Wenn die Besuchsquote beim Neujahresempfang ein Indikator dafür ist, wie zufrieden die Radolfzellerinnen und Radolfzeller mit der Arbeit ihres OBs und ihrer Verwaltung sind, dann kann Simon Gröger durchaus zufrieden sein. Beim Neujahresempfang im Milchwerk waren nur noch vereinzelt Plätze frei, hunderte Bürgerinnen und Bürger wollten hören, was in diesem Jahr in der Stadt ansteht.

Und Oberbürgermeister Simon Gröger wollte nicht an guten Neuigkeiten sparen, nachdem sein eigener Rückblick auf das Jahr 2023 nicht ganz so positiv ausgefallen sein. „Was war das für ein Jahr? Wir mussten Unsicherheiten, Krisen, Krieg und Inflation erleben, da fiel es schwer, die Hoffnung zu bewahren“, so Gröger.
Finanziell steuere die Stadt auf ebenfalls schwierige Zeiten zu. Doch vermeldete der OB erfreut, dass die Berechnung für die Gewerbesteuer in Radolfzell im Jahr 2024 auf rekordverdächtige 23,5 Millionen Euro gestiegen sei. In den vergangenen Jahren hatte die Stadt stets mit rund 18 Millionen Euro Gewerbesteuer gerechnet. „Die Radolfzeller Unternehmen haben erfolgreich wirtschaften können“, lobt der OB.

Mehr Fokussierung im Haushalt
Der kommende Haushalt, der am Dienstag, 23. Januar, diskutiert und beschlossen werden soll, werde ‚in vielen Bereichen besser sein als der im letzten Jahr‘, versprach Gröger. Durch eine klare Fokussierung wolle man eine neue Grundlage für die finanzielle Situation der Stadt schaffen. Auch die Übernachtungszahlen von knapp 400.000 pro Jahr seien ein Erfolg für Radolfzell und sprächen für die Beliebtheit der Stadt. Gröger kündigte an, die Pro-Kopf-Verschuldung in der Stadt von aktuell 167 Euro auf 66 Euro zu reduzieren.
Neben den Projektschwerpunkten Bildung, Klimaschutz und Wohnraum wolle die Verwaltung im laufenden Jahr das Areal rund um den Bahnhof entwickeln. Hier schwebt dem OB eine Mischung aus Wohnraum, Grünflächen und Gewerbeflächen vor. „Die Planung wird sich komplett an die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger orientieren“, so Gröger.

Brachland rund um den Bahnhof soll entwickelt werden
Die Entwicklung des Mayer-Areal, der Aurelis-Linse und dem Gelände der ehemaligen Pakethallen, also alles zentrums- und bahnhofsnahe Grundstücke, würden beim Veränderungsprozess der Radolfzeller Innenstadt eine große Rolle spielen. Durch den Wegzug der Sparkasse aus dem Gebäude am Marktplatz in einen geplanten Neubau am Höri-Kreisel, stünde die Innenstadt vor Veränderungen, die die Stadt gestalten wolle.
Beim Thema bezahlbarer Wohnraum stehe die Stadt aktuell vor der Frage, ob sie sich eine städtische Wohnungsbaugesellschaft leisten könne und wolle. Das Projekt werde bald schon in den Gemeinderat gehen und gemeinsam diskutiert werden.
Mit dem Gemeinderat wünscht sich OB Gröger mehr Einigkeit. Gerade bei der Aufgabe, das ehemalige Krankenhaus zurück in den städtischen Besitz zu holen und die medizinische Versorgung der Stadt zu gewährleisten, sei ein Gemeinderat, der ein einem Strang ziehe besonders wichtig.
An Gemeinwohl und ehrenamtlichen Engagement mangele es hingegen in der Stadt nicht. „Das ist der Wahnsinn, was hier ehrenamtlich und in der Vereinsarbeit geleistet wird“, sagte OB Simon Gröger. Diese gegenseitige Unterstützung und der Zusammenhalt innerhalb der Bevölkerung sei in schweren Zeiten besonders wichtig. Für ihn sei dieses Engagement nicht nur Anlass zum Dank, sondern auch Verpflichtung zur Unterstützung und Wertschätzung.


Vortrag zum Thema Künstliche Intelligenz
Neben der musikalischen Begleitung durch die Stadtkapelle und der Percussion Gruppe der Musikschule, war Lothar Sebastian Krapp von der Universität Konstanz als Gastredner im Milchwerk. Krapp ist Mitarbeiter des Fachbereichs Mathematik und Statistik und Mitglied des ehrenamtlichen Netzwerks „KI macht Schule“. In seinem kurzweiligen Vortrag erklärte er nicht nur die Funktionsweise von Künstlicher Intelligenz (KI), sondern auch deren Stärken und Schwächen und die Chancen und Risiken für die Gesellschaft.

Künstliche Intelligenz sei nach der Dampfmaschine die einschneidende Erfindung der modernen Gesellschaft. Denn KI werde den Menschen die geistige Arbeit abnehmen, während die Dampfmaschine die körperliche Arbeit erleichtert hatte.
Nach dem offiziellen Teil gab es für alle Besucherinnen und Besucher im Milchwerk einen Imbiss im Foyer. Gäste aus der Bundespolitik beim Neujahresempfang waren die SDP-Bundestagsabgeordnete Lina Seitzl und ihr Amtskollege von der CDU, Andreas Jung. Die frischgebackene Bürgermeisterin aus Stockach, Susen Katter, war ebenfalls ins Milchwerk gekommen.