Die Idee kam aus dem SÜDKURIER. Dort las Landwirt Mathäus Muffler aus dem Mühlinger Ortsteil Schwackenreuteeinen Bericht über die Fähre Richmond, welche in Konstanz mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben wird. Nachdem er diesen Artikel gelesen hatte, habe Muffler mit dem Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt Kontakt aufgenommen und so sei der Kontakt zu den Konstanzer Stadtwerken entstanden. Und nun waren Fachplaner und Ingenieure in die jüngste Sitzung des Mühlinger Gemeinderates gekommen, um dort über die Pläne zum Bau einer neuen Biogasanlage in Mühlingen zu informieren.
Muffler ist in solchen Dingen nicht unerfahren. Neben seiner Biogasanlage am Wohnort der Familie mit 30 Gigawattstunden und einer weiteren Biogasanlage mit 20 Gigawattstunden in Renquishausen (Kreis Tuttlingen) kennt er sich aus mit der Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung von Biomasse und den daraus entstehenden Produkten. Seit 25 Jahren betreibe er eine Biogasanlage nur einige hundert Meter vom geplanten Plangebiet am Standort Schwackenreute. Genau gesagt liegt dieser unterhalb der Dorflage Schwackenreute nahe der Bundesstraße 313 auf einer Fläche von rund 3,53 Hektar. Hier soll eine Biogasanlage sowie weitere Lagerhallen in einem eigens hierfür vorgestellten Bebauungsplan „Biogasanlage Mühlingen“ errichtet werden.
Extreme Schwankungen beim Strombedarf
„Wir sind aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz heraus und vermarkten jetzt an der Börse. Ab März braucht man fast keinen Biogasstrom mehr wegen der Fotovoltaik“, so Muffler. Er wies auf die extremen Schwankungen von Strombedarf und den damit einhergehenden Erlösen hin. Laut den Sitzungsunterlagen sei geplant, seine beiden Bestandsanlagen nach dem Neubau zurückzubauen, am neuen Standort dann eine neue Anlage zu bauen und diese dort ausschließlich mit Wirtschaftsdünger und Abfallstoffen zu betreiben.
Große Fläche wird voll versiegelt
Das Vorhaben stehe unter dem Grundgedanken der Reduzierung von CO2, wie es während der Sitzung hieß. Der vorgestellte Umweltbericht zeigte auf, dass die bisherige Ackerfläche mit bis zu 2,2 Hektar dauerhaft vollständig versiegelt würde. Die Erosionsgefährdung im Plangebiet würde aufgrund der Hanglage durchaus als hoch eingeschätzt, weshalb auch klare Vorgaben zu den anfallenden Wassermengen auf Gebäuden, dem Gelände und deren Versickerung oder Speicherung im Zuge eines Managementplanes zu liefern sei.
Die technische Seite beleuchtete Ulrich Bussmann von der Firma Gicon im Auftrag der Swisspower Green Gas AG. Er führte die diversen Bauwerke wie Lagerhallen, eine Werkstatt, die Waagen, Parkplätze, die eigentliche LNG-Anlage und eine mit 118 Metern Länge Lagerhalle mit mehreren Tiefbunkern in welchen das angelieferte Material gelagert und mittels Krananlagen umgelagert werden soll, vor. Ebenso die drei benötigten Fermenter mit einem jeweiligen Durchmesser von 36 Metern und einer Gesamthöhe von Zylinder und Dach mit 25 Metern.
Sorge um den Einsatz im Notfall
Die Gemeinderäte signalisierten Offenheit für das Projekt, hatten aber eigene Sorgen. Markus Traber beschäftige sich mit der freiwilligen Feuerwehr, ob diese vor Ort entsprechend auszubilden und auszustatten sei. „Die Höhe des Fermenters würde uns im Notfall vor Herausforderungen stellen, denn selbst die Drehleiter der Nachbarstadt käme hier sicherlich an ihre Grenzen“, so Gemeinderat Traber. Er verwies hier auf ein fest zu vereinbarendes Budget und eine entsprechende Berücksichtigung im Feuerwehrbedarfsplan der Gemeinde und auch in den Planungen seitens der Betreiber.
Auch Gemeinderat Christoph Auer merkte an, dass die geplanten Mengen der Anlage nicht nur in der Jahresmenge von Biomethan groß seien, sondern auch im Bereich der anfallenden Endprodukte, welche später dann als Wirtschaftsdünger wieder auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht würden. Eine schnelle Umrechnung der im Entwurf stehenden 9000 Tonnen Gärrest pro Jahr stellte er in Relation von weit über 2000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, welche hierfür benötigt würde. Er gab den Wunsch mit, dass im Durchführungsvertrag auf einen Flächennachweis zu achten sei.