Keine zwei Monate hat der neue Oberbürgermeister Simon Gröger im Rathaus verstreichen lassen, um der Stadtverwaltung Radolfzell eine neue Organisation zu verpassen. Er hat zusammen mit Bürgermeisterin Monika Laule die neue Struktur in einer Pressekonferenz vorgestellt. Gröger will „die Verwaltung fit für die Zukunft machen und mit neuen Stabstellen Schwerpunkte setzen, die meine politischen Ziele unterstützen“. Etwa bei der Bürgerbeteiligung und der Umsetzung von Klimaschutzzielen, aber auch in der Wirtschaftsförderung. 40 Personalgespräche habe er geführt, seine Ideen mit Gemeinderat und Bürgermeisterin Laule besprochen, „und ich habe den Prozess mit dem Personalrat abgestimmt“. Die neue Organisation greift zum 1. Februar. Keinem Mitarbeiter sei gekündigt worden, einzelne haben die Stadt verlassen, neue werden gesucht.
- Das Dezernat eins: Auffällig ist vor allem der Umbau des Dezernats, das noch „Zentrale Dienste“ heißt. Statt wie bisher streng hierarchisch, ist das künftige Dezernat „Personal, Digitalisierung und Finanzen“ in einer flacheren Organisation mit zwei Fachbereichen aufgeteilt. OB Gröger übernimmt selbst die Leitung. Die bisherige Dezernatsleiterin Petra Ohmer verliert diese Funktion und führt künftig nur noch den Fachbereich Finanzen. Ihr unterstellt sind die Abteilungen Kämmerei, Stadtkasse und Steuern. Als gleichberechtigt wird der Fachbereich Personal, Organisationsentwicklung, Digitalisierung neu eingerichtet. Dieser Fachbereich mit den Abteilungen Personal und Organisation sowie Informationstechnik und Kommunikation wird Carmen Grieshaber unterstellt. Sie leitete bisher die „Strategische Steuerungsunterstützung“, diese Einheit wird aufgelöst.
- Das Rechnungsprüfungamt (RPA) wird aus dem Dezernat eins herausgelöst und wieder eine eigenständige Abteilung, sie untersteht direkt dem OB. So habe es das Regierungspräsidium empfohlen, sagt Gröger: „Das RPA soll souverän und alleinstehend sein.“ Leiterin ist Sandra Ariane Siemers. Im RPA angesiedelt sind neben der Rechnungsprüfung die Datenschutzbeauftragte und das Bauinvestcontrolling.
- Das Dezernat zwei: Bürgermeisterin Monika Laule bleibt für das Dezernat verantwortlich, zu dem die Fachbereiche Kultur, Bildung, Jugend und Sport, die Bürgerdienste sowie der Bevölkerungsschutz mit Feuerwehr gehören. Dazu gehört auch die Stabstelle Zensus (Volkszählung). Die Abteilung Soziale Dienste geht in der neuen Stabstelle Partizipation und Integration auf. „Als Zukunftsthema ist dieses Aufgabengebiet dort richtig angesiedelt“, unterstützt Laule die Verschiebung. Der OB bezeichnet die Organisation im Dezernat zwei als „stimmig“, die von den Mitarbeitern sehr gut mitgetragen werde.
- Das Dezernat drei bekommt einen neuen Namen, statt „Umwelt, Planen und Bauen“ heißt es künftig „Nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität“. Der Name sei Programm, sagt Gröger: „Das Klimaschutzkonzept liegt mir sehr am Herzen.“ Was fehle, sei noch ein passender Dezernatsleiter, „einen weiteren Bürgermeister suchen wir nicht“. Der Neue soll auf die Beratungsleistung von zwei neuen Einheiten zurückgreifen können, die Stabstelle für Umwelt, Klima- und Naturschutz sowie die Stabstelle Bauverwaltung. Auch für diese Stellen gibt es noch keine Besetzung. Die drei unterstellten Fachbereiche leiten Thomas Nöken (Stadtplanung und Baurecht), Gerhard Schöpperle (Hochbau und Gebäudemanagement) und Uwe Negraßus (Tiefbau und Kläranlage). Die Leitung der Technischen Betriebe ist noch nicht entschieden.
- Stabstellen des OB: Die bisherigen Abteilungen „Büro Oberbürgermeister“ und „Strategische Steuerungsunterstützung“ sind Geschichte. Stattdessen hat Simon Gröger seinen direkten Bereich in vier Stabstellen aufgeteilt. Im „Referat des Oberbürgermeisters“ sind Assistenz, Pressestelle und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Geschäftsstelle Gemeinderat zusammengefasst. Die frühere Pressesprecherin Julia Theile kommt aus der Elternzeit zurück und übernimmt als persönliche Referentin die Leitung, neue Pressesprecherin wird Nicole Rabanser. Auch werden die zwei Abteilungen „Wirtschaftsförderung und Liegenschaften“ in einer Stabstelle zusammengeführt, die Leitung ist noch offen. Die bisherigen „Sozialen Dienste“ gehen in der Stabstelle „Partizipation und Integration“ auf, in der die Bürgerbeteiligung angesiedelt wird und auch Vereine ihre Ansprechpartner finden sollen; Leiterin wird Petra Ott. Die – vermutlich – temporäre Stabstelle „Krisenmanagement Corona-Pandemie“ betreut Karen Röpnack.
- Der Personalrat mit seiner Vorsitzenden Manuela Hettich wird mit einem eigenen Balken im Organigramm aufgeführt. OB Gröger sagt, er lege Wert auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Bürgermeisterin Laule glaubt, dass die Vorgehensweise bei der Neuorganisation gut aufgenommen wurde: „Die Mitarbeiter fühlen sich wertgeschätzt, so wie sich das gehört.“
Mitarbeiterzahl
Die Zahl der Mitarbeiter in der Stadtverwaltung bleibe auch nach der Neuorganisation in etwa gleich, so die Pressestelle. Durch die Auflösung der Abteilungen „Büro des OB“ sowie „Strategische Steuerungsunterstützung“ ergebe sich eine Einsparung von 2,43 Stellen. Dafür brauche es in der Stabstelle Wirtschaftsförderung und Liegenschaften eine neue Leitungsstelle. Nach Köpfen zählt die Stadt rund 700 Mitarbeiter (etwa 600 Vollzeitstellen). Die Mettnaukur hat 427, die Stadtwerke 107, der Spitalfonds 126, Tourismus und Stadtmarketing 16 Beschäftigte.