Den Start in das neue Schuljahr hat man sich in Radolfzell vermutlich anders vorgestellt. Denn es gibt Probleme: Bei dem Starkregenereignis Mitte August ist es zu Schäden an mehreren Schulen gekommen – und die wirken sich jetzt auf den Alltag an den Einrichtungen aus. Wie Norbert Schaible, geschäftsführender Schulleiterin in Radolfzell und Rektor der Teggingerschule, berichtet, sei in seiner Schule das untere Stockwerk durch den Regen beschädigt worden. „Da ist es massig reingelaufen“, schildert er. Die Folge: Der beschädigte Bereich sei für die Ganztagesbetreuung nicht mehr nutzbar. Zudem sei die Ratoldus-Gemeinschaftsschule beschädigt worden.
Die Stadtverwaltung bestätigt auf Nachfrage, bei der Teggingerschule und der Radoldusschule seien die Kellergeschosse betroffen. Zudem seien weitere Räumlichkeiten durch den Starkregen beschädigt worden: die Mensa und das Kellergeschoss im Neubau der Gerhard-Thielcke-Realschule, das Kellergeschoss der Villa Finckh und das Kinderkulturzentrum Lollipop. Damit erweitert sich die Liste der längerfristigen Unwetterschäden. Schon zuvor war bekannt geworden, dass die Gymnastikhalle der Ratoldusschule sowie die Unterseesporthalle beschädigt worden sind.
Was bedeutet das jetzt?
In der Teggingerschule könne man sich durch einen Umzug in einen Raum im Erweiterungsbau behelfen, sagt Norbert Schaible. Anders sehe es bei der Ratoldusschule aus, denn dort gebe es keine Ersatzräume. Welche konkreten Auswirkungen das an der Schule hat, erklärt die Stadtverwaltung nicht. „Wir sind bereits in Abstimmung mit den Nutzenden“, teilt sie mit. Laut Pressesprecherin Annabell Hauck arbeite der Fachbereich mit Hochdruck und stehe in enger Abstimmung mit den Schulleitern, damit jeweils eine individuelle und schnelle Lösung gefunden werden könne.
Die Schadensermittlungen laufen noch. Zum mutmaßlichen Zeitraum der Einschränkungen äußert sich die Stadt aber bereits: „Schätzungsweise werden die Arbeiten in der Ratoldusschule sechs Monate dauern. Bei der Teggingerschule rechnen wir mit Ende Februar.“
Lehrermangel ist weiter ein Thema
Doch nicht nur die Schäden durch den Starkregen beschäftigen die Radolfzeller Schulen zum Schulstart. Auch Lehrermangel ist nach wie vor ein Thema. 2024 hatte das staatliche Schulamt in Konstanz berichtet, dass sich der Lehrermangel besonders bei den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) im Landkreis zeige – also auch bei der Hausherrenschule in Radolfzell.
Wie Rektor Tobias-Jonathan Rottmann auf Nachfrage berichtet, fehle es im neuen Schuljahr wieder an Lehrern. „Wir sind eigentlich immer unterversorgt“, sagt er. Allerdings sei die Versorgung „deutlich besser“ als noch im vergangenen Schuljahr. Positiv sei auch, dass es gelungen sei, eine FSJ-Kraft zu gewinnen, die vor allem im Ganztagsbereich unterstützen könne. „Sie übernimmt nicht Aufgaben einer Lehrkraft“, betont Rottmann. Aber die Stelle sei „erfahrungsgemäß eine super Unterstützung“.
Vor allem am SBBZ fehlen Lehrkräfte
Doch vor allem im Inklusionsbereich fehlen ausgebildete Lehrkräfte. „Gerade Sonderpädagogen sind rar“, erklärt Tobias-Jonathan Rottmann. Und in den kommenden Jahren würden einige noch in den Ruhestand gehen.
Immerhin: Im vergangenen Schuljahr habe Rottmann neben seiner Stelle an der Hausherrenschule zusätzlich auch noch als kommissarischer Schulleiter an der Hewenschule in Engen gearbeitet. „Das fällt in diesem Jahr zum Glück weg.“ Das entlaste nicht nur ihn, sondern auch seine Konrektorin Katja Kaiser.
Auch Norbert Schaible berichtet, es sei schwierig, qualifiziertes Personal zu finden. Zwar kann er für die Teggingerschule im kommenden Schuljahr recht gute Nachrichten verkünden: „Die Lehrerversorgung für den Pflichtunterricht ist in Ordnung“, sagt er. Allerdings habe die Kooperation mit der Volkshochschule, die bislang im Rahmen der Ganztagesschule der Grundschule Kurse angeboten habe, geendet. „Da müssen wir uns jetzt selbst auf die Suche machen“, sagt Schaible.
Platzmangel sorgt für Änderungen
Ein weiteres Thema beschäftigt Radolfzell schon länger: Der gestiegene Platzbedarf an den Schulen, der nun Auswirkungen hat. Schon im Mai hat der Gemeinderat beschlossen, an der Stahringer Grundschule eine Modulanlage aufstellen zu lassen, in die die Kinderzeit einziehen soll. Bislang fand diese noch in einem Klassenzimmer statt, dieses wird aber ab dem neuen Schuljahr für den Unterricht benötigt.
Der Kauf von Modulen wurde auch für die Sonnenrainschule beschlossen. Dort ist künftig zwar ein Erweiterungsbau geplant, doch um die Zeit bis dahin zu überbrücken, sollen die Module eingesetzt werden. Darin sollen die Kinderzeit, ein Büroraum für die Leitung und ein Besprechungsraum Platz finden.
Die neuen Fünftklässler müssen länger zur Schule: G9
Das neue Schuljahr bringt auch ganz andere Änderungen: Am Friedrich-Hecker-Gymnasium erfolgt die Umstellung zurück auf G9. Die neuen Fünftklässler absolvieren auf dem Weg zum Abitur also wieder neun statt bislang acht Klassenstufen.