Als die ersten Flüchtlinge 2015 Singen kamen, war die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung groß. In Singen fanden zahlreiche Bürger im Helferkreis Hasylis zusammen, viele von ihnen setzen sich mit Engagement unabhängig von ihrem Wohnort auch heute in vielfältiger Weise für die Asylsuchenden ein. Zu ihnen gehören Martina Kiehn, Silke Lenhardt, Michael Greuter und Bernhard Grunewald.

Anfangs ging es um Kleidung und Fahrräder

Der Einsatz der Helfer begann nach der Belegung der Kreissporthalle, wo es an Kleidung für die Flüchtlinge mangelte. Martina Kiehn aus Singen wurde von einer Nachbarin darauf angesprochen, sie erinnert sich: "Daraus wurde eine Sammelaktion in der ganzen Nachbarschaft, dazu kam Hausrat, der den Flüchtlingen in der Kreissporthalle fehlte." Dort hatte Bernhard Grunewald aus Hausen seine erste Begegnung mit Flüchtlingen und ihm war gleich klar: "Das Wichtigste, was man einbringen konnte, war menschliche Zuwendung. Und es musste für die Männer Arbeit und Beschäftigung geben." Er besorgte und verteilte 150 Ordner an die Hallenbewohner, in denen sie sämtliche Dokumente von Ämtern abheften konnten, die bei einem Vorstellungsgespräch bei der Arbeitsagentur gebraucht werden. Er vermittelte auch die Kontakte zwischen Flüchtlingen und Behörden.

Helfer müssen von einer Behörde zur nächsten

"Helfer erleben sich in manchen Momenten als 'Behörde auf zwei Beinen'", erzählt Grunewald von zwei Familien, die vom Helferkreis zusammengeführt und auf dem Frankfurter Flughafen abgeholt wurden. Um das zu erreichen sei das Zusammenwirken vieler staatlicher Stellen, wie Botschaft, Visastelle, Auswärtiges Amt, des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, der Ausländerbehörde und des Jobcenters erforderlich. "Man muss alle Zusammenhänge kennen, um zum Erfolg zu kommen", sagt Grunewald. Die Ankunft der Familien auf dem Flughafen sei dann jedes Mal der Höhepunkt.

Vom Deutschunterricht zur Fahrrad-Sammelaktion

Michael Greuter aus Hilzingen fand über eine Freundin zum Helferkreis, die für Flüchtlinge Deutschunterricht gab. "Dieser Flüchtling war mein Start", denkt Greuter zurück. Parallel dazu unterrichtete er Deutsch im Café der Liebfrauen-Pfarrgemeinde. Es blieb nicht beim Unterricht, Hilfe war in vielen Bereichen gefragt und im Laufe der Zeit seien weitere Schützlinge dazugekommen. Als er erfuhr, dass Fahrräder benötigt wurden, startete er im Freundeskreis eine Sammelaktion und kaufte noch zwei gebrauchte Fahrräder dazu.

Flüchtlingshelfer lernen vieles für die eigene Erfahrungswelt

Auch Silke Lenhardt aus Rielasingen-Worblingen erinnert sich an die Anfangssituation in den Gemeinschaftsunterkünften: "Alles Notwendige war da, aber es fehlte an Dingen wie Kinderbetten, Kinderwägen und Fahrrädern." Durch ihren Einsatz bei der Betreuung von Flüchtlingen habe sie viel gelernt und Aufgaben übernommen, die sie noch nie gemacht hatte: "Zum ersten Mal habe ich für einen anerkannten Asylbewerber mit einem Anwalt und dem Gericht zu tun gehabt," erzählt Lenhardt.

Martina Kiehn erlebt den Erfolg ihres Schützlings

Martina Kiehn hat zum ersten Mal eine Einkommenssteuererklärung für einen von ihr betreuten Flüchtling gemacht: "Er war 2017 einer von dreien, die eine Arbeitsstelle gefunden haben." Wie viele Helfer betreut auch sie einige Flüchtlinge, dazu gehört die Hilfe beim Einordnen der Unterlagen.

Die Betätigungsfelder der Helfer variieren, sie leisten Hilfe, wo sie nötig ist. Michael Greuter betreut heute zwei Syrer, zwei Eriträer und eine afghanische Familie mit vier Kindern. Er sei überrascht gewesen, dass es möglich war, die Familie zusammenzuführen. Die vier Helfer sind sich einig, dass es in Singen gut gelungen ist, die Menschen zu unterstützen.