Der Ablauf ist immer ähnlich, doch die Inhalte müssen jedes Jahr aufs neue überzeugen: Der Bunte Abend kann die Akteure vor große Herausforderungen stellen. Mit welchen Sketchen und Tänzen kann das Publikum diesmal begeistert werden? Die Narren der Halb-Olfer in Orsingen hatten in diesem Jahr wieder gute Ideen und sorgten knapp fünf Stunden lang für kurzweilige Unterhaltung. Dabei durften Seitenhiebe nicht fehlen, auch gegen Lokal- und Bundespolitik.

Nach dem Einmarsch des Musikvereins Orsingen und der Halb-Olfer-Narren begrüßte Philip Mayer als Nachfolger von Präsidentin Florin Kraft die Besucher in der dicht besetzten Kirnberghalle. Einige Akteure hätten über Monate, andere immerhin tagelang geprobt, ulkte er und bat um Applaus, um das Lampenfieber zu vertreiben.
Durch das Programm führten Martin Joos als Armin Maiwald und Tobias Joos als Christoph Biemann – beide sind als Moderatoren der „Sendung mit der Maus“ bekannt. Deren Titelmelodie erklang vor jedem neuen Beitrag. Die Ansagen in verschiedenen Sprachen und Dialekten wurden aus dem Off kommentiert, etwa: „Das war Schwäbisch.“ Die Umbaupausen füllte Franzl alias Markus Veser mit Musik.
Der neue Präsident löste im Spiel der Weißnarren vier Aufgaben. Zu erraten war das Lieblingsgetränk der Gruppe, das Gewicht des Gschells und das Durchschnittsalter. Zuletzt musste er das Gschell anziehen, sich selbst Lippenstift auftragen und im Takt hüpfen.
Bundespolitik: Zu viele Farben ergeben dreckiges Braun
In seiner Büttenrede sprach Wilfried Honsel unter anderem über die Bundespolitik und schlug vor, bei einem Narrentreffen den Umzugsweg durchs Wahllokal zu legen. Bei einer Polonaise könne dann jeder seine Kreuze machen. Zur Erleichterung regte er an, auf den Wahlzetteln die Farbe jeder Partei zu drucken. Damit werde die Wahl kinderleicht – wie Malen nach Zahlen. Er warnte jedoch vor einem allzu bunten Mix nach der Wahl. Es sei wie beim Farbkasten: Wenn man zu viele Farben mische, entstehe ein dreckiges Braun.

Später thematisierte er mit Werner Kraft das Jubiläum der Doppelgemeinde und die Feierlichkeiten. Zum Ortsnamen erklärte Kraft: „Ihr habt in Nenzingen das Rathaus und die Verwaltung, als Ausgleich steht Orsingen vorne.“
Die Zimmerleute spielten „Klein gegen Groß – kleine Zimmerleut gegen die großen vom Rest“. Präsentiert von „Helene und Flori“ mussten sich einige „kleine“ Zimmerleut (tatsächlich waren es wohl die größten) gegen Vertreter der anderen Gruppierungen beweisen. Dank einiger Tricks gewannen sie jedes Duell.
Jubiläum, gelbe Tonne und Flüchtlingsunterkunft
Markus Zimmermann und Dennis Schäuble trafen sich zum Dorftratsch. Die Verständigung verlief erst schleppend, da Schäuble vorgab, nach langer Zeit in Mundolsheim nur noch Französisch zu sprechen. Erst ein Gigs brachte seinen Dialekt spontan zurück. Die anstehenden Feierlichkeiten zu 50 Jahren Orsingen-Nenzingen kommentierten sie: „Man kann sich in 50 Jahren fast an alles gewöhnen.“

Mit Blick auf die angedachte Partnerschaft mit der Gemeinde im Elsass fragte Schäuble: „Könnt ihr euch auch an uns gewöhnen? Wollt ihr uns?“ Bürgermeister Stefan Keil habe die französische Kollegin ja bereits getroffen, so Zimmermann. Das sei sehr schnell gegangen, im Gegensatz zur Einführung der gelben Tonne, zum Bau der Flüchtlingsunterkunft oder dem Ausbau der Grünen Glasfaser. Viele weitere Themen machten deutlich, dass sich die Männer gründlich vorbereitet hatten.
Das galt auch für Jessica Längle, die als lebende Halb-Olfer-Jukebox zur Gitarre unzählige Hits präsentierte, viel Applaus erhielt und eine Zugabe inklusive Narrenmarsch spielte.
Mit dem Kirchenchor und ihrem „Krawall im Hühnerstall“ ging es furios weiter. Rund 30 Hennen und ein Hahn träumten hinter Gittern von der Freiheit – bis der Hahn im Grillwagen an ihnen vorbeifuhr. Ihr Fazit: „Besser noch hier im Schopf als draußen ohne Kopf.“ Die fantasievollen Kostüme und die sehr gelungene Gesangsdarbietung kamen beim närrischen Publikum sehr gut an.

Vier Schnapszahlen zum 33-jährigen Bestehen
Die Heidenschlössler waren noch wilder unterwegs „Zurück in die Zukunft“. Sie landeten in vier Schnapszahl-Jahren und ließen die jeweiligen Mottos aufleben: 2011 waren es die 1950er- und 1960er-Jahre, 1988 Piraten, 1999 Ritter, 1955 der Zirkus. Bei der Ankunft im Jahr 2025 waren sie verwirrt, doch die Auflösung kam prompt: Die Heidenschlössler feiern ihr 33-jähriges Bestehen.
Als Siggis Bande dann unter der Regie von Daniel Merkle die bekannte Geschichte „König der Löwen“ neu interpretierte, hatte wohl manch einer im Saal Mitleid mit dem armen „Wimba“. Der konnte aufgrund seiner Masse nur von einem Maschinenkran in die Höhe gehoben und so zum König ernannt werden.

Ein festes Veranstaltungselement sind Tänze. Wie die Hip-Hop-Gruppe des TV Nenzingen unter Leitung von Fabienne Reichle, die im ersten Teil des Abends mit ihrem Tanz zu „Haus des Geldes“ begeisterte, sorgte zum Abschluss der Kraftclub mit seinem Beitrag „Absturz ins Ungewisse – der Dschungel ruft“ für großen Beifall. Für diesen waren Gina Längle, Jelena Zeiher, Lisa Trisner und Sarah Walde verantwortlich. Hier wechselten die jungen Frauen gleich mehrfach die Kostüme. Beide Gruppen kamen nicht ohne Zugabe von der Bühne.
Beim Finale zeigten sich alle Akteure vor und hinter der Bühne gemeinsam dem Publikum und nahmen den Dank ihres Präsidenten und der Besucher entgegen.