Seit zwei Amtsperioden melden der Öhninger Fußballclub und der Musikverein ihre Bedürfnisse bei den Ratsvertretern im Gemeinderat an. Mit dem Begriff Unzumutbarkeit werden die räumlichen Verhältnisse sowohl im Klubhaus als auch im Probelokal von den Mitgliedern beider Vereine beschrieben. Erneut wagten sie einen Vorstoß für ihre Bedürfnisse. Mit einer vollkommen neuen Idee wendeten sie sich an ihre Vertreter und warben in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats für ein gemeinsames Projekt: Ein Haus der Vereine könnte die Raumprobleme für die beiden ältesten Vereine im Dorf nicht nur lösen, sondern auch weiteren Vereinen eine Heimat bieten. Es schien, als ob der Rat auf diese zündende Idee gewartet hätte, um die Probleme von bis zu fünf Vereinen mit einem Schlag zu lösen. Roland Pleli (FC Öhningen) und Anne Faisst (MV Öhningen) stellten die Idee vor. Das Haus der Vereine könnte in der „grünen Dorfmitte“ realisiert werden, so ihre Vorstellung.

Lösung für mehrere Standortprobleme

Bürgermeister Andreas Schmidt begreift die Projektidee als eine Möglichkeit für die Lösung vieler Standortprobleme von mehreren Vereinen. Beim Wettbewerb um die Gestaltung der grünen Dorfmitte wurde bereits ein neues Vereinsheim für den Fußballklub am Spielfeldrand in das Gespräch gebracht. Dort könnte auch der Musikverein integriert werden. „Ich bin froh, dass beide Vereine auf uns zukommen“, sagte Schmid: Denn der Vorschlag für ein gemeinsames Vereinsheim habe für ihn einen gewissen Charme – auch bezüglich des Vorhabens um die Sanierung des Chorherrenstifts. Die Präsentatoren waren sich einig, dass der Charakter des Dorfs durch das Leben darin geprägt ist und dass dieses Leben stark von den Vereinen bestimmt sei.

Anstelle der Bohlen-Gebäude könnte auf dem Gelände des FC Öhningen ein mit dem MV Öhningen gemeinsam genutztes Vereinshaus entstehen. Im ...
Anstelle der Bohlen-Gebäude könnte auf dem Gelände des FC Öhningen ein mit dem MV Öhningen gemeinsam genutztes Vereinshaus entstehen. Im Gespräch ist auch eine Fläche hinter der Schule für funktionale Räume beider Vereine. | Bild: Georg Lange

Beide hätten einen großen Anteil an der Dorfgeschichte, die auch für die Zukunft fortgeschrieben werden soll. Dies könne auch als Zusammenschluss von Kultur und Sport unter einem Dach gedacht werden. Für Öhningen gebe es nichts Besseres als die Zusammenarbeit beider Vereine. Man könne sich die Infrastruktur in einem Haus teilen sowie Leben in die neue Dorfmitte bringen. Gemeinsam nutzbare Lager und sanitäre Anlagen wie Sitzungsräume für Besprechungen sehen beide Vereine ebenso vor wie Proberäume für den Musikverein und die Musikschule wie auch Umkleiden und Nasszellen für den Fußballclub. Beide rechnen mit einem Raumbedarf von etwa 600 Quadratmetern.

Gemeinderat soll Planung forcieren

Bei der Aussprache im Gemeinderat zeigte sich René Zimmermann (CDU) fasziniert von der Idee eines Haus der Vereine: Nun sehe er den Gemeinderat aufgefordert, die Umsetzung möglichst schnell voranzutreiben. Auch Christine Schäfer (CDU) war begeistert: „Kultur und Sport zusammenzubringen ist etwas Tolles“. Sie begrüßte den Plan, weitere Vereine aufzunehmen. Frank Leitner (OBF) übte vor allem Selbstkritik: Lange habe der Gemeinderat Vereinsthemen nicht mit Ernst behandelt und auf die lange Bank geschoben. Nun stehe der Gemeinderat in der Pflicht, Zusagen zu geben, was angesichts der Haushaltslage möglich sei. Leitner wünscht sich eine Machbarkeitsstudie statt Lippenbekenntnissen. Er forderte seine Ratskollegen auf, einen Zeitplan auszuarbeiten und finanzielle Mittel festzulegen. Bürgermeister Andreas Schmidt nahm nach dem Applaus aus dem Auditorium den Vorschlag Leitners auf.

Gremium soll Entscheidungen vorbereiten

Er gab zu bedenken, dass Vereine damals beim Bau Eigenleistungen beitrugen. Die Zeit sei nun eine andere. Schmid möchte die Idee weiterentwickeln und schlug ein Gremium aus Vertretern der Fraktionen, der Verwaltung sowie der Vereine vor. Dieses könnte ab Mai erste Sitzungen aufnehmen – auch mit Vertretern anderer Vereinen und der benachbarten Schule.

Andrea Dix (Netzwerk) zeigte sich dem potentiellen Standort gegenüber kritisch: Das Sanierungskonzept für das Kloster sei noch in Planung. Auch dort könnten Vereinsräume entstehen. Beim vorgeschlagenen Standort befürchtet sie Interessenkollisionen mit dem Kloster – zumal dort eine Gastronomie entstehen soll. Sie wünscht sich bei der Planung eine Einheit mit den Konzepten für das Kloster. Den Vorschlag empfand sie als konstruktiv, doch dürfe kein Konflikt mit den Zukunftsplänen des Klosters entstehen.

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Gerhard Wiedenbach (CDU) sprach sich dafür aus, beide Projekte parallel laufen zu lassen. Mit den Verschiebungen habe der Gemeinderat die Vereine nicht verärgern wollen. Den Vorschlag begriff er als einen guten Anfang. Wiedenbach sprach sich für das Gremium aus. Doch sehe er erst im kommenden Jahr eine Möglichkeit für eine Baugenehmigung. Um den Willen gegenüber den Vereinen zu bekunden regte Markus Eiglsperger (FBL) den Rat an, bis zum Sommer einen Grundsatzbeschluss zu fällen. Für November wolle er im Haushalt die Finanzplanung berücksichtigt und Prioritäten festgelegt wissen.

Simon Klose (OBF) sprach sich für die Idee aus. Doch er sorgte sich um die Besitzverhältnisse der für die Umsetzung des Projekts notwendigen Grundstücke auf dem Areal der grünen Dorfmitte und dass der Klub sein aktuelles Vereinsheim zwischenzeitlich an Investoren verlieren könnte. Für ihn drängt die Zeit um klare Verhältnisse zu schaffen. Bisher gebe es nur Signale bei den Gesprächen zwischen Land und Kirche, sagte Andreas Schmid. Doch er gehe davon aus, dass das Land das Grundstück an die Gemeinde verkaufen wird. Klose wünscht sich klare Besitzverhältnisse und vom Bürgermeister Einflussnahme auf zügige Verhandlungen; sonst müsse der Rat im nächsten Jahr über das Projekt erneut debattieren, befürchtet Klose.