Wie werden sich die Gemeinden im Raum Stockach entwickeln? Der SÜDKURIER hat darüber mit den Bürgermeistern gesprochen.
3. Orsingen-Nenzingen setzt auf junge Familien
3577 Einwohnerinnen und Einwohner sind derzeit in Orsingen-Nenzingen gemeldet. „Für die kommenden Jahre erwarten wir eine stabile bis leicht steigende Bevölkerungszahl. Dies hängt zum einen mit einer attraktiven Wohnlage zwischen Hegau und Bodensee zusammen, zum anderen an einem kleineren Baugebiet, das hoffentlich nächstes Jahr final entwickelt werden kann“, sagt Bürgermeister Stefan Keil.
Ein weiterer Teil des Wachstums werde vermutlich durch Zuwanderung entstehen. Größere Sprünge nach oben oder unten seien jedoch nach heutiger Einschätzung nicht zu erwarten, macht Keil deutlich.
Daraus ergeben sich für die Gemeinde mehrere Konsequenzen. „Wir werden uns bemühen, ausreichend Flächen für Wohnen bereitzustellen, insbesondere für junge Familien und ältere Bürgerinnen und Bürger“, so Keil. Ziel sei ein maßvolles Wachstum, das die örtliche Infrastruktur nicht überlaste und zugleich das dörfliche Miteinander erhalte. In Sachen Kinderbetreuung rechne die Gemeinde mit einem anhaltenden Bedarf durch junge Familien im Ort. Aktuell laufen daher zum Beispiel Planungen für einen Naturkindergarten um den Bedarf zuverlässig abzudecken.
Augenmerk auf Wohnraum, der es Älteren ermöglicht, im Ort zu bleiben
„Angebote für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger – von ambulanter Unterstützung bis hin zu Pflegeplätzen – behalten wir im Blick und wollen Angebote für Wohnraum entwickeln, damit die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, in der Gemeinde wohnhaft zu bleiben, wenn es in den eigenen vier Wänden nicht mehr möglich sein sollte, oder man sich verkleinern möchte“, sagt Keil. Das sei ihm ein großes Anliegen, dürfte aber eine große Herausforderung sein.
4. Mühlingen könnte 131 Einwohner mehr haben
Aktuell leben 2799 Einwohnerinnen und Einwohner in Mühlingen. Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung der Gemeinde verweist Bürgermeister Thorsten Scigliano auf viele Unwägbarkeiten, die mit solchen Einschätzungen verbunden sind. So hänge die Bevölkerungsentwicklung nicht zuletzt von der wirtschaftlichen Entwicklung ab und damit verbunden auch mit der Frage, wer sich zukünftig noch Eigentum leisten kann oder inwiefern Investoren bereit sind, in Mietwohnungen zu investieren. Nach der Bevölkerungsvorausberechnung sollte die Gemeinde aber bis zum Jahr 2030 bei 2850 Einwohnern und im Jahr 2040 bei 2930 Einwohner liegen.
Neue Baugebiete sollen Raum für Wachstum schaffen
Um Raum für dieses Wachstum zu schaffen, habe die Gemeinde bereits mehrere Baugebiete geplant, bei denen allerdings die Erschließung noch aussteht. Zwei weitere Gebiete sind in den Vorplanungen, zu einem Gewerbegebiet bestehen die ersten Überlegungen. „Einige Grundstückskäufe werden auch schon getätigt, um auch in der Zukunft immer ausreichend im Planungsvorlauf zu sein, aber auch hier engen uns natürlich immer mehr die rechtlichen Auflagen für die Planung und Erschließung von Baugebieten ein“, erklärt Scigliano.
Bei der Kinderbetreuung investiere die Gemeinde gerade in beiden Einrichtungen für Kinder über drei Jahren kräftig. Die Grundschule brauche auch noch weiteren Platz, der aktuell mit Übergangslösungen abgedeckt werde.
Was die Hausarztbetreuung angeht, stehe die Gemeinde durch eine Zweigstelle einer größeren Praxis aktuell gut da, macht Scigliano deutlich und ergänzt: „Bei der Altenpflege sind wir durch die Fahrdienste der Sozialstationen abgedeckt und bei der Unterstützung von gewissen Aufgaben gibt es den Verein Hilfe von Haus zu Haus. Ich denke, die Gemeinde ist für den ländlichen Raum gut aufgestellt, auch investieren wir laufend in die Infrastruktur, wie Strom, Wasser und Abwasser, sowie Wegenetz.“
5. Hohenfels wächst stetig und deutlich
Beim jüngsten Zensus im Jahr 2022 wurde der Bevölkerungsstand von Hohenfels zum 31. März 2025 auf 2236 definiert, berichtet Bürgermeister Florian Zindeler, wenngleich im Meldewesen lediglich rund 2100 Bürgerinnen und Bürger hinterlegt sind. „Mit den Neubaugebieten wie etwa Röschberg Süd in Liggersdorf und in anderen Ortsteilen gehen wir von einer deutlichen Zunahme in den kommenden Jahren beziehungsweise. Jahrzehnten aus“, erklärt er. Bis 2030 werde Hohenfels über 2500 Einwohner kommen und danach – im Bereich 2040 bis 2050 – sukzessive der 3000-Einwohner-Marke annähern.
Kita-Kapazitäten sind jetzt schon erreicht
Die Auswirkungen dieses Wachstums wurden laut Zindeler im Gemeindeentwicklungskonzept 2040 betrachtet. „Im Gemeinderat beschäftigen wir uns mit unterschiedlichen Wohnformen. Darunter auch barrierefreies Wohnen im Geschossbau oder die Einrichtung für Menschen mit Assistenzbedarf der Lautenbacher Gemeinschaften“ so Zindeler.
Zudem spiele die Weiterentwicklung der Kinderbetreuung im Konzept eine große Rolle, um den künftigen Bedarf decken zu können. „Wichtig zu erwähnen ist hierbei, dass wir unabhängig von neuen Baugebieten investieren müssen, weil Kapazitätsgrenzen erreicht sind. Die Bevölkerungsentwicklung sorgt dann für die gewünschte Auslastung der Einrichtungen.“
Immerhin: Die medizinische Grundversorgung sei im Moment gesichert. Ein Konzept für Senioren werde im Gemeindeentwicklungskonzept 2040 mitbetrachtet, aber erst, wenn es konkreter wird, könne die Suche nach Investoren und einem Betreiber beginnen, macht Zindeler deutlich.
Gesamte Infrastruktur betroffen
„Letztlich betrifft das Wachstum unsere gesamte Infrastruktur, wie zum Beispiel Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung oder Strom, und wir hoffen, dass unsere ehrenamtlichen Strukturen und unser Vereinsleben von neuen Mitgliedern profitieren können. Im gleichen Maß versuchen wir gewerbliche Flächen zu entwickeln und örtliche Unternehmen zu stärken, um Arbeitsplätze vor Ort zu halten und mehr anbieten zu können“, erklärt Zindeler.
6. Eigeltingen gibt keinen Einblick
Trotz mehrfacher Nachfrage hat die Eigeltinger Gemeindeverwaltung nicht auf die Anfrage des SÜDKURIER zur Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde geantwortet.