Was vor mehreren tausend Jahren wurde es als Jagdmethode entwickelt. Heute ist es eine weltweit anerkannte Sportart. Das Blasrohrschießen ist in Deutschland noch recht jung, erfreut sich jedoch wachsender Beliebtheit. Zwei Schützen von der Schützengemeinschaft Bad Dürrheim erzählen, was den Schießsport für sie so besonders macht.
Junge Sportart bereits beliebt
Nicole Isele steht aufrecht und konzentriert vor der Zielscheibe. Das Blasrohr liegt ruhig in ihren Händen und sie schaut mit festem Blick auf ihr Ziel. Sie holt tief Luft – und mit einem lauten „Peng!“ landet der Pfeil genau in der Mitte der Zielscheibe.
Isele ist Vorsitzende der Schützengemeinschaft Bad Dürrheim. Der Verein bietet das Schießen mit altbekannten Geräten wie Bögen und Luftgewehren an. Darüber hinaus hat der Verein im Jahr 2022 jedoch etwas Besonderes in sein Programm aufgenommen: das Blasrohrschießen.
Seit 2021 offizielle Wettkampfdisziplin
Als der deutsche Schützenbund das Blasrohrschießen im Jahr 2021 als offizielle Wettkampfdisziplin aufnahm, begannen einige Mitglieder des Vereins in Bad Dürrheim ebenfalls mit dem Blasrohr zu schießen.
„Zuerst haben wir aus Spaß damit angefangen“, sagt Nicole Isele. „Dann haben wir gemerkt, dass manche von uns richtig gut sind. Wir haben das Training dann intensiviert“.
Blasrohrschützen holen Titel auf die Baar
Mittlerweile können einige Vereinsmitglieder sämtliche Preise und Titel vorweisen. Unter anderem Michael Eisele. Er nahm bereits an mehreren Europa- und Weltmeisterschaften im Bogenschießen teil.
In den Landesmeisterschaften im Blasrohrschießen belegte er 2024 den zweiten Platz. Zudem nahmen Isele und Eisele bereits an den deutschen Meisterschaften im Blasrohrschießen teil.
„Es geht mir nicht darum, Titel zu jagen“, sagt Michael Eisele bescheiden. Es freue ihn vor allem, altbekannte Gesichter auf den Turnieren zu treffen und neue Schützen kennenzulernen.

„Es ist ein Inklusionssport“
Die Vorteile des Blasrohrschießens seien vielfältig, erklären Isele und Eisele. „Es ist ein Inklusionssport“, sagt Isele. Denn der Sport kann unabhängig von Geschlecht, Alter und körperlicher Verfassung ausgeübt werden.
Sowohl im Stehen, als auch im Sitzen kann mit dem Blasrohr geschossen werden. „Bei den Wettbewerben treten gesunde Personen gemeinsam mit gehandicapten Schützen an“, sagt sie.
Darüber hinaus hat das Blasrohrschießen einige gesundheitliche Vorteile. Der Sport fördert nicht nur Konzentration und Körperhaltung. Durch das tiefe Ein- und Ausatmen werde vor allem die Pustkraft trainiert und damit die Atemfähigkeit und Lungenkapazität verbessert. Wer im Garten oder in einem 3D-Parcours schießt, atmet zusätzlich frische Luft.
„Blasrohrschießen ist nachweislich gesund für Herz und Kreislauf“, erklärt Isele. Der Puls und der Blutdruck werden im Laufe des Trainings gesenkt. „Wir haben auch manchmal Kurgäste mit Atemproblemen, die mal schießen möchten“, erzählt sie. „Damit ist es ein super Sport für Raucher!“ ergänzt sie lachend.
„Wer eine Kerze auspusten kann, kann auch Blasrohrschießen.“Nicole Isele, Blasrohrschützin
Was das Blasrohrschießen zudem attraktiv für Einsteiger macht, ist, dass vergleichsweise schnell Erfolge erzielt werden können. „Wer eine Kerze auspusten kann, kann auch Blasrohrschießen“, sagt Isele.
Die Schützengemeinschaft Bad Dürrheim hat bereits mehrmals verschiedene Firmen zum Blasrohrschießen empfangen. Auch Kindergeburtstage wurden schon im Schützenhaus gefeiert. „Die Kinder haben einen erstaunlich großen Ehrgeiz und sind mit viel Spaß dabei“, erzählt Isele.
Auch SÜDKURIER-Reporterin Vivienne Joos hat das Blasrohrschießen getestet. Ihre Bilanz: Mit dem Blasrohr können in der Tat auch Unerfahrene viel Freude haben.
Schütze betreibt auch Blasrohrmanufaktur
Michael Eiseles Engagement in dem Schießsport geht über das reine Schießen hinaus. Er betreibt nämlich eine eigene Blasrohrmanufaktur, in der er selbst die Schießgeräte herstellt.
„Als ich vor drei Jahren angefangen habe, habe ich mir eine Standard-Ausrüstung im Internet bestellt“, erinnert sich der Schütze. „Wenn man den Sport aber ernsthafter betreiben will, stößt man damit irgendwann an seine Grenzen“.
Kurzerhand beschließt er, sich mit Material aus dem Baumarkt selbst ein Blasrohr zu bauen. Das Schöne daran? Das Sportgerät kann nach Lust und Laune verschönert werden. Dementsprechend zieren Eiseles Blasrohr zahlreiche Kuhflecken.

Was sich erst einmal anspruchsvoll anhört, ist, so Eisele, „keine Raketenwissenschaft“. Jeder, der Interesse am Blasrohrschießen hat, kann sich selbst ein Blasrohr bauen oder eins im Fachhandel erwerben und damit für ungefähr 100 Euro in den Sport einsteigen. „Das ist das Schöne an dem Sport“, sagt Eisele mit einem Lächeln.
Derzeit wenige Anbieter in der Region
Im Schwarzwald-Baar-Kreis gäbe es derzeit nur eine Handvoll Schützenvereine, die das Blasrohrschießen anbieten. Jedoch wird der Sport immer beliebter. Nicole Isele und Michael Eisele haben die Hoffnung, dass die Sportart weiter wächst – vielleicht sogar eines Tages eine olympische Disziplin wird.