Das Stadtmuseum hat in diesen Tagen Geburtstag: Anfang April vor 15 Jahren war die Eröffnung. Das Museum ging ein Jahr nach der Stadtbücherei und der Touristinformation an den Start. "Es war uns klar, dass nicht alles gleichzeitig eröffnet werden kann", erinnert sich Thomas Warndorf zurück, der zu dieser Zeit Kulturamtsleiter war.
Bevor entschieden war, dass das ehemalige Forstamt mit einem neuen Anbau zu Stockachs Kulturzentrum "Altes Forstamt" werden würde, war in den 1990ern das Bahnhofsgebäude im Gespräch. Obwohl es sogar konkrete Ideen gab, über die der SÜDKURIER berichtete, schwenkte die Stadtverwaltung um. Warndorf weiß noch, wie beim Forstamt-Umbau überall Kabelstränge hingen oder der Boden des zweiten Dachgeschosses nur aus ein paar Dielen bestand. Wo jetzt das Museum ist, sei vor dem Umbau nichts gewesen.
Das Konzept des Kulturzentrums sowie des Museums selbst beschreibt der ehemalige Kulturchef als einzigartig. Eine solche Zusammenarbeit von Bücherei und Museum unter einem Dach und mit Büchereipersonal, das auch im Museum aushilft, sei etwas, das Stockach herausstelle. Und die Ausstellungsstücke? Als es um die Planung ging, habe eine Bestandsaufnahme stattgefunden, erzählt Warndorf. "Es gab eine Art Museumsarchäologie im Rathaus. Wir haben geschaut, was die Stadt Ausstellungswürdiges besitzt." Dabei habe es einige Überraschungen gegeben. Es waren unter anderem Gemälde da, zum Beispiel von dem in Stockach geborenen Malers Emil Lugo (1840-1902). "Wertvolle, unentdeckte Schätze", wie Warndorf sagt. Zu diesen seien dann unerwartet die Zizenhausener Terrakotten dazugekommen, als plötzlich der komplette Bestand zum Verkauf gestanden sei. Auch das Modell der Nellenburg sei etwas Besonderes. Historiker Freddy Meyer aus Wahlwies habe Pläne im Diözesan-Archiv in Freiburg entdeckt. Mit diesen machte ein Modellbauer eine Rekonstruktion, die im Stadtmuseum steht. "Vorher wusste keiner, wie die Nellenburg einmal ausgesehen hat", sagt Warndorf. Er beschreibt den Effekt des Museums in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten so: "Wenn jemand sagt, dass er stolz auf Stockachs Stadtgeschichte ist, hat das sicher mit dem Stadtmuseum zu tun."
Neben der Sichtung der Bestände galt es, ein Konzept für das Stadtmuseum zu finden, erinnert sich Warndorf: Ein bewegliches Museum, denn durch die Dachschrägen gab es Stellwände statt normalen Wänden. Alles wurde praxisorientiert und schnell umbaubar. "Es ist ein ureigenes Stockacher Konzept", fasst er zusammen. "Der zentrale Gedanke war, für die Stockacher die eigene Geschichte sichtbar zu machen und Eigenes zu präsentieren." So sieht es auch Johannes Waldschütz, der seit Mitte 2017 Museumsleiter ist. Das Museum hebe sich von anderen Einrichtungen ab: "Anders als in vielen Städten am Bodensee sind bei uns nicht primär die Touristen, sondern die Einheimischen aus Stockach und der Region die zentrale Zielgruppe." Aber, so Warndorf, ein Ziel des Museums sei es auch immer gewesen Besucher anzuziehen und die Hauptstraße beleben. In der Dauerausstellung seien regelmäßig Stücke getauscht worden, damit nicht immer alles gleich war.
Zum Maler Emil Lugo gab es dann bereits 2002 eine Ausstellung, ehe das Stadtmuseum als solches mit der geschichtlichen Dauerausstellung im April 2003 öffnete. "Ich weiß noch, wie stolz das Team war, als das komplette Haus fertig war", erzählt Warndorf. Der damalige Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg lobte bei der Feier den Schritt, den die Stadt ging, mit diesen Worten: "Vielerorts wird die Schließung von Museen diskutiert. In Stockach wird eröffnet."
Leiter Johannes Waldschütz hat für die Weiterentwicklung des Stadtmuseums viele Ideen. Er sieht den eine Besonderheit des Museums in den "spektakulären Sammlungen", über die es verfügt: "Das Erbe der Zizenhausener Terrakottenmanufaktur, das Fotoarchiv Hotz und die Kunstsammlung Heinrich Wagner." Diese Schätze zu präsentieren, werde in den kommenden Jahren eine Hauptaufgabe sein. Daneben sei ein Ziel, die Dauerausstellung neu zu konzipierten und Geschichte, Kultur sowie Brauchtum zeitgemäß zu präsentieren. Waldschütz ist sicher: "Wenn uns das gelingt, zeigt das Stadtmuseum nicht nur Besonderes aus Stockach, sondern kann auch zu etwas ganz Besonderem für Stockach werden."
Früheres Heimatmuseum
Auf dem Gustav-Hammer-Platz in der Oberstadt stand bis 1972 das alte Kaufhaus. In diesem war ab 1930 Stockachs erstes Heimatmuseum, das Hermann Muffler und Gustav Hammer gründeten. Später befand sich ein kleines Heimatmuseum in einem der oberen Stockwerke des Bürgerhauses Adler Post. Yvonne Istas, Museumsleiterin von 2001 bis 2016, zeichnete laut dem damaligen SÜDKURIER-Artikel über die Museumseröffnung die Vorgeschichte nach. Das Museum im Kaufhaus sei ein Zimmer mit etwa 80 Quadratmetern gewesen. Das Museum im Alten Forstamt auf zwei Stockwerken umfasst 420 Quadratmeter. Das große Dreirad, das heute im Stadtmuseum zu sehen ist, sei in den 1950er-Jahren im alten Kaufhaus zu sehen gewesen, erzählt der frühere Kulturamtsleiter Thomas Warndorf. (löf)