthese“, erklärt Pellhammer. Sie wandelt also Lichtenergie durch lichtabsorbierende Farbstoffe in chemische Energie um.

Entsprechend könnten die vielen Sonnenstrahlen in der Hitzewelle Ende Juni bis Anfang Juli 2025 dazu beigetragen haben, dass es in diesem Jahr höheres Seegras gibt. Denn dabei hat das Seegras mehr Licht erhalten, um dieses in Energie umwandeln zu können – und ist deshalb gewachsen.
Das vermeintliche Wachstum könnte aber auch daran liegen, dass der Wasserstand des Bodensees im Juni 2025 rund anderthalb Meter tiefer lag als im vergangenen Jahr. Das ist auch am 11. Juli noch der Fall. „Damit ist es plausibel und nachvollziehbar, dass das Seegras schneller an die Oberfläche des Sees gelangen kann und somit in diesem Jahr früher zu sehen ist, verglichen mit dem letzten Jahr“, meint Pellhammer. Also ist das Seegras vielleicht auch nicht höher, sondern es kommt den Schwimmerinnen und Schwimmern nur so vor.
Seegras ist wichtig
Doch egal, ob das Seegras jetzt höher wächst oder nicht: Es ist ein wichtiges Anzeichen für den Zustand des Gewässers, erklärt die Pressesprecherin. Durch den fortschreitenden Rückgang des Phosphorgehalts im Wasser haben sich wieder typische Wasserpflanzen für einen nährstoffarmen See angesiedelt.
„Das Seegras ist somit ein Indikator für einen ökologisch intakten See. Die für den Menschen harmlosen Wasserpflanzen sind ein wichtiger Bestandteil des sauberen und naturnahen Bodensees“, meint Marlene Pellhammer.
Für Fische dienen die Pflanzen beispielsweise als Kinderstube, sie sorgen für klares Wasser und produzieren Sauerstoff, schreibt die Landesanstalt für Umwelt zu den Unterwassergewächsen im Bodensee. Damit sei das Seegras ein wichtiger Teil des Ökosystems. Auch wenn es beim Schwimmen vielleicht manchmal lästig sein kann.