Etwa 2700 wahlberechtigte Gemeindemitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Pfullendorf sind am 30. November zur Wahl des neuen Kirchengemeinderats aufgerufen. Kandidaten können noch bis Freitag, 26. September, ihre Bewerbung im evangelischen Pfarramt abgeben. Was sonst noch wichtig ist.

Was hat es mit dem evangelischen Kirchengemeinderat auf sich?

„Dieses Gremium ist ein zentrales Element evangelischer Identität, denn in der evangelischen Kirche bemühen wir uns um Leitung auf Augenhöhe“, sagt der evangelische Pfarrer Sebastian Degen. Nicht allein Pfarrer oder Hauptamtliche würden über die strategische Ausrichtung der Gemeinde entscheiden. „Vielmehr werden die wesentlichen Fragen des Gemeindelebens – von Gottesdiensten über Finanzen bis hin zu Personalentscheidungen – gemeinsam im Kirchengemeinderat beraten und beschlossen“, so Degen über die Aufgaben des Kirchengemeinderats, der zuletzt 2019 gewählt worden war.

Wer wählen darf

Die Mitglieder des Kirchengemeinderats werden von der gesamten Gemeinde gewählt. Am meisten Gemeindemitglieder kommen aus Pfullendorf – etwa 2000 (davon rund 1600 aus der Kernstadt und 400 aus den Teilorten). Aus Herdwangen-Schönach sind es etwa 590 Gemeindemitglieder, aus Illmensee etwa 290, als Hattenweiler etwa 50 und aus Wald etwa 270 Gemeindemitglieder. Seit dem Gebietstausch mit der Kirchengemeinde Ostrach gehört Wald seit dem 1. Januar 2023 zu Pfullendorf. Für die Gemeindeglieder aus Wald ist es demnach ist es die erste Kirchenwahl in Baden. Alle evangelischen Gemeindeglieder ab 14 Jahren sind stimmberechtigt. Das war bei der Wahl 2019 noch nicht der Fall. „Ich finde es klasse, dass ab 14 Jahren gewählt werden darf. Denn schließlich sind die Jugendlichen nach ihrer Konfirmation auch vollwertige Mitglieder der Gemeinde“, sagt Degen.

Wer darf kandidieren

In der Evangelischen Landeskirche in Baden kann bereits ab 16 Jahren für ein Sitz im Kirchengemeinderat kandidiert werden. Das eröffne, so Degen, jungen Menschen die Möglichkeit, Kirche für alle Generationen aktiv mitzugestalten. Bei der Wahl am ersten Advent geben allerdings einige langjährige Mitglieder ihr Amt aus Altersgründen ab und machen Platz für neue Gesichter. Eine Kandidatenzusage aus Wald gibt es bereits. Degen würde sich weitere Bewerbungen aus Wald, Illmensee und Herdwangen-Schönach wünschen, um die Vielfalt der Kommunen auch im Gremium abzubilden. Und auch aus Pfullendorf dürfen noch Bewerbungen eingehen. Degen hofft, dass noch weitere Gemeindemitglieder sich bis 26. September für eine Kandidatur entscheiden.

Wie sieht die Arbeit im Kirchengemeinderat aus

Der evangelische Kirchengemeinderat bedeutet nicht nur zehn Sitzungen im Jahr. In Pfullendorf ist es üblich, dass Mitglieder des Gremiums auch sichtbar und ansprechbar sind – etwa beim Begrüßen vor Gottesdiensten oder durch Mitwirkung im liturgischen Ablauf oder in verschiedenen Ausschüssen. Wibke Gsell aus Pfullendorf kandidiert für ihre zweite Amtsperiode. Pfarrer Degen hatte sie vor sechs Jahren darauf angesprochen, ob sie sich ein Ehrenamt in der Kirche vorstellen könnte. Sie konnte es und hat ihre Entscheidung nicht bereut. „Die Gemeinschaft und das Miteinander prägen ein“, sagt Gsell, die Gefallen an der Arbeit im Kirchengemeinderat gefunden hat. Sie ist im Festausschuss, sitzt im Aufsichtsrat der Diakonie und im Rat der Bürgerstiftung. „Zeitlich lässt sich alles unter einen Hut bringen“, sagt Gsell, die gerne wieder kandidiert, „weil wir auch schwierigen Diskussionen immer einen gemeinsamen Nenner finden“.

Welche Herausforderungen stehen im Fokus

Laut Degen gehe es unter anderem darum, wie Ressourcen sinnvoll genutzt werden, auch jene, die durch die Abgabe des evangelischen Kindertagheims frei wurden. Und zu den Aufgaben gehört es auch, mehr Menschen aktiv einzubinden. Außerdem soll darüber diskutiert werden, wie mit dem Mitgliederrückgang umgegangen werden soll. Um all diese Herausforderungen zu meistern, gibt es Schulungs- und Betreuungsangebote.

Bewerbungsfrist endet am 26. September

Wer sich traut, Verantwortung zu übernehmen und sich zur Wahl stellen möchte, muss seine Bewerbung bis Freitag, 26. September, im Pfarramt einreichen – unterstützt von zehn Gemeindegliedern. Bei Interesse und Fragen stehen Pfarrer Sebastian Degen, Diakonin Tina Klaiber und alle amtierenden Kirchengemeinderäte gerne unterstützend zur Seite. Und auch wer nicht kandidiert, kann Verantwortung übernehmen – durch die Wahl am 30. November oder per Briefwahl.