
Eigentlich habe ich heute ein kleines Jubiläum: Meine 77. Blutspende. Aber diesmal ist alles ein wenig anders. Schon vor der Schloßberghalle in Singen-Friedingen stehen die Leute in einer länger aussehenden Schlange. Doch das täuscht: Sie halten nur einen Mindestabstand von 1,50 Metern ein.
Bei dem schönen Sommerwetter ist das Warten gar kein Problem. Direkt vor mir in der Schlange steht Josef Herzog aus Singen. Er spendet an diesem Tag zum 119. Mal. „Das tut mir nicht weh und ich helfe damit anderen“, sagt er.
Erst die Temperaturmessung, dann die Maske
Eine Helferin verteilt Getränke, bis man vor dem Eingang das erste Mal die Hände desinfiziert. Dann folgt die berührungslose Messung der Körpertemperatur auf der Stirn. Wer einen bestimmten Wert überschreitet, wird gleich wieder nach Hause geschickt. Bei mir ist alles okay, ich darf rein.
Vorher bekomme ich – wie alle Spender – einen Mund-Nase-Schutz, wie man ihn auch im OP trägt. Günter Dreher und Ralf Denzel vom DRK Ortsverein Singen stehen an der Tür und lassen die Leute herein.
Die Anmeldung im Vorraum läuft dann wie immer: Aufnahme der Daten, dann das Ausfüllen des Fragebogens. Und rein geht es in die Halle. Dort stehen diesmal nur neun Betten, ebenfalls in größerem Abstand als sonst.

Nach der Blutuntersuchung, Blutdruckmessung und erneuter Temperaturmessung schaut Ärztin Petra Nothhelfer meinen Fragebogen durch. Alles im grünen Bereich. Ich spende und fahre mit einer Dankeschön-Tafel Schokolade nach Hause. Einen Imbiss gibt es diesmal nicht.
Wieso überhaupt gespendet werden kann
Im Vorfeld hatte ich bereits mit Eberhard Weck, Abteilungsleiter für Spenderbindung und Spendergewinnung beim DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg und Hessen telefoniert. Dass die Blutspenden noch durchgeführt werden können, sei eine Ausnahme und nur unter Auflagen möglich.
„Leute, die mit Husten, Heiserkeit, Schnupfen und einer Körpertemperatur von mehr als 37.5 Grad kommen, werden gleich nach Hause geschickt“, so Weck. Auch Menschen, die in den vergangenen vier Wochen im Ausland waren, Kontakt zu einer positiv auf Corona getesteten Person hatten oder bei einem Kontakt, wo das Ergebnis noch aussteht, dürfen nicht spenden. Auf ehrenamtliche Helfer vom Ortsverein wird ebenfalls verzichtet.
Auch das ist neu: Es braucht eine Anmeldung
Was auch neu ist bei den Blutspendeterminen: Über die Webseite www.blutspende.de sollen sich die Spender über einen Link voranmelden. So bekommt jeder einen Termin wie beim Arzt. Eine Terminreservierung ist dringend erforderlich, denn wer ohne kommt, muss unter Umständen lange warten oder wird abgewiesen.
Beim Termin in Friedingen waren insgesamt 154 Leute angemeldet, 26 sind ohne Anmeldung dazu gekommen. „Die Reservierung wird sehr gut angenommen“, so Christina Hohner, Referentin für Spenderbindung beim DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen.

Zum Glück: Die Menschen bleiben hilfsbereit
Die Spendenbereitschaft sei auch in Zeiten von Corona enorm. Normalerweise werden im Einzugsgebiet des Blutspendedienstes in Baden-Württemberg und Hessen wöchentlich 2500 Blutspenden abgenommen. Derzeit sind es gut 1800 pro Woche – das deckt den Bedarf, wie Eberhard Weck sagt. Schließlich werden derzeit viele Operationen verschoben und somit weniger Blut gebraucht.
Hocherfreut ist er über die große Zahl von Erstspendern. „Hoffentlich bleiben sie dabei, wenn das Leben wieder normal läuft“, wünscht sich Weck. Auch in Friedingen waren 19 Erstspender dabei. Insgesamt sind dort 169 Spenden abgenommen worden, dabei waren 68 Frauen. Elf Personen mussten zurückgestellt werden.