Sie sehen mit den Ohren und fliegen mit den Händen – Fledermäuse! Was sie noch so alles können und wie diese geheimnisvollen Tiere leben, kann man in Bad Dürrheim bei einem faszinierenden Abendrundgang um den Salinensee lernen, sehen und hören.

Solche Rundgänge werden allerdings nur in den Sommermonaten angeboten, denn in der kalten Jahreszeit ziehen sich die Fledermäuse in Höhlen und anderen Unterschlüpfe zurück. Dann fahren sie ihre Körpertemperatur auf die Umgebungstemperatur herunter und verfallen in einen tiefen Winterschlaf.

Hierbei sollten sie auch auf keinen Fall gestört werden. Nicht ohne Grund stehen die Tiere auch europaweit unter Naturschutz.

Fledermäuse sind bei Nacht schwer zu sehen und zu fotografieren. Hier fliegt gerade ein Exemplar in den Wald beim Salinensee.
Fledermäuse sind bei Nacht schwer zu sehen und zu fotografieren. Hier fliegt gerade ein Exemplar in den Wald beim Salinensee. | Bild: Hans-Jürgen Götz

In der warmen Jahreszeit hingegen leben sie in Baumhöhlen und meistens in der Nähe von Gewässern wie dem Salinensee. Denn dort gibt es genau das, was sie am meisten lieben: Insekten im Überfluss. Während sie tagsüber schlafen, können sie nachts bis zu ihrem halben Körpergewicht an Insekten fangen und vertilgen. Oder anders ausgedrückt: Eine Fledermaus beseitigt so rund 2000 Stechmücken.

Die Fledermaus-Expertin

Fledermaus-Expertin Nadja Pohl erklärt bei ihrer Führung alles, was man rund um die heimische Fledermaus wissen muss und macht die schnellen Flieger in der dunklen Nacht für die Teilnehmer auch mit ihrem Ultraschall-Detektor hörbar. Fledermäuse sind die große Leidenschaft von Nadja Pohl. Die nachtaktiven Säugetiere haben es ihr angetan und so hat sie ihr Wissen darüber über Weiterbildungskurse und viel Fachliteratur nach und nach erweitert.

Günther Dihlmann wohnt in Bad Dürrheim und hat zur Führung seinen eigenen, selbst gebauten Ultraschall-Detektor mit gebracht.
Günther Dihlmann wohnt in Bad Dürrheim und hat zur Führung seinen eigenen, selbst gebauten Ultraschall-Detektor mit gebracht. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Für Menschen sind Fledermäuse absolut ungefährlich, ja, sie gehen ihnen aus dem Weg. Oder genauer gesagt, sie umfliegen sie. Um in der Nacht fliegen und jagen zu können, hat die Natur sie mit einem einzigartigen Ultraschall-Navigationssystem ausgestattet. Für den Menschen unhörbar können sie so jedes Hindernis umfliegen, Insekten im Fluge orten und fangen. Somit bekommt man eine Fledermaus eigentlich kaum zu Gesicht. Entweder schläft sie in ihrem Versteck oder fliegt im Dunkeln.

Der Fledermaus-Detektor

Um sie dennoch aufspüren zu können, nutzt Nadja Pohl auf ihren Touren einen speziellen Fledermaus-Detektor. Das Gerät sieht aus wie ein kleines Mobiltelefon. Es wandelt den Ultraschall der Fledermäuse in für Menschen hörbare Töne um. An der Art und Frequenz der Töne lassen sich dann noch weitere Informationen herauslesen: zum Beispiel, um welche Fledermausart es sich handelt oder ob sie gerade ein Insekt ortet. Diese Informationen werden dann zusätzlich auf dem Display grafisch visualisiert.

Mit ihrem Ultraschall-Detektor kann Nadja Pohl die unhörbaren Signale der Fledermäuse sichtbar und hörbar machen.
Mit ihrem Ultraschall-Detektor kann Nadja Pohl die unhörbaren Signale der Fledermäuse sichtbar und hörbar machen. | Bild: Hans-Jürgen Götz

In Baden-Württemberg gibt es rund 20 verschiedene Fledermausarten. Sie wiegen zwischen vier und 35 Gramm und haben eine Flügelspannweite von 20 bis 40 Zentimeter. In unserer Region findet man hauptsächlich die Zwergfledermaus oder das große Mausohr.

Den Fledermäusen was Gutes tun

Wer den Fledermäusen etwas Gutes tun will, legt im Garten am besten einen kleinen Teich an und pflanzt auch Pflanzen und Kräuter, die nachts blühen, wie zum Beispiel Borretsch oder Schnittlauch. Diese locken nachts die Insekten an und die wiederum die Fledermäuse. Und ganz nebenbei eignen sich solche Kräuter auch für den menschlichen Verzehr.

Nadja Pohl (Bildmitte) erklärt bei Ihrer Fledermaus-Führung am Salinensee alles, was man rund um die Fledermaus wissen muss.
Nadja Pohl (Bildmitte) erklärt bei Ihrer Fledermaus-Führung am Salinensee alles, was man rund um die Fledermaus wissen muss. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Und damit die Fledermäuse tagsüber in Ruhe schlafen können, kann man spezielle Klappkästen aufhängen. Auch größere Ritzen in alten Gemäuern oder Öffnungen im Dachgebälk sind bei den Tieren sehr beliebt. Für Hausfassaden gibt es auch spezielle Gewölbesteine. Nur Holzschutzmittel oder andere Chemikalien sollte man dann weglassen, rät die Expertin, sonst hat man mit der Ansiedlung der unsichtbaren Insektenvernichter kein Glück.

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Wer aber einfach mal mehr über die Fledermaus lernen möchte, dem sei eine abendliche Fledermaus-Tour mit Nadja Pohl empfohlen. Die nächsten Termine erfährt man in Bad Dürrheim in der Touristinformation.