Mühlhausen-Ehingen – Im Festsaal des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) erwartete die Gäste mit dem Oberuferer Christgeburtsspiels eine besondere Aufführung. Als volkstümliches Weihnachtsspiel gehört es zu den sogenannten Mysterienspielen des Mittelalters und stammt aus der heutigen Slowakei. In Mundart gesprochen zeigt das Spiel den Auszug aus Bethlehem bis zur Geburt Jesu.

Fast ohne Requisiten und in Reimform gesprochen und gesungen, vermittelten die elf Darsteller die Kraft volkstümlichen Glaubens. Selbst die Jüngsten lauschten der Handlung fasziniert. Wie im Mittelalter bei fahrenden Schaustellern üblich, verneigten sich Josef und Maria, die Wirte und Hirten zu Beginn des Spiels vor der Obrigkeit und zogen den Hut vor dem Publikum. Die Hirten Vitok, Stichel und Gallus brachten zu schlichter Frömmigkeit auch einen guten Schuss Humor in das christliche Geschehen.

Auf dem Feld beklagten sie sich über die klirrende Kälte, rutschten wiederholt auf dem gefrorenen Boden aus und versuchten, sich gegenseitig ihre Handschuhe zu stibitzen. Ehrfürchtig begrüßten sie dann das Christuskind mit den Worten: „Grüaß‘n ma Joseph und Maria rein, und grüaß‘n ma das kloane Kindalein. Grüaß‘n ma a Ochs und Esulein, wölche stehn bei dem Krippalein“. Auch wenn der Text nicht vollständig verstanden wurde, brachten die Akteure durch ihr lebhaftes Spiel das Publikum zum Lachen.

Angelehnt an die Waldorfpädagogik ist das Oberuferer Christgeburtsspiel seit Jahrzehnten auch fester Bestandteil im Jahresprogramm des SBBZ. Hans-Jürgen Bracker ist seit 16 Jahren Klassenlehrer im SBBZ und gehört wie auch andere Mitarbeiter zur „Christgeburtsspiel Kumpanei“ des Hauses. Den ehrenamtlichen Einsatz leisten sie gern: „Für uns ist das eine Entschleunigung, das Spiel lässt einen ankommen und ist eine Besinnung auf das Fest.“ Jessica Neumann stimmt ihm zu. Sie ist stellvertretende Internatsleiterin und spielt seit 15 Jahren im Team mit Bracker als Josef die Rolle der Maria.