In diesem Jahr fallen die Osterzeit und der Ramadan zusammen – und damit auch die Fastenzeiten beider Glaubensgemeinschaften: 40 Tage lang fasten gläubige Christen von Aschermittwoch bis Ostersonntag und 30 Tage beträgt die Fastenzeit während des Ramadan. Während zwei Wochen finden die Fastenzeiten beider Religionen 2023 gleichzeitig statt. Ein Blick auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
Das Essen
In der christlichen Fastenzeit findet das Fastenbrechen am Ostersonntag statt. Das bedeutet aber nicht, dass die Gläubigen seit Aschermittwoch keine feste Nahrung mehr zu sich genommen haben. Der Verzicht auf Fleisch, Alkohol oder auch Süßigkeiten ist während der Zeit üblich.
Das Fasten hat sich aber modernisiert. So verzichten viele beispielsweise aufs Fernsehen, die Benutzung des Handys oder auch das Auto. „Verzicht bedeutet nicht Leiden, sondern eine Öffnung für Sensibilität und Werte. Man kann sich die Frage stellen: Was brauche ich eigentlich in meinem Leben?“, sagt der evangelische Pfarrer Joachim Kruse.
Im muslimischen Ramadan wird von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Nahrung, Getränke, Rauchen und Beischlaf verzichtet. „Das Fasten kann als eine Art Intervallfasten gesehen werden. Der Körper wird während dieser Zeit gereinigt“, erklärt Erdal Saydam, der Vorsitzende des Vereins Ditib Türkisch-Islamische-Gemeinde zu Rheinfelden.
Das Fastenbrechen findet traditionell täglich nach Sonnenuntergang statt. „Das ist für mich ein erfreulicher Moment. Mit einer Dattel oder Suppe wird das Fasten gebrochen. Ich selbst esse während dieser Zeit viel vegetarisch – Fleisch liegt einem zu schwer im Magen“, erzählt Muhammed Sirin vom Rhein Bildungs- und Kulturverein.
Spiritualität und Gesellschaft
„Der Verzicht dient in der Fastenzeit als Ausdruck dem Leiden Jesu nachzuspüren. Es gibt einem Anregungen, über das bewusste Innehalten einen Weg zu sich selbst zu finden“ sagt Pfarrer Kruse. „Ich empfinde das Fasten nicht nur auf physikalischer, sondern auch auf metaphysischer Ebene – man ist gelassener und stressfreier, man versucht für seine Umwelt ein angenehmerer Mensch zu sein“, sagt Muhammed Sirin.
„Glücklichsein fällt in Spiritualität mit ein. Es gibt keine dogmatischen Richtlinien, das Fasten ist eine ganz persönliche Entscheidung. Im Heilsverständnis ist es kein Malus, wenn man nicht fastet“, erklärt der Pfarrer.
Anders sieht es beim Ramadan aus. Die Regeln für das Fasten sind im Koran festgeschrieben. Besonders im Vordergrund steht zudem das Gemeinschaftliche. „Der Zusammenhalt in der Gemeinde ist während dieser Zeit spürbar stärker, es besuchen auch deutlich mehr Menschen die Moschee“, sagt Erdal Saydam. „Beim Fastenbrechen ist man nur sehr selten allein. Es ist ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis. Während dieser Zeit treffe ich Freunde, die ich ansonsten kaum sehe“, so Muhammed Sirin.
Die Gesundheit
„Es sollten nur gesunde Menschen während des Ramadan fasten“, erklärt Erdal Saydam. Stillende und schwangere Frauen sind befreit und menstruierende Frauen können die ausgesetzten Tage nach Ramadan nachholen.
Auch beim christlichen Fasten sollte an die Gesundheit gedacht werden „Man sollte sich gesundheitlich nicht in Gefahr bringen. Auch sollte man nicht fahrlässig mit sozialen Kontakten umgehen. Das Fasten muss dem Menschen dienen“, so Pfarrer Kruse.
Das Fest
Die Fastenzeit wird von den christlichen Glaubensgemeinschaften mit dem Osterfest beendet. „Rituell steht Ostern für die Auferstehung und die Feier des Lebens“, sagt Pfarrer Joachim Kruse. Lieder, eine besondere Liturgie und viel Licht gehören zum gemeinschaftlichen Feiern im Ostergottesdienst.
Das Ende des Ramadan macht das Ramadanfest, auch Zuckerfest genannt, in diesem Jahr findet es am 21. April statt. Bis zu diesem Tag sollten die Gläubigen den Zekat entrichten – eine Spende eines Teils ihres Vermögens für Arme und Bedürftige. Am Festtag trifft sich meist die ganze Familie, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Da sich der Ramadan nach dem Mondkalender richtet, rückt er jedes Jahr um elf Tage nach vorne.