Viktoria Nitzsche

Wer die Wahl hat, hat die Qual: Das Singener Stadtfest war am Wochenende nicht die einzige Attraktion. Parallel fand zum ersten Mal die UCI-Weltmeisterschaft im Mountainbike Marathon statt. Wer, statt selbst auf dem Drahtesel zu sitzen, lieber anderen beim Schwitzen zuschauen wollte, hatte auf dem Stadtfest reichlich Gelegenheit. Satte 180 Stunden Programm stellten die Veranstalter um Claudia Kessler-Franzen von Singen aktiv Standortmarketing auf die Beine.

Die Hohentwiel Burgteufel sorgten bei den Besuchern vor der Sparkassenbühne bei der Eröffnung des Bike-Marathons für gute Stimmung. ...
Die Hohentwiel Burgteufel sorgten bei den Besuchern vor der Sparkassenbühne bei der Eröffnung des Bike-Marathons für gute Stimmung. Bild: Sabine Tesche

Auf fünf Bühnen wurde gefeiert, getanzt und gelacht. Wer alle Höhepunkte miterleben wollte, konnte seinen ganz persönlichen Marathon zwischen August-Ruf-Straße und Scheffelstraße absolvieren. Zu den Publikumsmagneten gehörten am Samstag die zahlreichen Auftritte lokaler Vereine und Gruppen auf den Bühnen. Beim Breakdance-Battle, bei dem Tänzer miteinander in einen choreografischen Wettstreit treten, versammelten sich hunderte vor der b.free-Bühne in der Erzbergerstraße. Auf der Heimatbühne sorgten am Samstagabend alpenländische Volksmusik und moderne Blasmusik für ausgelassene Feierstimmung und Freudentänze. Zahlreiche Besucher hielt es nicht mehr auf den Bierbänken.

Bei aller Ausgelassenheit hatte das Stadtfest, zu dem abermals Tausende Besucher aus dem gesamten Hegau gekommen waren, auch eine politische Note: Am Samstagnachmittag ludt SÜDKURIER-Lokalchef Torsten Lucht zur Diskussionsrunde auf die Sparkassenbühne. "Demokratie und Cocktail" lautete das politische Thema. Hüseyin Özbay, der spontan als Zuschauer vorbeigekommen war, zeigte sich beeindruckt. Der gebürtige Türke lebt seit rund 25 Jahren in Deutschland. "Ich finde solche Diskussionen wichtig. Ich bin ein Verfechter der Demokratie und das, was gerade in meinem Heimatland passiert, bereitet mir große Sorgen", sagte er. Rechtspopulismus und Nationalismus in vielen Ländern seien eine besorgniserregende Entwicklung, befand auch Oberbürgermeister Bernd Häusler.

Es sei nicht zuletzt die kulturelle Vielfalt Singens, wegen der die Menschen in der Stadt derart friedlich miteinander leben und feiern würden, pflichtete der Kriminalpräventions-Beauftragte Marcel Da Rin bei. Seit Jahren investieren die Organisatoren um Claudia Kessler-Franzen in das Sicherheitskonzept auf dem Singener Stadtfest. "Der Aufwand macht sich meiner Meinung nach bezahlt", sagte Bernd Ardelt, Vorsitzender des Kreisverbandes des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Konstanz/Singen am Samstag. "Früher hatten wir Freitag- und Samstagabend fast immer mit Schlägereien und stark alkoholisierten Jugendlichen zu tun." Durch die enge Vernetzung von Polizei, Rettungskräften und Sicherheitsleuten sei die Lage deutlich entspannter. Bis zum Sonntagnachmittag hatten die Ehrenamtlichen vom ASB nur kleinere Einsätze. Drei Personen mussten zur medizinischen Abklärung ins Krankenhaus gefahren werden.

"Wir treffen uns regelmäßig zu Absprachen. So können wir frühzeitig auf Probleme reagieren", erklärte Ardelt. Selbst das Wetter habe man dank eines Spezial-Werkzeugs des Deutschen Wetterdienstes stets im Blick. "Im vergangenen Jahr war das besonders wichtig, denn das Unwetter, das zum Abbruch des Southside-Festivals in Neuhausen ob Eck geführt hatte, bedrohte auch das Singener Stadtfest", erklärte er.

Sorgen wegen des Wetters brauchten sich die Organisatoren in diesem Jahr nicht zu machen. Zwar begann sowohl der Samstag als auch der Sonntag mit leichten Regenschauern, mittags klarte der Himmel jedoch auf und lockte die Besucher in Scharen auf die rund 1000 Festmeter große Feiermeile. Bei Temperaturen um 30 Grad waren Schattenplätze wie unter den Schirmen der Strandbar bei der Scheffel-Lounge beliebt. Freunde der Körperkunst konnten sich von Henna-Malerinnen filigrane Andenken an das Stadtfest auf Arme und Beine zaubern lassen. Souvenirs, Schmuck und Schmankerl gab es an den zahlreichen Ständen mit Kunsthandwerk aus der Region. Für Polizei und Helfer des ASB war der Verlauf des Stadtfestes insgesamt erfreulich. "Nach unseren Erkenntnissen verlief alles sehr friedlich", sagte Thomas Pecher vom Polizeipräsidium Konstanz am Sonntagabend.

Fakten rund um das Fest

  • In den rund 30 Stunden Stadtfest konnten die Besucher 180 Stunden Programm auf fünf Bühnen erleben.
  • Rund 20 kleinere Einsätze zählte der Bereitschaftsdienst des ASB bis zum Sonntagnachmittag. Darunter viele wegen Kreislaufschwäche oder betrunkenen Personen.
  • Drei Personen mussten zur medizinischen Abklärung vorsorglich ins Krankenhaus gebracht werden.
  • Etwa 50 Einsatzkräfte standen während des dreitägigen Stadtfests in ständiger Bereitschaft, um für die Sicherheit der Feiernden zu sorgen.
  • Das Sicherheitskonzept fußt auf einer engen Zusammenarbeit zwischen Polizei, ASB, Sicherheitsleuten und Präventionsbeauftragten der Stadt.