Zum neuen Schuljahr starten in einigen Schulen so viele Kinder wie noch nie. Gleichzeitig mangelt es aber hier und dort an Lehrkräften, während andere Schulen gut versorgt sind. Es wurden zwar 130 neue Lehrer im ganzen Landkreis Konstanz vereidigt, außerdem gibt es einige Vertragslehrkräfte und Quereinsteiger. Doch die einhellige Aussage in Singen und dem Hegau ist auf Nachfrage, dass es bei Krankheit oder Schwangerschaft sehr eng wird. Oder wie es Schulleiter Marc Laporte-Hoffmann von der Johann-Peter-Hebel-Schule in Singen formuliert: „Es ist auf Kante genäht.“

So steht es um die Lehrerversorgung im Hegau

Anja Claßen ist Leiterin der Waldeck-Schule und geschäftsführende Schulleiterin in Singen. Sie wirkt zum Schuljahresbeginn entspannt. Aber auch sie bestätigt die Einschätzung ihres Kollegen: „Es darf mit Blick auf die Lehrerversorgung nichts passieren.“

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Die meisten Schulen könnten mit einer Lehrkräfteversorgung starten, die den Pflichtunterricht zulasse. Aber: „Zusatzangebote und AGs werden nur sehr eingeschränkt angeboten werden können. Sobald die ersten Ausfälle durch Krankheit oder Schwangerschaft zu beklagen sind, wird die Versorgung schwierig. Nach wie vor gibt es in einigen Bereichen nicht ausreichend Lehrkräfte auf dem Arbeitsmarkt“, so Claßen.

Vor allem in den sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren sei die Lage nach wie vor schwierig. „Dort sehen wir einen hohen Bedarf, der nicht durch ausreichend Lehrkräfte versorgt werden kann. Dort kann es zu reduzierten Unterrichtszeiten kommen“, betont Claßen.

„Es darf mit Blick auf die Lehrerversorgung nichts passieren.“ Anja Claßen, geschäftsführende Schulleiterin Singen
„Es darf mit Blick auf die Lehrerversorgung nichts passieren.“ Anja Claßen, geschäftsführende Schulleiterin Singen | Bild: Freißmann, Stephan

Ihr Kollege Daniel Jedlicka, geschäftsführender Schuleiter in Engen und Schulleiter am Anne-Frank-Schulverbund, freut sich über eine deutlich bessere Lehrerversorgung als in den vergangenen Jahren. „Das lässt uns Möglichkeiten offen, unsere Konzepte zur Förderung zu optimieren“, ergänzt er. Trotzdem gebe es immer Mangelbereiche in einzelnen Fächern, die sich von Schule zu Schule unterschieden.

„Wir sind an der Ten-Brink-Schule in diesem Jahr mit der Lehrerversorgung zufrieden“, schildert Schulleiterin Julia Reiser. Aktuell verzeichne die Schule steigende Schülerzahlen, so dass mehr Lehrerstunden benötigt wurden als im vergangenen Schuljahr.

So sieht es mit dem Raumbedarf aus

Die Singener Schulleiterin Anja Claßen berichtet, dass die Schülerzahlen und daher auch die Klassengrößen an den Singener Schulen steigen – und zwar kontinuierlich seit Jahren. „Einige Schulen kommen räumlich an ihre Grenzen“, sagt sie. Der Bedarf werde durch die aktuellen Reformen wie G9, Sprachfit und Juniorklassen weiter steigen. „Auch der Ausbau des Ganztagesangebots zieht einen erhöhten Raumbedarf nach sich. Unser Schulträger ist mit den Schulen im Austausch, der Bedarf ist auf allen Seiten anerkannt“, so Claßen. An manchen Schulen laufen die Planungen bereits, aber ein An- beziehungsweise Erweiterungsbau sei nicht von heute auf morgen möglich.

„Wir sind an der Ten-Brink-Schule in diesem Jahr mit der Lehrer-Versorgung zufrieden.“ Julia Reiser, Schulleiterin Ten-Brink-Schule
„Wir sind an der Ten-Brink-Schule in diesem Jahr mit der Lehrer-Versorgung zufrieden.“ Julia Reiser, Schulleiterin Ten-Brink-Schule | Bild: Dagmar Wenzler-Beger

Die Schülerzahlen am Anne-Frank-Schulverbund in Engen haben sich in den vergangenen fünf Jahren kaum verändert, sagt Daniel Jedlicka. An Platz mangelt es allerdings auch hier schon seit einigen Jahren. Doch eine Erweiterung des Schulgebäudes ist in Planung, im kommenden Jahr sollen in einem ersten Schritt drei neue Klassenzimmer entstehen. „Am Gymnasium steigen die Schülerzahlen gerade in den Eingangsklassen“, weiß Jedlicka. Es bleibe abzuwarten, wie sich der Übergang von der Grundschule auf die weiterführenden Schulen entwickle.

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Mit Blick auf Singen begründet Schulleiterin Claßen die steigenden Schülerzahlen an mehreren Faktoren: „Die Stadt Singen ist ein überregionaler Schulstandort. Neben eines landesweiten besteht auch ein lokaler Bevölkerungszuwachs, Singen ist ein Industriestadt mit vielen Arbeitsplätzen und hoher Zuwanderung.“

Wie sehr auch die Hegauer Schulen gefragt sind, skizziert der Hilzinger Rektor Martin Trinkner: „In den vergangenen fünf Jahren ist die Schülerzahl stark angestiegen. In der Grundschule gibt es fünf Klassen mehr als vor fünf Jahren und in der Sekundarstufe zwei Klasen.“ Daher sei die Raumnot groß: „Alle Räume sowohl an der Peter-Thumb-Schule als auch an der Außenstelle der Grundschule Duchtlingen sind belegt.“

Auch Schulleiterin Julia Reiser verzeichnet steigende Schülerzahlen an der Ten-Brink-Schule in Rielasingen-Worblingen, was sie als Zeichen dafür sieht, dass sich die Gemeinschaftsschule als Schulart erfolgreich etabliert habe. Noch gebe es an dieser Stelle keine Raumnot.

So steht es um außerschulische Angebote

Um freiwillige Angebote oder AGs in ausreichender Menge anbieten zu können, seien die Singener Schulen laut Anja Claßen immer häufiger auf außerschulische Kooperationspartner wie etwa Vereine und Sponsoring angewiesen. „Wir versuchen, zusätzliches Personal von außen zu gewinnen, um AGs anbieten zu können“, so Claßen weiter.

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Auch an den Engener Schulen werden Nachmittagsangebote in einem Mix aus schuleigenem Programm und dem von außerschulischen Partnern angeboten. Dank guter Stellenbesetzung sieht es dieses Jahr am Anne-Frank-Schulverbund richtig gut aus: „Wir können sogar reguläre Angebote im Ganztagesbereich wie gewohnt anbieten“, so Schulleiter Jedlicka.

Und auch die Schüler an der Ten-Brink-Schule in Rielasingen-Worblingen dürfen sich auf ein gutes Nachmittagsangebot freuen. „Wir freuen uns, dass wir in diesem Jahr ein breites AG-Angebot aus den Bereichen Sport, Kunst, Musik und soziales Engagement machen können“, sagt Schulleiterin Reiser erfreut.