Die Stahringer Ortschaftsräte empfehlen dem Gemeinderat Radolfzell, den Bebauungsplan für das Neubaugebiet Freiwiesle zu beschließen. Und das trotz deutlicher Kritik.
Nach zweijähriger Planungsphase soll es den rund 40 Bauinteressenten noch in diesem Sommer ermöglicht werden, einen Bauplatz zu erwerben und mit der Umsetzung ihrer Bauvorhaben beginnen zu können.
Die Abstimmung in der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates war eindeutig: Mit acht Ja-Stimmen bei zwei Nein-Stimmen wurde beschlossen, den Bebauungsplan für das Gebiet Unterm Freiwiesle zum Satzungsbeschluss in den Gemeinderat zu geben. Damit stimmte der Rat den Abwägungsvorschlägen nach den eingegangenen Stellungnahmen, dem Bebauungsplan und den örtlichen Bauvorschriften zu.
Kompromisse sind nötig
Vorausgegangen war eine Diskussion, die einmal mehr zeigte, dass es sich bei dem Bebauungsplan bestenfalls um einen Kompromiss handelt.
Thomas Nöken, Fachbereichsleiter der Abteilung Stadtplanung, und Rita Nassen vom Fachbereich Stadtplanung gaben zunächst einen Überblick über die vorausgegangenen Planungsschritte. Zuletzt war der Planentwurf vom 19. Oktober bis zum 20. November 2020 offengelegt worden.
Die zahlreichen Stellungnahmen seitens der Bürger bezogen sich vor allem auf die Themen Mehrfamilienhaus, Streuobstflächen-Ausgleich sowie die Auswirkungen einer fehlenden Durchgangsstraße auf Parkplätze und Müllentsorgung.
Bürger sowie einige Ortschaftsräte kritisierten eine vermeintlich fehlende Kompromissbereitschaft seitens der Stadtplanung. Thomas Nöken wies den Vorwurf von sich: „Den Vorwurf, es wären keine Kompromisse gemacht worden, kann ich nicht stehen lassen.“
Probleme aufgrund der Straßenführung
Vor allem das geplante Mehrfamilienhaus sowie die Straßenführung haben immer wieder für Kritik gesorgt. Der Wunsch: eine durchgehende Straße durch das Baugebiet sowie eine Anbindung des Mehrfamilienhauses an die Kreisstraße.
Dies hätte nicht nur das Verkehrsaufkommen im angrenzenden bestehenden Wohngebiet reduziert, sondern auch einen reibungslosen Verkehrsfluss ermöglicht. Zudem führe die fehlende Straßenführung im südlichen Teil des Baugebiets dazu, dass die Bewohner ihren Müll nicht direkt vors Haus stellen könnten, sondern in die bestehende Römerstraße bringen müssten.
Wo und in welcher Form es nun eine Müll-Sammelstelle geben soll, war einigen Bürgern und Ortschaftsräten nicht ersichtlich.
„Bebauungspläne sind komplexe Verfahren, in welchen auch Kompromisse gemacht werden müssen“, so Thomas Nöken. Seitens der Stahringer Ortschaftsräte waren bis zur Zustimmung zum Bebauungsplan viele Kompromisse notwendig.
Bereits im Verlauf der Planungen hatten unter anderem die Diskussion um den Umgang mit dem Streuobstbestand und das Entwässerungskonzept für Planänderungen und Verzögerungen gesorgt.
Gemeinderat stimmt am 9. Februar ab
Nach erfolgter Beschlussfassung seitens der Ortschaftsräte wird der Bebauungsplan nun am 9. Februar zur Abstimmung über den Satzungsbeschluss im Gemeinderat vorgelegt. Rechtskraft erhalten würde der Plan dann, basierend auf dem Satzungsbeschluss, durch die öffentliche Bekanntmachung im Mitteilungsblatt „Hallo Radolfzell„ in Kalenderwoche sieben.
Laut Thomas Nöken können Bauinteressenten damit rechnen, dass im Sommer 2021 mit der Veräußerung der Grundstücke begonnen werden kann. Entsprechende Mittel zur Erschließung des Baugebiets hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung für den Haushalt 2021 bereitgestellt.