Seit einem Dreivierteljahr müssen die Menschen mittlerweile mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie leben. Damit die Zahlen der Infizierten nicht weiter ansteigen beziehungsweise kleiner werden, haben der Bund und das Land in den vergangenen Monaten verschiedene Verordnungen erlassen. Mit dem erneuten Lockdown im Dezember, der in einer schärferen Ausführung zunächst bis zum 14. Februar dauern soll, will man die Verbreitung von Covid-19 weiter ausbremsen.
Die aktuellen Zahlen in Radolfzell könnten eine Verbesserung leider noch nicht dokumentieren, ließ Bürgermeisterin Monika Laule bei einem Pressetermin auf dem Marktplatz erkennen: „Stand 21. Januar haben wir 29 Infizierte, davon sind 20 in Quarantäne und vier in stationärer Behandlung.“ Während im gesamten Landkreis Konstanz ein Inzidenzwert von 75,8 auf 100.000 Bewohner angegeben wird (Stand: 25. Januar), schwankt die Zahl in Radolfzell relativ stark. „Laut einer eigenen Zählung haben wir einen Wert von 96. In der vergangenen Woche lag er bei 48“, erklärte die Bürgermeisterin.
Die Werte sind regional ohnehin sehr unterschiedlich. Für den Landkreis Friedrichshafen beträgt der Inzidenzwert derzeit 98,6. Im schweizerischen Kanton Schaffhausen liege er laut Monika Laule bei 126 und im Thurgau herrschten Werte zwischen 160 und 330.
Alleinstehende werden bei den Impfungen unterstützt
Für Radolfzell wies die Bürgermeisterin noch einmal darauf hin, dass die Stadt verschiedenen Personenkreisen gesondert helfe. So seien nicht nur alle über 80-Jährigen über die Impftermine schriftlich informiert worden, sondern es sei Alleinstehenden auch Hilfe angeboten worden, damit auch sie die notwendigen Impfungen vornehmen lassen können. Gleichzeitig würden auch nicht mobilen und bedürftigen Personen seit Montag je zwei kostenfreie FFP2-Masken zugesandt, wenn sie ihre Bedürftigkeit wahrheitsgemäß versichern oder eine eingeschränkte Mobilität vorliege. Zu den Voraussetzungen zählten etwa der Empfang sozialer Leistungen wie Sozialhilfe, Arbeitslosengeld und Wohngeld.
Den Familien wolle die Stadt ebenfalls entgegenkommen, indem sie die Gebühren für die Kindertagesstätten für den Monat Februar aussetze. „Den Familien ist nicht mehr zu vermitteln, dass sie Gebühren zahlen müssen, ohne dass sie eine Leistung erhalten“, erklärte Monika Laule dazu. Dennoch nähmen momentan rund 800 Kinder eine Teilzeitbetreuung wahr. Grundsätzlich appellierte die Bürgermeisterin an die Bevölkerung, sich weiterhin an die notwendigen Einschränkungen im Alltag zu halten.
Maßnahmen werden immer mehr infrage gestellt
Das konnte auch der Leiter des Polizeireviers, Willi Streit, unterschreiben. Seine Kollegen müssten sich nämlich mehr und mehr mit Personen auseinandersetzen, die sich nicht an die Auflagen halten wollen. „Wir stellen eine zunehmende Aggressivität fest. Die Maßnahmen werden immer mehr infrage gestellt. Manche stellen gleich alles in Abrede“, sagte Streit.
Dieser Trend zeige sich auch in den Zahlen. Ingesamt wurden seit März 2020 in Radolfzell 691 Strafanzeigen und Ordnungswidrigkeiten aufgenommen. Dabei fallen auffällig viele Verstöße in die Zeit seit dem zweiten Lockdown Mitte Dezember. Seit dem 16. Dezember wurden 237 Anzeigen geschrieben. Allein in der vergangenen Samstagnacht wurden 21 Verstöße registriert.
Kontrollen führen zu erhöhtem Personalbedarf
Vielfach werde gegen das Ansammlungsverbot oder die Maskentragepflicht verstoßen. Dabei seien die Menschen nicht um Ausreden verlegen, wie der Revierleiter berichtet: „Manche wollen zum Geldautomat oder Joggen gehen, andere schieben das Gassigehen mit dem Hund vor. Wir haben schon Tanzende auf der Straße angehalten.“ Die gestiegene Notwendigkeit der Kontrollen sorgt zudem für ein erhöhten Personalbedarf bei der Polizei. „Um den Kontrolldruck zu erhöhen, aktivieren wir punktuell mehr Beamte“, erklärte Willi Streit weiter.
Immerhin sorge der Lockdown in einem anderen Kriminalitätsbereich für etwas Ruhe. „Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat abgenommen“, stellt der Revierleiter fest.