Ein Kneipp-Becken für die Öffentlichkeit, ein Aktivspielplatz, eine Seilbahn und ein Biomeiler, der Energie erzeugen soll – Nadim Chebbi hat viel vor mit seinem Projekt Waldgarten im Bereich Dietsche. Ihm gehört das Grundstück und schon vor einigen Wochen hat er sich mit einer Gruppe von Freiwilligen daran gemacht, seine Pläne für einen Ort, an dem Menschen jeden Alters Natur erleben können, umzusetzen. Dabei geht er, der von Beruf Musiktherapeut ist, auch an die Öffentlichkeit und wirbt um Freiwillige, etwa über ein soziales Netzwerk.

Doch bei allem Elan gibt es auch einen Haken: Bislang hat Chebbi für das Projekt keine Baugenehmigung. Peter Fritschi, Leiter des Ordnungs- und Baurechtsamtes, bestätigt entsprechende Informationen, die in der Stadt kursieren. Die Stadtverwaltung sei schon seit mehreren Monaten mehrfach auf Chebbi zugegangen, damit dieser ein qualifiziertes Baugesuch einreiche, sagt Fritschi. Eingegangen sei bis Dienstag, als eine von der Stadt gesetzte Frist abgelaufen sei, allerdings nichts.

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Chebbi gibt auch unumwunden zu, dass er solche Papiere noch nicht eingereicht hat. Dies begründet er unter anderem damit, dass nur Ehrenamtliche an dem Projekt mitarbeiten. Ein erster Architekt, der im Team gewesen sei, sei nicht in die Gänge gekommen. Nun sei ein neuer Architekt in der Gruppe von Ehrenamtlichen. Eine Landkarte mit den Dingen, die auf dem Grundstück geplant sind, liege der Verwaltung allerdings vor, sagt Chebbi. Zudem entwickle sich das Projekt ständig weiter, weil es auf einer Bürgerinitiative beruhe, die auch immer wieder neue Ideen hervorbringe. Derzeit gebe es lediglich ein großes Zelt, für das eine Genehmigung als temporärer Bau nötig sei.

Ein Baugesuch für die Gesamtanlage wolle er aber in den nächsten Tagen einreichen. Chebbi beteuert: „Wir wollen nur etwas Gutes erreichen.“ Es solle kein Jugendtreff entstehen, an dem sich Jugendliche allein aufhalten können, sondern die Anlage solle immer von Pädagogen betreut werden. Er bekomme viele positive Rückmeldungen und regelmäßig gebe es Materialspenden auch von Stockacher Firmen, sagt Chebbi. Und es habe ein Gespräch mit Bürgermeister Rainer Stolz gegeben, was Fritschi bestätigt. Ein formales Baugesuch ersetze dies aber nicht, sagt Fritschi.

Mit diesem Transparent begrüßt die Gruppe, die den Waldgarten in der Dietsche einrichten will, die Besucher. Die Eröffnung ist demnach ...
Mit diesem Transparent begrüßt die Gruppe, die den Waldgarten in der Dietsche einrichten will, die Besucher. Die Eröffnung ist demnach für 2021 geplant. | Bild: Freißmann, Stephan

Der Amtsleiter erklärt auch, warum ein Genehmigungsverfahren mit Gesamtkonzept wichtig ist: Es gehe darum, welche Teile der Anlage eigentlich genehmigungspflichtig sind. Und um „umfangreiche Abstimmungen mit verschiedenen Trägern öffentlicher Belange“. Unter diesem bürokratischen Fachwort sind beispielsweise Strom-, Wasser- oder Gasversorger zu verstehen, die im fraglichen Grundstück möglicherweise Leitungen haben. Im Klartext: Ein Bauherr muss auch wissen, wie tief er wo graben kann, ohne eine Strom- oder Gasleitung zu beschädigen.

Initiator will auch auf die Anwohner zugehen

Doch welche Bedingungen konkret vorliegen, könne man erst nach dem Beteiligungsverfahren sagen. Und um das einzuleiten, brauche die Verwaltung ein formales Baugesuch. Dass Bauvorhaben sich im Laufe der Zeit ändern, sei nicht unüblich, doch auch diese Änderungen müssten genehmigt werden. Im Verfahren gehe es auch um Themen wie die Erschließung, erklärt Fritschi weiter. Beispielsweise habe bei Anwohnern die Frage für Unruhe gesorgt, wie die Zufahrt geregelt werden soll. Chebbi möchte in dieser Frage demnächst mit dem Architekten des Teams auf die Anwohner zugehen.

Fritschi betont im Gespräch mehrfach: „Niemand ist gegen das Projekt.“ Die Stadtverwaltung wolle dem Waldgarten keine Steine in den Weg legen, wenn am Ende etwas Gutes dabei herauskomme und die Menschen Natur erleben können. Das Genehmigungsverfahren müsse aber trotzdem korrekt laufen. Weitergehende Sanktionen habe die Stadt bisher vermieden.