Der Solarpark Mooshof zwischen den Stockacher Ortsteilen Espasingen und Wahlwies liefert nicht nur Strom für rund 6000 Haushalte, sondern ist auch ein Lebensraum für fast 100 Pflanzen- und etliche Tierarten vom Greifvogel bis zum Schmetterling. Das verdeutlicht Eberhard Koch, Vorsitzender des BUND-Kreisverbands Konstanz, bei einem Vor-Ort-Termin. Mit dabei ist auch Bene Müller vom Betreiber Solarcomplex. Ihm ist es wichtig, mit Vorurteilen gegenüber Solarparks aufzuräumen.
„Viele beschweren sich bei Solarparks wegen des Flächenverbrauchs, aber niemand sagt etwas gegen Flächen für touristische Nutzung, wie Golf- oder Campingplätze“, so Müller. Diese verbräuchten ebenfalls viel Fläche und hätten keinen Nutzen abseits des Freizeitwerts. Dabei arbeite Solarcomplex seit 2006, als die erste Anlage des Unternehmens an den Start ging, mit dem BUND zusammen, um auf den Flächen eben diesen Mehrwert zu schaffen.

Müller sagt: „Ich bin selbst überrascht, was hier alles kreucht und fleucht.“ Seit 2011 ist der Solarpark Mooshof in Betrieb, zuvor wurde auf der Fläche Mais angebaut. „Jetzt haben wir hier 14 Hektar blühende Wiese. So viel zusammenhängende Fläche gibt es nicht mal im Naturschutzgebiet“, verdeutlicht Koch.
Doch das Ganze ist Arbeit. Denn zuerst musste die Fläche ausgemagert werden. So wird zweimal im Jahr gemäht, das Mähgut bleibt aber nicht liegen, dem Boden würden so Nährstoffe entzogen.
Weniger Nährstoffe, mehr Vielfalt
„Es klingt paradox, aber je weniger Nährstoffe eine Wiese enthält, desto besser ist es für die Artenvielfalt“, verdeutlicht Koch und zeigt auf eine Moschusmalve, die gerne vom Malven-Dickkopffalter angeflogen werde – einer Schmetterlingsart, die auf der Liste der bedrohten Arten steht. „Schon kurz nach der Parkeröffnung haben wir hier ein Exemplar gefunden“, sagt Koch.
Befänden sich mehr Nährstoffe im Boden, begünstige das das Wachstum bestimmter Arten, die dann andere verdrängen. Bei nährstoffarmen Böden hätten mehrere Arten wie Hornklee oder Sauerampfer eine Chance.
Er und sein Team machen seit dem Start der Anlage auf dem Gelände das sogenannte Monitoring. Das heißt, sie dokumentieren regelmäßig, wie sich der Tier- und Pflanzenbestand entwickelt und geben Tipps, wie die Fläche hinsichtlich des Naturschutzes verbessert werden kann. So ist im Laufe der Jahre rund um die Solarpaneele eine blühende Wiese entstanden. Am Zaun, der den Solarpark umgibt, sind Nistkästen für Vögel angebracht, die dort reichlich Nahrung finden. Zudem gibt es unter dem Zaun Lücken, durch die kleinere Tiere hindurchschlüpfen können.

Bene Müller wünscht sich, dass die Skepsis gegenüber den Parks sinkt, sagt aber auch, dass diese in den vergangenen Jahren schon nachgelassen hat. Derweil soll gemeinsam mit dem BUND weiter ausprobiert werden, wie die Natur von Solarparks profitieren kann. Bene Müller nennt ein Beispiel.
Ost-West-Ausrichtung oder doch ein V?
Während die Paneele im Solarpark Mooshof noch nach Süden hin ausgerichtet sind, gehe der Trend aktuell zu einer Ost-West-Ausrichtung. Die Paneele sind dann also wie ein Dach aufgebaut, weil sich so der Stromertrag besser über den Tag verteilt.
Das Problem: Die Fläche darunter ist verschattet und schwer zu bewirtschaften. So ist die Idee, die Paneele künftig wie ein V aufzubauen, sodass weniger Schatten entsteht und die Fläche darunter besser florieren kann. Zwar sinke so auch der Ertrag an Sonnenenergie, aber nur minimal, so Bene Müller.

Rund ein Prozent der landwirtschaftlichen Fläche im Landkreis Konstanz bräuchte es, damit die Stromversorgung der Haushalte im Landkreis allein mit Sonnenenergie gedeckt werden könnte, so der Sprecher des Solarcomplex-Vorstands. Das entspreche rund 400 Hektar Land.
Dabei habe es das Unternehmen nicht auf hochwertige Flächen abgesehen, sondern auf diejenigen, die den Landwirten ohnehin nicht viel Ertrag bringen. Denn genau das seien die Flächen, auf denen sich Energiegewinnung und Naturschutz ideal verbinden lassen würden.