Ihn hat das Reisefieber gepackt: Der 23-jährige Mika Sonntag aus Pfullendorf war alleine in Asien unterwegs – elf Monate weg von Zuhause, weg von der Familie, weg von seinen Freunden, weg vom Alltag in einer deutschen Kleinstadt. Auf seiner Abenteuertour mit dem Rucksack lernte er Land und Leute kennen. Eine chinesische Großstadt faszinierte ihn besonders.
2023 war er in Japan
Mika Sonntag absolvierte an der Realschule in Pfullendorf seine Mittlere Reife, erwarb am Berufskolleg in Bad Saulgau die Fachhochschulreife und schloss bei der Firma Escad seine Ausbildung zum technischen Produktdesigner ab. Weil er diesen Beruf nicht sein ganzes Leben lang ausüben wollte, jobbte er bei Amazon in Meßkirch. Aber einen Traum wollte er sich erfüllen: Eine Reise kreuz und quer durch Asien, wo er 2023 schon einmal war – für zwei Monate in Japan.

Touristen aus ganz Europa
Ende September 2024 setzte er sich mit seinem Gepäck und seinem ersparten Geld erneut ins Flugzeug, um mehr zu sehen als Japan, um möglichst viele asiatische Länder zu erkunden. Erster Halt war China, wo er sich innerhalb von zwei Wochen in drei verschiedenen Städten aufhielt, wo er in drei verschiedenen Hostels in Mehrbettzimmern übernachtete und wo er weitere Touristen traf – aus Deutschland, aus England, aus Tschechien, aus Frankreich – mit denen er sich in englischer Sprache unterhielt, mit ihnen gemeinsam oder auch alleine die Städte besichtigte.
„Diese Stadt hat eine bemerkenswerte Architektur.“Mika Sonntag, Rucksacktourist
Eine Stadt hat es Sonntag besonders angetan – Chongqing, die von der Fläche her größte Stadt der Welt mit 32 Millionen Einwohnern. „Diese Stadt hat eine bemerkenswerte Architektur“, sagt Sonntag, der sich erst an den chaotischen Verkehr gewöhnen musste, in dem hauptsächlich Motorräder durch die frequentierten Straßen fahren. Im Laufe seiner Reise lernte er, Roller zu fahren, um sich in den Städten fortbewegen zu können.
Viel Reis und Nudeln
Von China flog Sonntag nach Taipeh, Taiwans Hauptstadt, wo er einen Monat lang verbrachte, im dortigen Hostel umsonst übernachten konnte, weil er im Hostel für ein paar Wochen als Volunteer – als Freiwiller – beschäftigt war. „Ich habe die Betten gemacht, die Bäder gereinigt“, sagt Sonntag, der in den Hostels seine Kleidung waschen konnte. Und der junge Mann hatte jede Tour gut geplant, hatte immer ein Dach über dem Kopf, immer Kontakt zu seinen Eltern und immer etwas zu essen. „Ich weiß nicht, wie viele Kilogramm Reis und Nudeln ich gegessen habe“, so Sonntag.
Arbeit auf einer Farm
Sechs Mal half er als Volunteer in den elf Monaten aus, um sich die Kosten für die Übernachtung zu sparen. In Thailand, seiner dritten Station, arbeitete er mit weiteren Volunteers verschiedener Nationen auf einer Farm mit, konnte dafür umsonst in einem Bungalow schlafen. „Ich musste Holz hacken, Bambus aus dem Dschungel holen, Knoblauch pflanzen und Erdnüsse pflücken.“
Eltern besuchen ihn in Vietnam
Und Sonntag setzte voller Neugierde seine Reise fort, hatte noch lange nicht genug gesehen. Die weiteren Länder hießen Laos, Vietnam, Kambodscha, Philippinen, Südkorea, Indonesien und Singapur. In Vietnam wurde er von seinen Eltern besucht, weil er im Januar seinen Geburtstag feierte. Zu dritt waren sie in Hanoi, „wo wir uns abends ins Getümmel stürzten und gar nicht wussten, warum hier überhaupt so viel los war.“ In den Bars und Restaurants wurde das Fußballendspiel des Asia-Cups zwischen Vietnam und Thailand übertragen. Vietnam gewann das Spiel 2:1, Familie Sonntag feierte mit den Einheimischen mit.

Zu den verschiedenen Ländern gelang Mika Sonntag mit dem Flugzeug und mit öffentlichen Verkehrsmitteln – nicht nur. „Einmal habe ich mich entschieden, zu trampen.“ Auch das klappte, wie überhaupt alles auf der Reise klappte, außer dass er eine Nacht auf einem Flughafen verbringen musste. „Mich haben auf einer Strecke von mehr als 200 Kilometern acht verschiedene Fahrer mitgenommen“, so Sonntag.
Doch nach elf Monaten verspürte er eine Reisemüdigkeit, zumal auch das Geld so langsam knapp wurde, wenngleich Sonntag für seinen Lebensunterhalt im Vergleich zu Deutschland nicht viel ausgeben musste. Umgerechnet fünf Euro kostete eine Übernachtung, die Ausgaben für Essen und Trinken waren sehr übersichtlich. „Mit 30 Euro pro Tag kommt man gut aus“, so Sonntag. Dass sei auch ein Grund, warum er Asien als Reiseziel ausgesucht hatte. „Und die Länder sind sicher, die Menschen sehr freundlich.“ Außerdem würden sich die Reisenden untereinander tauschen, sich gegenseitig Tipps geben, wohin sich ein Ausflug lohnt, was es alles zu beachten gibt.
Ein Stück Freiheit
Seit Ende August wohnt Mika Sonntag wieder in Pfullendorf, will sich einen Job suchen, aber nebenher schon die nächste Reise planen. Mexiko würden ihn reizen – oder doch noch einmal Asien? „Ich kann jedem jungen Menschen so eine Reise nur empfehlen.“ Er alleine auf weiter Flur war für ihn ein Stück Freiheit. „Ich konnte das machen, wozu ich Lust hatte.“