Was stellen meine Mitmenschen Verbotenes an? Diese Frage interessiert viele Zeitungsleser. So ein Gerichtsprozess steckt jedoch voller Überraschungen, auch in Singen. Dass hier alles möglich ist, gilt jedoch nicht nur für Angeklagte – sie können das Gebäude mit einem Freispruch oder einer zweijährigen Haftstrafe verlassen. Der Wundertüten-Faktor zeigt sich auch für Besucher und die Journalisten, die über öffentliche Verfahren berichten wollen.

Denn der Weg bis zu einem Urteil kann lang sein. So kommt es nicht selten vor, dass Besucher zum Gericht stiefeln, um dort zu erfahren, dass die Verhandlung ausfällt. Mal erscheint der Angeklagte nicht, ohne den das Verfahren ja schlecht stattfinden kann. Mal hat der Strafverteidiger versehentlich keine Ladung bekommen. Das heißt dann entweder, der Termin muss verschoben werden. Oder alle Anwesenden müssen warten, bis der Anwalt den Weg ins Amtsgericht gefunden hat. Es kam auch schon vor, dass der Strafverteidiger nur telefonisch an der Verhandlung teilnahm, doch das ist die absolute Ausnahme.

Zu früh, zu spät oder gar nicht

Selbst wenn dann mal alle vor Ort sind, startet die Verhandlung gelegentlich verspätet, weil ein kritischer Fall mehr Zeit in Anspruch nimmt als gedacht. Oder man erfährt kurzerhand, dass es gar keine Hauptverhandlung gibt, weil der Fall schon per Strafbefehl verurteilt wurde. Das bedeutet, dass der Angeklagte den Schuldspruch und die Strafe per Post erhält. Details erfährt die Öffentlichkeit dann nicht.

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So war es auch in der vergangenen Woche. Allerdings erhob der Rechtsanwalt bei einem Prozess wegen Geldwäsche Einspruch. Er forderte, die Tagessatzhöhe zu reduzieren, da sein Mandant nicht viel Geld zur Verfügung habe. Als sich im Gespräch bei Gericht herausstellte, dass die Höhe der Strafe durchaus angemessen ist, nahm der Anwalt den Einspruch wieder zurück. Daher war die Verhandlung nach nicht einmal fünf Minuten beendet – ohne Geschichte.

Warum die Zeit oftmals der Endgegner ist

Es kann jedoch auch sein, dass eine Verhandlung ganz andere Ausmaße annimmt als angenommen. Wenn der Angeklagte schweigt oder im laufenden Verfahren neue Aspekte bekannt werden, kann sich der Prozess in die Länge ziehen. Manchmal geht es dann um Stunden, oft aber auch um Tage. Und dann muss ein neuer Termin gefunden werden im Kalender der vielbeschäftigten Juristen.

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Es ist also jedes Mal eine Wundertüte, wenn man den Weg ins Amtsgericht antritt. Kein Wunder, dass es manchmal so lange dauert, bis jemand verurteilt wird. Doch egal wie mühsam der Weg dahin ist: Spannend ist es, was Mitmenschen Verbotenes anstellen.