Die schriftlichen Abschlussprüfungen haben begonnen. Wegen der Corona-bedingten Abstandsregelungen finden diese aber nicht wie sonst für alle gemeinsam, sondern in vielen Gruppen in Klassenzimmern statt. Unmittelbar nach der ersten Arbeit fiel die Anspannung von den Schülern ab. Die Jugendlichen lachten miteinander und wirkten gelöst.
Nicht aufgeregter als bei Klassenarbeit
Der Zehntklässler Raphael Bernhart saß bereits vor 12 Uhr mit seinem Kumpel Roman Buchholz am Busbahnhof. Er hat sich unter den vier Prüfungsthemen für die Lektüre entschieden. Zum Buch „No und ich“ von Delphine de Vigan hat er einen anderthalb Seiten langen inneren Monolog geschrieben. Er habe sich hauptsächlich auf dieses Thema vorbereitet, erzählte er, und sei auch nicht aufgeregter als bei einer normalen Klassenarbeit gewesen.
Roman Buchholz hat das gleiche Thema gewählt. Die Vorbereitung per Videokonferenz fand er in Ordnung. „Aber die einzelnen Schultage vor den Prüfungen waren schön und die Crashkurse haben gutgetan“, sagte er. Deutsch sei für ihn das schwierigste Fach, daher sei er froh, dass es vorbei sei.

Ein bisschen Chaos am Morgen
Etwas abseits warteten drei Schülerinnen auf den Bus. Eva Bart hat für die Prüfung die Interpretation des Gedichtes „Reklame“ gewählt. „Auf dieses Thema hatte ich mich fokussiert. Das liegt mir. Ich habe siebeneinhalb Seiten geschrieben, es hat gut funktioniert“, sagte sie erleichtert. Sie habe aber vor keiner Prüfung wirklich Angst. Klassenkameradin Ann-Kathrin Lehn hat die Lektüre gewählt, weil ihr das Thema „Digitalisierung„ für das Kompendium nicht zugesagt hat. Die meisten Prüflinge hätten zum mittleren der drei möglichen Zeitpunkte ihre Arbeit abgegeben, erzählten sie.
Eva Barth ergänzte: „Ich habe mich gefühlt wie bei einer Klassenarbeit. Ich glaube, bei uns in der Gruppe war keiner nervös.“ Ines Lange erzählte dagegen, die Stimmung in ihrer Gruppe sei angespannt gewesen: „Morgens war erst nicht klar, wo wir reingehen sollten. Es war etwas chaotisch und wir waren dadurch etwas später dran.“ Ihr unangenehmstes Fach kommt erst noch: „Mathematik ist am schlimmsten.“

Die Wahl der Themen
Auch die Abiturienten am Wirtschaftsgymnasium haben sich sehr zielgerichtet vorbereitet. Jason Bernhard, der als Erster aus der Sporthalle kam, in der die schriftliche Deutsch-Prüfung stattgefunden hat, sagte, er habe Interpretation und Gedichtsvergleich gewählt. „Das war ok, ich habe sechs Seiten geschrieben. BWL wird vermutlich schlimmer.“
Auch Samantha Lietz hat die Sommer-Gedichte gewählt, obwohl sie eigentlich den Werkvergleich machen wollte: „Aber das Thema lag mir nicht.“ Lana Grundmann hat sich ran getraut: „Von den Themen kann ich einen Werkvergleich am besten schreiben, das habe ich im Unterricht gemerkt.“ Die Deutungshypothese, Einleitung und Stichpunkte habe sie vorgeschrieben, den Rest dann direkt. Behandelt wurden „Der goldene Topf“ und „Der Steppenwolf“.
Und Leon Simon hat einen Essay zum Begriff „Heimat“ geschrieben. Ein Diagramm, drei Briefe verschiedener Autoren und ein Interview waren seine Grundlage. „Drei der Materialien musste ich in noch eigenen Worten wiedergeben“, erzählte er und gab zu: „Ich hatte nur den Essay vorbereitet. Am meisten Respekt habe ich aber eh vor der Matheprüfung.“