Den ganzen Tag nichts zu essen, ist für Aladin Abeet nichts Außergewöhnliches. Während des Fastenmonats Ramadan ist das jedes Jahr üblich. Aladin Abeet ist Syrer, 26 Jahre alt und arabischer Muslim. Seit neun Jahren lebt er in Deutschland und ist bald fertig mit seiner Ausbildung zum Arzthelfer, wie er im Gespräch mit dem SÜDKURIER berichtet. Außergewöhnlich ist in diesem Jahr, dass es für die arabisch sprechenden Muslime keinen Raum gibt, um den Fastenmonat gemeinsam zu begehen.
Nach Verzicht gibt es auch Süßigkeiten
Abeet ist sehr gastfreundlich. Für die Besucherin gibt es Nüsse, Gebäck und leicht bitteren arabischen Kaffee. Er selbst isst und trinkt nichts, denn es ist noch Ramadan. Im Fastenmonat essen und trinken gläubige Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts. Den Abschluss feiern Muslime nach 30 Tagen mit dem Zuckerfest – einem wichtigen Feiertag im Islam, der im Arabischen Eid al-Ftr heißt.
„Dieses Zuckerfest ist eine Belohnung für uns, weil wir einen Monat gefastet haben“, erklärt Abeet. Man treffe sich an dem Tag mit der Familie und Freunden und esse gemeinsam. Die Kinder bekommen Geschenke und Süßigkeiten, daher kommt auch der Name Zuckerfest. In diesem Jahr wird das Zuckerfest am Freitag, 21. April, gefeiert.
Am frühen Morgen treffe man sich während der Fastenzeit eigentlich zum gemeinsamen Gebet, doch genau hier liegt das Problem. Abeet ist Mitglied einer islamischen Gemeinde aus dem arabischsprachigen Bereich und diese hat keinen Raum mehr, in dem sie sich treffen kann. Vor etwa einem Jahr habe die Gemeinde die damals gemieteten Räume in der Erzbergerstraße in Singen verlassen müssen, weil diese nicht den geeigneten Brandschutz aufweisen konnten. Seitdem suche man einen neuen Platz, bisher erfolglos.
Mehr Unterstützung durch die Stadt erhofft
Von der Stadt Singen, mit der man immer wieder in Verhandlungen sei, zeigt sich Abeet enttäuscht. Er kann nicht glauben, dass man dort nicht weiterhelfen kann bei der Suche nach einem Versammlungsraum. Und gerade dies sei für eine gelungene Integration wichtig. Die Muslime brauchen seiner Meinung nach einen Platz für das gemeinsame Gebet und um sich zu treffen. So könnten alle sicher zusammenleben, sagt Abeet, der sich für seine Glaubensgemeinschaft verantwortlich fühlt.

Stefan Mohr, Pressesprecher der Stadt Singen, bestätigt auf Nachfrage die Hintergründe zum Auszug aus den Räumlichkeiten in der Erzbergerstraße. Er schreibt wenige Tage vor dem Ereignis, dass die Stadt Singen gemeinsam mit dem Verein Integration in Singen (Insi) bemüht sei, noch geeignete Räumlichkeiten für das Zuckerfest zu finden. Das sei angesichts der Vielzahl der zu erwartenden Teilnehmer jedoch nicht so einfach.
Weiter führt er aus, dass die Stadt Singen im Rahmen ihrer Möglichkeiten Vereine bei der Suche nach Vereinsräumen unterstütze. Aber auch dies sei nicht so einfach, weil in Singen nur wenige Räume zur Vermietung angeboten würden.
Muslim ist nicht gleich Muslim
Aktuell können Mitglieder der islamischen Gemeinde zum Beten nur in die türkische Moschee an der Berliner Straße gehen. Dort fühle man sich willkommen und man verstehe sich mit den türkischstämmigen Muslimen sehr gut, wie Abeet berichtet. Es gebe dort aber ein großes Problem: die Sprache. Der Imam genannte Vorbeter in der türkischen Moschee, die zum Dachverband DITIB gehört, spricht nur Türkisch. Und das verstehen viele arabischstämmigen Muslime der islamischen Gemeinde nicht, wie Abeet ausführt.
Da das diesjährige Zuckerfest auf einen Freitag fällt, rechnet er mit einer sehr hohen Besucherzahl in der Moschee. Vermutlich werde der Platz dort nicht für alle ausreichen. Und da wolle man nicht auch noch mit rund 120 Menschen der islamischen Gemeinde dazukommen.
Fikret Kanik, Vorsitzender und Dialogbeauftragter der Muslim-Gemeinde Singen bestätigt, dass alle in der türkischen Moschee an der Berliner Straße willkommen seien. Man habe keine Probleme, nicht-türkische Muslime zu begrüßen. Man müsse sich in der Moschee nur an die vorgegebenen Regeln halten, aber damit habe es noch nie Probleme gegeben, berichtet Kanik. Das Gelände um die Moschee sei groß und man bereite sich auf viele Besucher am Freitag vor. Falls der Platz in der Moschee nicht genüge, werde man ins Freie ausweichen.

Gebete des Imam würden auch ins Deutsche übersetzt werden. „Wir leben dieselbe Religion und es ist kein Problem, gemeinsam in der Moschee zu beten“, sagt Kanik. Doch er habe Verständnis dafür, dass die Araber einen eigenen Platz suchen, um dort in ihrer Sprache zu beten und zu unterrichten.
Hoffnung auf eine kurzfristige Lösung
Aladin Abeet hofft für seine Glaubensgemeinschaft, bald geeignete Räumlichkeiten zu finden. Am liebsten noch für das Gebet am Zuckerfest, das am 21. April gefeiert wird. Und gerne auch langfristiger – schließlich treffe man sich jeden Freitagnachmittag zum gemeinsamen Freitagsgebet.