Auf die Investoren einiger Großprojekte in Singen ist Verlass. Trotz des Lockdowns und der erwartbaren langfristigen Auswirkungen durch die Pandemie gehen die Vorbereitungen für den Bau eines Hotels, eines Parkhauses sowie eines neuen Bürogebäudes an der Maggistraße weiter, auch für den Baustart einer quasi kompletten Erneuerung des Entsorgungsbetriebs im Singener Industriegebiet sind seit der jüngsten Gemeinderatssitzung die Voraussetzungen geschaffen.
- Parkhaus und Bürogebäude: Auf dem Areal an der Maggistraße steht der Neugestaltung durch einen Gebäudekomplex mit einem Hotel samt sogenannten Boarding-Haus, einem Parkhaus und einem Bürogebäude nichts mehr im Wege. Zu den Vorbereitungen zählte vor allem der Abriss eines Kindergartens, bei den Neubauten wird mit dem Bau des Parkhauses begonnen. Laut Patrick Wacker, bei der Stadtverwaltung zuständig für den Bereich Bauen und Stadtplanung, werden damit auf sechs Geschossen und einer Traufhöhe von 18 Metern 350 Parkplätze geschaffen, die zu etwa zwei Dritteln öffentlich nutzbar sein werden. Zu den Besonderheit gehört die Begrünung von drei Fassaden-Seiten. Für den Bereich unmittelbar neben dem Parkhaus genehmigte der Gemeinderat den Bau eines Bürogebäudes mit fünf Geschossen.
- Hotel und Boarding-House: Wann der Neubau des Hotels als Kernstück des gesamten Gebäudekomplexes beginnt, steht derzeit noch nicht fest, das prinzipielle Einverständnis der Stadträte für das Vorhaben liegt allerdings seit gut einem Jahr vor. Das Hotel wird laut Planung über 160 Zimmer (320 Betten) verfügen, im Boarding-House für längerfristige Gäste sind 69 Appartements vorgesehen.

- Komposthalle: Am östlichen Ende des Singener Industriegebiets wird der bestehende Entsorgungsbetrieb durch eine Kompostlagerhalle, ein Verwaltungs- und Sozialgebäude, eine Werkstatt sowie Stellflächen für Lastwagen und Verkehrsflächen erweitert beziehungsweise modernisiert.
- Zur Diskussion im Gemeinderat: Mit der Entwicklung des Bereichs an der Maggistraße verändert sich der Charakter südlich der Bahnlinie fast zeitgleich mit der Neugestaltung nördlich des Bahnhofs mit dem Bau des Cano – allerdings steht der Bereich im unmittelbarer Nachbarschaft des Hegau-Towers weniger im Mittelpunkt wie die Bautätigkeiten am Bahnhof.
Das wiederum veranlasste Walafried Schrott (SPD) zur Nachfrage, ob das Projekt überhaupt der städtischen Gesamtplanung entspricht. Bedenken äußerte er dabei wegen der Zufahrt zum Parkhaus, die über eine Sackgasse erfolgt. Laut Patrick Wacker ist das der Fall, der Gebäudekomplex samt Parkhaus entspricht den Vorgaben der innerstädtischen Entwicklung.
Der Bedarf an Parkplätze ergebe sich dabei unter anderem aus dem Frequenz des in der Nähe befindlichen Einkaufsmarktes, womit Patrick Wacker auf eine Nachfrage von Sabine Danassis einging. Dem Einwand der Grünen-Stadträtin war zu entnehmen, dass sie ein weiteres Parkhaus mit einer Kapazität von 350 Plätzen für überdimensioniert hält.
Alles eine Nummer zu groß?
Auch einer Äußerung von Eberhard Röhm ließ sich entnehmen, dass für ihn die Entwicklung des Areals beim Hegau-Tower möglicherweise eine Nummer zu groß ist – der Grünen-Fraktionssprecher bezog sich dabei auf das fünfgeschossige Bürogebäude. Zur aktuellen Lage konnte Oberbürgermeister Bernd Häusler nichts sagen, vor der Corona-Krise habe seiner Kenntnis nach jedoch eine entsprechende Nachfrage an Büroflächen bestanden.
Solaranlage und Gründach
Der Fraktionssprecher der Grünen wies ferner auf eine seiner Ansicht nach wenig zielführende Kombination von Dachbegrünung und Photovoltaik-Anlage auf dem Bürogebäude hin. Letztere sind laut Eberhard Röhm heutzutage so installierbar, dass eine Grünanlage wenig Sinn mache. Dennoch wurde dem Bauantrag ohne weitere Bedenken zugestimmt: Der Wunsch nach Nutzung der Sonnenenergie auf einem Gründach ist eine Freiwilligkeitsleistung des Investors.