Ein Stück Gemeindewald soll seiner natürlichen Entwicklung überlassen werden, ohne Nutzung durch den Menschen. Der Gemeinderat von Rielasingen-Worblingen hat kürzlich ein starkes Votum für die Ausweisung eines solchen Waldrefugiums abgegeben. Nun wird der entsprechende Antrag bei der Unteren Forstbehörde und der Unteren Naturschutzbehörde gestellt. Die besondere Eignung des dafür vorgesehenen sieben Hektar großen Waldbezirks im Forst-Distrikt II am Arlener Berg und Schienerberg wurde bereits mit dem Gemeindeförster Peter Baumann und dem Leiter des Kreisforstamtes Konstanz, Walter Jäger, besprochen. Beide standen auch in der Sitzung für Fragen zur Verfügung. Es handelt sich bei dem vorgesehenen Areal um einen historischen alten Waldstandort. Der dortige Waldbestand hat eine besondere Bedeutung für den Artenschutz: Schwarzspecht, Kolkrabe, Fransen- und Rauhautfledermaus sind dort heimisch.
Teil des Alt- und Totholzkonzeptes des Landes
Wie der Umweltschutzbeauftragte der Gemeinde, Matthias Möhrle, den Rat informierte, sind Waldrefugien ein Bestandteil des Alt- und Totholzkonzeptes des Landes Baden-Württemberg. Durch Nutzungsverzicht soll in den Refugien die natürliche Entwicklung von Altbäumen und Totholz gewährleistet werden. Ziel ist ein durch Naturverjüngung klimaresistenter Waldbestand und die Erhöhung der Artenvielfalt.
Die Größe des zukünftigen Waldrefugiums entspricht sieben Prozent der Gemeindewaldfläche. Finanzielle Nachteile hat die Gemeinde aber nicht zu erwarten, wenn sie auf die Bewirtschaftung verzichtet. Im Gegenteil: Es gibt dort Fichten, denen die Trockenheit, die hohen Temperaturen und die Borkenkäfer zugesetzt haben. Und Eschen, von denen viele bereits der Pilzkrankheit Eschentriebsterben zum Opfer gefallen sind. Das strukturreiche Gelände am Nordhang des Schienerbergs mit vielen Waldschluchten sei schwierig zu bewirtschaften, führte Möhrle aus. Es sei nicht wirtschaftlich, das Totholz herauszuholen. Genauso wenig Sinn ergebe eine Aufforstung der bereits abgestorbenen Bereiche.