Es war ein erschreckendes Ende für ein unbeschwertes Radrennwochenende. An zwei von drei Tagen lief auch alles normal beim Riderman in Bad Dürrheim.
Am dritten Tag, Sonntag, 7. September, passiert es dann: Etwa 70 Radfahrer stürzten kurz nach dem Start des Jedermann-Rennens und verletzten sich teilweise erheblich. Die Zahl der Verletzten wurde zuletzt mit etwas mehr als 100 angegeben.
Die Staatsanwaltschaft Konstanz kündigte an, Ermittlungen aufzunehmen. Was steckt dahinter? Gibt es möglicherweise sogar einen Anfangsverdacht?
Ermittler prüfen fahrlässige Körperverletzung
Nein, sagt Andreas Mathy, Staatsanwalt und Sprecher der Staatsanwaltschaft Konstanz: „Bei so vielen Verletzten schauen wir uns einfach genauer an, wie es passiert ist.“
Die Leitfrage für die Ermittler formuliert Mathy so: „Gibt es am Ende jemanden, der sich den Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung gefallen lassen muss?“
Kai Sauser, mit seinem Bruder Rik Sauser Geschäftsführer des Veranstalters Sauser Event, nimmt die Ermittlungen ähnlich wahr: „Es klang wie ein formaler Prozess, dass die Staatsanwaltschaft das untersucht.“
Das liege sicherlich an der Masse an Verletzten, vermutet er. „Eine Dimension, die wir so auch nicht kannten“, sagt Sauser. Dabei würden die beiden Brüder schon seit 26 Jahren Radrennen veranstalten.
Veranstalter nehmen Vorfall sehr ernst
Die Veranstalter nehmen die Sache sehr ernst, betont Sauser, auch wenn man sich definitiv nichts vorzuwerfen habe. Das Rennen sei eigentlich wie immer gelaufen, die Zahl der Teilnehmer nicht übermäßig groß gewesen.
Die Strecke jedenfalls ist erprobt: „Die Hirschhalde runter und hoch machen wir jedes Mal“, so Kai Sauser. Doch auch auf diesem vermeintlich leichteren Abschnitt könne etwas passieren, ein kleiner Fehler reiche dafür schon.
Und Sauser gibt zu bedenken: Mit vielen der verletzten Fahrer sei das Unternehmen im Kontakt, manche hätten sie auch im Krankenhaus besucht. Kritik hätten sie dabei von den Betroffenen nicht gehört.
Gibt es Konsequenzen für den nächsten Riderman?
Unabhängig davon kündigt Sauser an, dass man den Vorfall keineswegs auf die leichte Schulter nehmen werde: „Wir werden natürlich alles durchleuchten und analysieren, auch die Rückmeldungen der Fahrer einbeziehen.“ Und dann werde man sehen, ob es für die nächste Auflage des Rennens Konsequenzen geben müsse.
Sicherheit habe immer oberste Priorität, betont Sauser. Das sehe man auch daran, dass sein Unternehmen als Veranstalter eine lädierte Teilstrecke des Rennens vorab noch auf eigene Rechnung geflickt habe.
Sportler gehen Risken bewusst ein
Dass Radrennen ein Sport mit einem gewissen Risiko sind, weiß indes auch Staatsanwalt Andreas Mathy – das sei ähnlich wie beim Fußball: „Wer auf den Platz geht, weiß auch, dass etwas passieren kann, auch bei einem normalen Spielverlauf“, sagt er.
Dazu gebe ein Fußballer ein konkludentes Einverständnis, wenn er spiele, erläutert Mathy die juristische Sichtweise. Bei Radrennen werde das inzwischen häufig ausdrücklich abgefragt. Kai Sauser bestätigt, dass alle Teilnehmer des Rennens eine entsprechende Erklärung samt Haftungsausschluss aktiv bestätigt hätten.
Sind die Ereignisse vom Sonntag, 7. September, davon noch gedeckt? Das gelte es laut Staatsanwalt Andreas Mathy jetzt zu prüfen.