Beim Gemeinderatsbeschluss am Donnerstag nächster Woche dürfte es sich um eine reine Formsache handeln. Der Zuspruch der Mitglieder des Technischen und Umweltausschusses zum weiteren Vorgehen bei der Neugestaltung des Bahnhofplatzes jedenfalls fiel quer durch die Fraktionen geradezu frohlockend aus. „Ich habe schon gedacht, dass ich das nie mehr erlebe“, meinte beispielsweise Holger Reile von der Linken Liste Konstanz (LLK), und Anne Mühlhäußer von der Freien Grünen Liste (FGL) „kann es kaum erwarten, dass es jetzt losgeht“.

Handelseinig mit dem Lago

Der Durchbruch ist laut Tiefbauamtsleiter Uwe Kopf mit der Einigung bei einem beabsichtigten Grundstückskauf gelungen. Dabei geht es um eine Fläche, die sich im Besitz des Lagos befindet und für den Bau eines Kreisverkehrs an der Ecke Bahnhof-/Bodanstraße benötigt wird. Mit dem Einkaufszentrum ist man sich ferner in Gestaltungsfragen einig geworden.

8000 Autos weniger vor dem Bahnhof

Der Grundstückskauf ist laut Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn von strategischer Bedeutung, weil dadurch ein Wendeplatz für Busse geschaffen werden kann – was wiederum die Voraussetzung für das Gesamtkonzept darstellt. Dieses schließt den automobilen Individualverkehr so gut wie aus. Wo derzeit noch täglich rund 8000 Autos den Bahnhof passieren, soll künftig nur noch ein Zielverkehr möglich sein. Das heißt: Um Bahnkunden zum Bahnhof zu bringen, soll eine Anfahrt mit kurzem Halt erlaubt bleiben. Zu diesem Zweck ist unter anderem eine für Autofahrer unattraktive Gestaltung des Bahnhofplatzes vorgesehen.

Dazu zählen eine einspurige Verkehrsführung, die Ausweisung von Abstellflächen für Fahrräder sowie Bäume und Grüninseln. Die Möblierung soll der Straße einen Platzcharakter mit Wohnzimmeratmosphäre verleihen, als I-Tüpfelchen sollen dazu künstlerisch ambitionierte Schriftzüge eingefräst werden. Auch diese Details kamen bei den Ausschussmitgliedern gut an. So freut sich Verena Faustein vom Jungen Forum Konstanz (JFK) über den Plan, die „grünen Kreise durch kalligraphische Kunst zu ersetzen“.

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Nach der anvisierten Projektbeauftragung Anfang nächsten Jahres könnte nach der auf zehn bis zwölf Wochen angesetzten Phase der Vergabe der europaweit auszuschreibenden Aufträge im Herbst nächsten Jahres mit den Bauarbeiten begonnen werden. Für die Bauzeit selbst veranschlagt Uwe Kopf zweieinhalb Jahre, sodass mit der Fertigstellung im Frühjahr 2024 zu rechnen wäre. Die Kosten veranschlagt die Bauverwaltung auf 8 Millionen Euro.

Wohin mit den Fahrrädern?

Die Signale der Zustimmung zu den Plänen der Stadtverwaltung ändern freilich nichts daran, dass die weitere Gestaltung des Bahnhofplatzes die Stadträte und Bürger noch geraume Zeit beschäftigen wird. Zu den Themen zählt dabei der Bedarf von rund 600 Fahrradstellplätzen – eine Herausforderung, die Daniel Groß von der CDU am liebsten mit dem Kauf des Marktstätten-Parkhauses lösen würde. Und auf längere Sicht spielt weiterhin die Deutsche Bahn eine maßgebliche Rolle bei der Ausgestaltung des neuen Konstanzer Wohnzimmers. Sie ist für die Ladenzeile zuständig, aber bis sich hier etwas tut, ziehen noch ein paar Jahre ins Land. Wie Uwe Kopf sagte, will die Bahn im Jahr 2026 tätig werden.

Bau mit einigem Spannungspotenzial

Öko-Bilanz einer Straße: Für die Neugestaltung des Bahnhofplatzes wurde eigens eine Öko-Bilanz erstellt – mit erstaunlichem Ergebnis. Laut Uwe Kopf kam dabei heraus, dass Beton das Material mit der größten zu erwartenden Nachhaltigkeit ist. Der Baustoff sei zwar kurzfristig im Hinblick auf ökologische Folgen deutlich schlechter geeignet als Asphalt oder Naturstein. Dieser Makel werde jedoch langfristig durch die Langlebigkeit von Beton wettgemacht.

.Bau unter Verkehr und Baustellenmarketing: Die Übergangszeit vom Ist-Zustand zur neuen Form eines Bereichs mit hoher Aufenthaltsqualität bezeichnet Uwe Kopf als spannend. Während er Bauarbeiten soll der Verkehr aufrechterhalten bleiben. Den Bürgern sollen Überraschungen mit Bürgerversammlungen, Infos und einem Baustellenmarketing erspart bleiben.

Verkehrssimulation: Die Veränderungen am Bahnhof haben Auswirkungen auf Verkehrsfluss und -gestaltung im Umfeld. Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn will bis zum für den Anfang nächsten Jahres vorgesehenen Projektbeschluss Verkehrssimulationen erarbeiten lassen. Zu den Fragen zählt dabei die Regelung des Verkehrs bis zum Fischmarkt und die hier erforderlichen Wendemöglichkeiten.

C-Konzept: Der Verkehr fließt derzeit in beiden Richtungen um die Altstadt herum, quasi wie ein O. Das vom Gemeinderat beschlossene C-Konzept sieht vor, den Bahnhofplatz zwischen Dammgasse und Bodanstraße für Autos zu sperren.