Samstag, 30. Januar, auf dem Smartphone: In einer karnevalistischen Hochburg gegenüber der hessischen Hauptstadt Wiesbaden meldet das Mainzer Wochenblatt: Leider könne dieses Jahr der 57. Klepperwettbewerb der Mainzer Kleppergarde 1856 nicht wie gewohnt stattfinden. Stattdessen werde ein Video-Wettbewerb für die Kinder ausgelobt. Den Ausschnitt aus der Zeitung schickt der Bruder aus dieser Stadt, wie sie singt und lacht, mit der Frage: „Wer war zuerst da? Mainz oder Radolfzell?“ Dieser Bruder, der zwar mal ein Hemdglonker war, aber nie auch nur annähernd hat Kleppern können, muss in dieser Residenz der ausgesuchten Fröhlichkeit auf seine (hämische?) Frage eine deutliche Niederlage einstecken. Zum einen sehen die Mainzer Klepperle wie unförmige Holzlatten aus, kaum brauchbar fürs Dachdecken. Fingergerecht ausgesägt sind die Radolfzeller Hölzle. Zwar hat es die Mainzer wie die Radolfzeller Klepperle schon vor dem Zweiten Weltkrieg gegeben. In Radolfzell hat der Turnverein das Kleppern in den Zwanzigerjahren eingeführt und geübt. Die Mainzer aber haben ihren Klepperlewettbewerb erst 1964 ins Leben gerufen, der Turnverein Radolfzell hat das Königskleppern schon 1950 eingeführt. Ha, wer hat‘s erfunden! Noch Fragen, Bruder Loisl?
Samstag, 30. Januar, in der Stadt: In Radolfzell hupen die Querdenker Mutter, Vater, Kind vom Sofa. Ob es nun eine Kakophonie oder Symphonie war, mag jeder Beschallte selbst entscheiden. Dass sich ausgerechnet ein Werbeplakatanhänger der AfD in diesen Autoumzug der Unterdrückten eingefädelt hat, ist natürlich nichts anderes als der pure Zufall. Sagt die AfD. Wer etwas anderes behauptet, ist von der Weltregierung geimpft oder hält Hupen für überflüssige Lärmbelästigung. Sagen wir.
Sonntag, 31. Januar, in Feld und Flur: Der Weltuntergang ist nah, nach dem Schnee breitet sich das Wasser aus. Als erstes gehen die Apfelbäume unter.
Montag, 1. Februar, im E-Mail-Postfach: Lothar Rapp, der Macher der Narrenzeitung „De Kappedeschle“, hat die Blattkritik zum 53. Kappedeschle schon gelesen. Zum Fehlen von zwei Ortsteilen im Reiseteil des Kappedeschle schreibt Rapp „nur unter uns“, aber wir machen es dennoch öffentlich: „Meine Idee, einmal alle Zeller Narrenvereine im Kappedeschle vorzustellen, stammt aus den Siebzigern. Nach der Gemeindereform wollte aber leider niemand mitmachen. Für dieses Mal habe ich gedacht, gib‘ den anderen Narrenvereinen im Ort mal eine Chance, sich vorzustellen. Markelfingen hat abgesagt und Liggeringen hat bis heute nicht geantwortet. De Kappedeschle lässt möglichst keinen durchs Raster fallen.“ Der Aufprall wäre hart.