Hunderttausende Mahlzeiten pro Jahr stemmt die Küche im Hegau-Bodensee-Klinikum in Singen. Die Köche müssen mit einem knappen Budget wirtschaften und dennoch täglich hunderte Menschen ausgewogen versorgen. Die Verpflegung im Krankenhaus schmeckt aber nicht jedem Patienten. Das sagen die SÜDKURIER-Leserinnen und -Leser zum Krankenhaus-Essen.
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Frisches und gesundes Essen hilft bei der Genesung, schreibt Raimund Ritzi aus Öhningen:
Hier zeigt sich, dass Essen und Trinken bei uns wenig zählt. Man gibt horrende Summen ohne Wirkung für den sogenannten Klimaschutz aus und verwehrt den Kranken frisches und gesundes Essen. Dazu wird Abendessen schon am sommerlichen Nachmittag gegen 17 Uhr serviert. Zwei Scheiben Wurst, Streichkäse und schlechtes Brot sind doch fatal für die Genesung und von Genuss weit entfernt. Was ist nur aus Deutschland geworden?
Die Mahlzeiten sind eine Frechheit, schreibt Elisabeth Heilmann aus Öhningen:
Die Überschrift zum Bericht über das Essen im Krankenhaus ist eine Frechheit. Zugegeben: 10 Euro pro Patient und Tag sind wenig. Das berechtigt jedoch nicht dazu, den Patienten ein solches „Mahl“ vorzusetzen, wie das in Singen geschieht. Die Speisen müssen keinesfalls Gourmets genügen, aber normalen Menschen mit normalen Ansprüchen. Wie die beiden Herren in die Kamera lächeln, muss jeden verletzen, der jemals auf ein Mittagessen aus dieser Küche angewiesen war.
Patienten sollten auch Kunden sein, findet Ursula Stamm aus Singen:
Mir ist bekannt, dass das Mittagessen in der Singener Klinik eine Katastrophe ist. Und ich muss sagen, das Abendessen ist auch nicht unbedingt besser. Im Februar bekam ich jeden Abend zum Vesper Tomaten, in dieser Zeit sehr teuer und überhaupt nicht schmackhaft, das Brot war die Vollkatastrophe – ein Graubrot pappig und trocken. Diese Brotsorte bekam mein Bruder als Wegzehrung in den 60 Jahren bei der Bundeswehr. Wahrscheinlich ein Fabrikbrot. In diesem Krankenhaus heißt es nicht saisonal, regional und gesund.
Als ich 2021 in der Klinik war, habe ich erneut auf meine Fischallergie hingewiesen. Schon der Geruch von Fisch löst bei mir starke Asthmaanfälle aus. Fisch essen ist für mich tödlich. Was bekam ich am nächsten Tag zum Mittagessen – natürlich Fisch mit Kartoffeln. Ich musste das Essen natürlich ablehnen, ich bekam nichts anderes. Auf meine Anfrage nach einem Joghurt sagte die Pflegekraft, sie kann in der Küche nachfragen, sie bekam als Antwort, die Küche verfügt nicht mehr über Joghurt. Also musste ich bis zum Abend ohne Essen ausharren.
Natürlich wurde dieses Versehen auf die Pflegekraft geschoben, angeblich hatte sie es der Küche nicht mitgeteilt. Die arme Frau hat alles richtig gemacht, ich habe es gesehen. In dieser Klinik steht keiner zu seinen Fehlern, alles wird immer aufs Pflegepersonal geschoben, aber es interessiert natürlich niemand. Dazu fällt mir eine Quizfrage ein: Wer bezahlt die Gehälter der Angestellten und auch die der Ärzte? Ich denke, die Patienten. Also ändert einfach mal etwas.
Siegbert Kieninger aus Mühlhausen hat nichts an der Qualität des Essens auszusetzen:
Das andauernde Genörgel um die Qualität des Essens im Singener Krankenhaus kann so nicht unwidersprochen stehen bleiben. Ich selber, mehrere aus der Verwandtschaft und alle, die ich befragt habe zu dem Thema (ehemalige Patienten dieses Hauses), haben nichts, aber auch gar nichts an der Qualität auszusetzen!
Bei hunderten Betten und tausenden Angestellten werden da täglich wohl auch tausende Essen serviert. Wenn dann einzelne notorische Nörgler meinen, das Essen schlecht reden zu müssen, sollte man dies eigentlich auch nicht weiter verbreiten. Schon bei der Bundeswehr, an der Uni, der Fachhochschule, in betrieblichen Kantinen habe ich immer Nörgler über das Essen erlebt – einfach nörgeln aus Prinzip.