Der Bauboom in der Hohentwielstadt ist derzeit enorm, nicht nur in der Innenstadt. Auch im Singener Süden wird es weitergehen. Die Stadt möchte auf der Fläche in Angrenzung an das schon bestehende kleine Gewerbegebiet Tiefenreute eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) durchführen.

Erst kürzlich waren die beiden letzten Gewerbeflächen im Gebiet Tiefenreute vergeben worden. Aber es gibt weiteren Bedarf an Gewerbe- und auch Wohnflächen. Eingebunden in den Prozess ist die STEG Stadtentwicklung GmbH mit Hauptsitz in Stuttgart.

Fläche ist 60 Hektar groß

Auf der 60 Hektar großen Fläche südlich der Georg-Fischer-Straße, genannt „Tiefenreute/Bühl“ gibt es 90 verschiedene Grundstückseigentümer oder Eigentümergemeinschaften. Fast 40 Prozent der Fläche, die einmal Gewerbegebiet werden soll, ist bereits in städtischem Besitz, so Sonja Martin von der Abteilung Stadtplanung.

Bei den Flächen, die einmal für Wohnbebauung in Erweiterung des Gebiets „Bühl“ entstehen sollen, sind schon 60 Prozent der Flächen im Eigentum der Stadt.

Bei den vorangestellten, so genannten „vorbereitenden Maßnahmen“ geht es nun in erster Linie darum, mit den Eigentümern ins Gespräch zu kommen. „Am 17. Juli wird es eine erste Veranstaltung für die Eigentümer geben, bei der sie informiert werden“, sagte Frank Friesecke, Geschäftsfeldleiter Stadterneuerung bei der STEG.

Einzelgespräche mit Eigentümern vorgesehen

Daran schließe sich eine schriftliche Befragung der Eigentümer über die Sommermonate an, bevor es im Oktober eine weitere Eigentümerveranstaltung gebe. Anschließend werde man mit den Eigentümern Einzelgespräche führen, so Friesecke.

Für die vorbereitenden Maßnahmen rechnet man mit einer Dauer bis Ende 2020. Wenn man mit den Eigentümern einig wird, könnte dann etwa Ende 2020 eine so genannte Entwicklungssatzung vom Gemeinderat beschlossen werden. Danach hätte die Stadt die Möglichkeit, die Grundstücke im Gebiet zum Verkehrswert zu erwerben und dann eine flächendeckende, zügige Entwicklung durchzuführen.

Nach dem Baugesetzbuch ergibt sich ein so genannter Anfangswert, der von einem unabhängigen Sachverständigenbüro gutachterlich ermittelt wird. Nach der Durchführung der Entwicklungsmaßnahme müssen die nicht für öffentliche Zwecke benötigten Flächen wieder an Private veräußert werden, und zwar nach einem Neuordnungswert oder Bodenwert, der ebenfalls per Gutachter ermittelt wird. Hier haben ehemalige Grundstückseigentümer dann Vorrang. Die bestehenden kleinen Biotopflächen in dem Gebiet werden bleiben.

Bauausschuss gibt grünes Licht

Mit der städtebaulichen Maßnahme möchte die Stadt das Gebiet „in einem Guss“ entwickeln. Bebaut werde es dann aber in mehreren Bauabschnitten. Die Stadt hatte, um den zusätzlichen Bedarf an Gewerbe- und Wohnbauflächen zu ermitteln, ein Gewerbeflächenentwicklungskonzept sowie eine Wohnbedarfsanalyse in Auftrag gegeben.

Nach diesen Untersuchungen wurde deutlich, dass der Flächenbedarf nicht allein in den bestehenden Gebieten gedeckt werden könne.

Die Stadt hat sich für die Stadtentwicklung GmbH als Projektpartner entschieden, da diese bereits beim Gebiet „Hafner„ in Konstanz-Wollmatingen tätig waren, so Oberbürgermeister Bernd Häusler.

Für die vorbereitenden Untersuchungen gaben der Bauausschuss und der Ortschaftsrat Überlingen am Ried bereits grünes Licht. Beschlossen wurde auch schon eine Satzung über ein besonderes Vorkaufsrecht. Der Gemeinderat wird am 21. Mai über den Start der vorbereitenden Untersuchungen und das Vorkaufsrecht endgültig abstimmen. In Singen wird diese SEM zum ersten Mal gemacht.